Duisburg. Der MSV Duisburg spielt am Samstag beim Halleschen FC, den Trainer Lieberknecht als Aufstiegsfavorit bezeichnet. Die Zebras haben neue Personalsorgen.

Sollte sich der MSV Duisburg die Spritkosten für die Dienstreise nach Halle nicht sparen? Sind ja immerhin gut 430 Kilometer und so ein Mannschaftsbus schluckt nun durchaus den einen oder anderen Liter. Die Rechnung darf man aufmachen, während Torsten Lieberknecht, der Coach des heimischen Fußball-Drittligisten vom Gegner am Samstag um 14 Uhr im Erdgas Sportpark schwärmt: „Der Hallesche FC ist in der dritten Liga der beste Gegner, die beste Mannschaft, die ich bisher gesehen habe.“ „Sehr geschlossen“ trete der „Aufstiegsanwärter“ an. Mehr noch: Halle sei ein Aufstiegsfavorit, sagt Lieberknecht und verweist unter anderem auf die gut eingespielte Dreierkette.

Stabil steht das Team. Über Jahre habe der Klub eine gute Entwicklung genommen. Der Coach fügt hinzu: „Viele rechnen nicht damit, dass wir da was holen.“ Rechnet der Trainer wenigstens damit? Da weicht Lieberknecht ein wenig aus: „Wir rechnen damit, dass wir Stärke zeigen können.“ Er spricht von Tagesform und erneut von einer „schweren Aufgabe“.

Halle siegte in Jena

Jetzt lohnt es sich dann doch, sicherheitshalber mal aufs Handy zu schauen und die Tabelle einzusehen. Da zeigt sich: Der MSV ist Tabellenerster und hat sechs Punkte Vorsprung gegenüber dem Gegner. Halle holte drei Siege aus den letzten acht Spielen. Vor der Länderspielpause gab es drei Partien mit nur einem Zähler. Nach dem 3:0 auswärts beim Schlusslicht aus Jena am vergangenen Wochenende war das erleichterte Aufatmen der Hallenser bis zum Autobahnkreuz Kaiserberg zu hören. Cheftorschütze Pascal Sohm wird vom Internet-Portal Dritte-Liga online mit dem Satz zitiert, dass man in der Länderspielpause viel gelernt habe. Mit anderen Worten: So dolle fanden sich die Kicker des FC vorher selbst nicht.

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Von Dirk Retzlaff und Sven Kowalski

Der MSV hat derweil die letzten fünf Spiele alle gewonnen. Trotz großer Personalnot. Doch Lieberknecht beweist auch dabei Zurückhaltung: „Das, was wir hier haben, ist nicht unverdient. Aber auch nicht alltäglich.“ Bereits nach den vergangenen Spielen hatte der Coach eingeräumt, dass zum Erfolg jeweils eine gute Portion Glück notwendig war.

Angespannte Personallage beim MSV

Was mag der Coach wohl mit der intensivsten Lobrede, die je ein Spitzenreiter auf einen Tabellendritten gehalten hat, beabsichtigen? Zum einen könnte es sein, dass Lieberknecht das eigene Team erden will. Ohne Dusel ging es gegen Würzburg, Uerdingen, Rostock und Viktoria Köln in der Tat nicht ab. Da darf nicht der Eindruck entstehen, man habe sowieso den „Papst in der Sporttasche“. Zum anderen möchte er offenbar dem Gegner ein Überlegenheitsgefühl unter die Haut spritzen. Das macht schon mal ein bisschen leichtsinnig.

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Der Coach spricht gern von einer „dreckigen Saisonphase“, weil das Wetter ungemütlich, der Boden tief und das Saisonende noch lange hin ist. Am Donnerstag schob er sauber und putzmunter die Favoritenrolle dem Tabellendritten zu. Soll der doch damit machen, was er will. Schließlich: Bei einer möglichen Niederlage der Zebras muss niemand über Krise und Probleme sprechen. Es kam nicht unerwartet. Zumal sich die Personallage eher verschärft als entspannt hat.

Stoppelkamp auf einem guten Weg

Bereits am Montag hatte MSV-Präsident Ingo Wald sich erleichtert über den glücklichen 2:1-Sieg gegen die Kölner Viktoria gezeigt: „Das war wichtig vor den beiden schweren Auswärtsspielen.“ Nach Halle kommt die Zweite der Bayern und dann muss der Spielverein zum Hinrundenfinale nach Unterhaching. Da darf selbst eine Mannschaft, die fest an sich glaubt, den Kirchturm im Dorf lassen.

Was Lieberknecht immerhin auf Nachfrage zugibt: Seine Elf ist ausgesprochen effektiv und besitzt eine enorme offensive Wucht. 35 Tore sind schon eine Hausnummer. Gegner wie Rostock oder Köln blickten gegen die Zebras auf die beste Saisonleistung zurück. Verloren hatten sie trotzdem. Zudem weiß die Elf sich aus schwächeren Spielphasen zu befreien. Wie die Zebras in Rostock nach der Pause spielten oder die Kölner nach dem Wechsel in den Schwitzkasten nahmen, das hatte durchaus Format. Überdies besteht gute Aussicht, dass Moritz Stoppelkamp nach überstandener Magen-Darm-Grippe zurück ins Team kommt. Lieberknecht: „Wenn er fit ist, spielt er.“

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Lukas Boeder erkrankt

Auch wenn er kein Duisburger ist, Pascal Sohm hat Recht: „Das ist ein echtes Spitzenspiel.“ Denn die Tabelle sagt nach dem 16. Spieltag die Wahrheit: Nicht nur die Hausherren auch die Gäste aus Duisburg, die ganz vorn stehen, sind ein Aufstiegsanwärter. Der Bus sollte betankt werden. Randvoll, damit im nicht ganz unwahrscheinlichen Zweifelsfall die Schwerlast von drei Punkten bei der Rückreise locker bewegt werden kann.

Innenverteidiger Lukas Boeder meldete sich mit Unwohlsein am Mittwochabend ab. Einsatz ungewiss. Bleibt Vincent Gembalies als einziger gelernter Innenverteidiger.