Duisburg. Die Taktikanalyse zur abschließenden 0:4-Niederlage des MSV Duisburg bei Dynamo Dresden mit einer Mahnung für die kommende Saison.

Das ist Christoph Gebhard

Trainer Christoph Gebhard ist in der Amateur-Fußball-Szene als Taktikfuchs bekannt. Davon profitieren in erster Linie die A-Jugendfußballer von Viktoria Buchholz, mit denen der 46-Jährige in der vergangenen Saison in der Niederrheinliga an den Start gegangen ist. Gebhard ist zudem Fan des MSV Duisburg. Er verfolgt die Spiele der Zebras nicht nur mit Herzblut, sondern auch als Fachmann mit dem Blick auf das taktische Geschehen auf dem Platz. Für die Sportredaktion analysiert Christoph Gebhard die Spiele der Meidericher.

Möglichst schadlos das letzte Saisonspiel über die Bühne zu bringen, das war der Plan des MSV Duisburg beim Kehraus gegen Dynamo Dresden. Der Plan ging nicht auf. Die Zebras formierten sich zu Beginn in einem 5-3-2-Block und verzichteten auf hohes Anlaufen. Uwe Schubert war wohl mittlerweile zur Erkenntnis gekommen, dass der Wille alleine nicht ausreicht, die qualitativen Schwächen im Kader zu kompensieren.

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Gerade eine hohe letzte Linie und die fehlende Kompaktheit davor führten im Laufe der Saison immer wieder zu Gegentoren. Das galt vor allem, wenn das hohe Pressing nicht griff. Also wartete der MSV im Bereich der Mittellinie ab, ließ die Gastgeber in Ruhe aufbauen und versuchte im Verbund dichter zu stehen.

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Im Ballbesitz gab es zwar das Bemühen, flach aufzubauen. Die starken Momente, in denen man Jonas Michelbrink im Zentrum fand, waren aber an einer Hand abzuzählen. Im Übergangsspiel ließ man sich zu früh auf den Flügel drängen. Dann wurden Bälle plump die Linie hoch gespielt und gingen dann im Pressing der Dynamos verloren.

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Alleine das wäre nicht das größte Problem, wenn diese Ballverluste nicht eine Einladung zum Toreschießen gewesen wären. Aus den Ballverlusten von Ahmet Engin und Marvin Senger entstanden die Gegentore zwei und drei. Lasches Gegenpressing und zu träges defensives Umschalten gaben dem MSV dann in beiden Situationen den Rest. Ursprung dieser Tore waren aber Fehler im Ballbesitzspiel: Positionierung, Entscheidung, Technik.

Überhaupt wirkten die Zebras offensiv relativ ambitionslos. Ein wirklicher Konterplan im offensiven Umschalten war nicht zu erkennen. Im Ballbesitz fehlten alternative Lösungen. Dieser Umstand war nicht zuletzt der personellen Situation geschuldet. Der umtriebige Thomas Pledl fehlte als flache Anspielstation und Kaan Inanoglu war nicht nur aufgrund seines Alters als Ballfestmacher noch weniger geeignet als seine ohnehin schon mäßig erfolgreichen Vorgänger im Sturmzentrum.

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Mitte der ersten Halbzeit kurz nach dem 0:2 wurde das Thema Schadensbegrenzung dann weiter auf die Spitze getrieben. Schubert zog Alexander Esswein ins Mittelfeld zurück. Aus dem 5-3-2 wurde ein 5-4-1, um die Flügelzonen besser dicht zu bekommen. Die Abläufe waren dann defensiv immerhin so solide, dass den Dresdenern nur ein Tor gegen den tiefen Block gelang.

Es bleibt für die Fans des MSV Duisburg nur die Hoffnung

Offensiv kam der MSV in jeder Halbzeit auf genau einen Torschuss. Alexander Esswein am Tor vorbei in Halbzeit 1, Niklas Kölle in die Arme von Daniel Mesenhöler in Halbzeit 2. Somit endete die Saison, wie sie angefangen hatte: mit offensiver Harmlosigkeit und ohne einen wirklichen Plan, wie man Tore erzielen möchte.

Es bleibt für den geneigten MSV-Fan alleine die Hoffnung, dass es diesen wirklichen Plan in der neuen Saison geben wird. Alleine durch das Anbeten der Tradition wird sich in der Regionalliga der Erfolg nicht einstellen. Es braucht endlich entsprechend sportliche Kompetenz und Konstanz in der Kaderplanung. Ansonsten wird der Niedergang auch eine Liga tiefer fortschreiten.