MSV-Profis nach Zwangsabstieg geschockt - Bernard Dietz weint in Frankfurt
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Duisburg/Frankfurt. . Das Ständige Schiedsgericht des Deutschen Fußball-Bundes hat den Entzug der Zweitliga-Lizenz des MSV Duisburg bestätigt. Die Entscheidung ist endgültig, nun will der Klub in die Dritte Liga. Nicht nur Bernard Dietz reagiert fassungslos auf die Nachricht aus Frankfurt.
Morgens um sechs Uhr war Bernard Dietz ins Auto gestiegen und nach Frankfurt gefahren. Der frühere Nationalspieler des MSV Duisburg gehörte nicht zur offiziellen Delegation der Duisburger, die vor dem Ständigen DFB-Schiedsgericht seit zehn Uhr um die Lizenz für die Zweite Fußball-Bundesliga kämpfte. Der 65-Jährige war zur moralischen Unterstützung angereist. Er durfte nicht in den Verhandlungssaal und lief vor dem Hotel, in dem das Gericht tagte, auf und ab. Um 15.32 Uhr dann die Entscheidung: keine Zweiliga-Lizenz für den MSV.
Bernard Dietz liefen die Tränen übers Gesicht. „Sportlich kannst du absteigen“, sagte er. „Aber doch nicht so.“
Udo Steiner, der Vorsitzende des Gerichts, ließ die Emotionen außen vor, als er die Entscheidung begründete: „Das Gericht bestätigt die Entscheidung der DFL. Dem MSV ist es in der gesetzten Frist nicht gelungen, die Liquidität nachzuweisen.“
„Haben die Schlacht nicht heute in Frankfurt verloren“
„Wir haben die Schlacht nicht heute in Frankfurt verloren“, so Jürgen Marbach, der erst in der vergangenen Woche Chef des Aufsichtsrats des MSV wurde. „Die damaligen Personen haben es nicht geschafft.“ Der Rest seiner Worte ging im Gedränge unter. Klar ist: Der frühere Geschäftsführer Roland Kentsch hatte die Unterlagen zusammengestellt und zur DFL geschickt. Kentsch wurde in der vergangenen Woche gefeuert.
Während der Verhandlung in Frankfurt hatten die MSV-Spieler auf dem Trainingsgelände in Meiderich gewartet. Als sich die Verhandlung in die Länge zog, fuhren einige Profis in die Stadt zum Eis essen. Goran Sukalo war einer der ersten, die zurück kamen. „Ich bin traurig“, sagt der Mittelfeldmann. „Wir Spieler finden schon irgendwas, aber die ganzen anderen Mitarbeiter des Vereins, die ihren Job verlieren, tun mir leid.“
Trauernde MSV-Fans
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Stürmer Ranisav Jovanovic war geschockt: „Es wird ein paar Tage dauern, bis wir das verarbeitet haben“, meinte er. Ob er sich vorstellen könne, beim MSV zu bleiben? „Es ist nicht der Tag, um über Verträge zu sprechen.“ Derweil fuhr der Berater von Trainer Kosta Runjaic auf dem Parkplatz vor der Umkleidekabine vor. Das Düsseldorfer Kennzeichen seines Wagens: Ausgerechnet D - FB. . .
Zehn Kilometer weiter südlich versammelten sich die Fans vor der Arena. MSV-Fan Nico Toss fand: „Und wenn es nur ein Prozent Hoffnung gab, ich habe mich daran geklammert.“ Oberbürgermeister Sören Link (SPD) spendete Trost: „Das trifft mich hart. Aber Duisburg hat schon viel einstecken müssen, und wir sind immer wieder auf die Beine gekommen.“
Wie genau das in der Dritten Liga geschehen soll, will der MSV Duisburg an diesem Donnerstag präsentieren. Leicht wird es nicht. Beispiel Fernsehgeld: Als Zweitligist hätten die Zebras 4,5 Millionen Euro aus dem TV-Topf erhalten, in der Dritten Liga schrumpft diese Summe auf 700 000 Euro. Mit Torwart Roland Müller und Mittelfeldspieler Tanju Öztürk haben bisher erst zwei der Profis signalisiert, mit dem MSV auch über die Dritte Liga zu verhandeln.
Wo Schatten ist, ist auch Licht: Beim SV Sandhausen brach Jubel über das Urteil aus, denn dadurch nimmt der Absteiger den freien Platz in der Zweiten Liga ein. Neuer Trainer in Sandhausen: Alois Schwartz. Schwartz hatte in den 90ern für den MSV gespielt. . .
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