Duisburg. Der MSV Duisburg trifft am Dienstag im DFB-Pokal auf den SC Paderborn. Sportdirektor Ivica Grlic spricht über Geld, Gegner und Selbstvertrauen.
Erstmals seit acht Jahren spielt der MSV Duisburg am Dienstag wieder um den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Vor der Partie gegen den Zweitliga-Konkurrenten SC Paderborn (20.45 Uhr/Sky) blickt Ivica Grlic (43) auch zurück. Der MSV-Sportdirektor bestritt als Kapitän in Berlin das letzte Pflichtspiel seiner Karriere. Duisburg verlor das Pokalfinale gegen Schalke 04 mit 0:5 – die Meidericher Anhänger feierten dennoch.
Herr Grlic, welche Erinnerungen haben Sie an den 21. Mai 2011?
Ivica Grlic: Leider war das Ergebnis nicht so erfreulich, aber was im Kopf geblieben ist, sind die letzten 25 Minuten mit einer fantastischen Atmosphäre, mit der Stimmung unserer Fans. Dass wir es bis ins Finale geschafft haben, ist für einen Zweitligisten nicht alltäglich. Es war ein sensationelles Erlebnis.
Sie haben in der letzten Saison Ihrer Profikarriere eine große Euphorie rund um den MSV Duisburg erlebt. Warum ist die Mannschaft als Zweitligist damals im Pokalwettbewerb so weit gekommen?
Grlic: Man braucht natürlich immer auch das Quäntchen Glück, um gegen einen Erstligisten zu gewinnen, oder vielleicht auch ein Heimspiel zu haben. Aber wir hatten damals eine fantastische Mannschaft. Es hat Riesenspaß gemacht. Leider hatten wir im Finale das Pech, einige verletzte Stammspieler zu haben.
Der MSV ist Vorletzter in der Tabelle. Was bedeutet die Achtelfinal-Teilnahme für Sie und den Verein?
Grlic: Der Verein kann Geld einspielen. Aber man kann sich auch Selbstvertrauen holen. Bisher ist die Saison nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Chance, eine Runde weiterzukommen, ist ein großer Ansporn – auch für die Spieler. Das sind die Dinge, die den Pokal für uns ausmachen.
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Zunächst zum finanziellen Aspekt: Im Spiel gegen Paderborn geht es um insgesamt 1,3 Millionen Euro. Was würden Sie mit dem Geld machen?
Grlic: Seit dem Lizenzentzug haben wir Abgaben zu leisten. Wir müssten also auch Geld davon abgeben. Jetzt geht es aber erst einmal darum, eine Runde weiterzukommen. Der sportliche Aspekt steht im Vordergrund.
Der SC Paderborn hat bereits 48 Liga-Treffer erzielt, so viele wie keine andere Zweitliga-Mannschaft in dieser Saison. Zuletzt gab es einen 6:0-Sieg gegen Fürth. Wieviel Respekt haben Sie vor dem Gegner?
Grlic: Paderborn spielt bis jetzt eine sehr gute Saison, ist offensiv extrem stark. Das letzte Ergebnis ist eine Hausnummer. Aber es ist nicht das erste Mal, dass Paderborn hoch gewinnt. Natürlich haben wir Respekt, aber keine Angst. Wir spielen bei uns zuhause und wollen dieses Spiel gewinnen.
Zwei Spieler ragen bei den Paderbornern heraus: Der Ex-Schalker Bernard Tekpetey hat bereits acht Saisontreffer erzielt, Philipp Klement als offensiver Mittelfeldspieler sogar elf. Fehlen solche Torjäger in Duisburg?
Grlic: Die Paderborner sind in der Offensive unberechenbar. Klement und Tekpetey sind zwei Spieler, die in dieser Mannschaft sehr gut funktionieren. Natürlich kann man sagen, dass es bei uns in dieser Saison noch nicht diese ein oder zwei Spieler gibt, die regelmäßig treffen. Ich hoffe aber, dass sich das jetzt in der Rückrunde ändert. Entscheidend ist der Klassenerhalt.
Sie haben in der Winter-Transferperiode drei Spieler verpflichtet: Felix Wiedwald ist als Torhüter zum MSV zurückgekehrt. Havard Nielsen ist ein neuer Mann in der Offensive, der schon zwei Treffer erzielt hat. Abwehrspieler Joseph Baffoe ist noch verletzt. Was erhoffen Sie sich von diesen Spielern?
Grlic: Wir sind von allen drei Spielern überzeugt. Felix Wiedwald ist ein Typ, der anpacken möchte und dem MSV helfen will, die Klasse zu halten. Felix hat schon unter Beweis gestellt, dass er die Qualität hat. Er hat auch schon Situationen bei Werder Bremen erlebt, in denen es um den Klassenerhalt ging. Joseph Baffoe hat noch das Pech, dass er leicht angeschlagen ist, er uns also noch ein bisschen fehlen wird. Havard Nielsen ist ein Top-Spieler für uns. Man hat schon gesehen, dass er unserer Mannschaft helfen kann und auch helfen wird.
Ihr Team hat zuletzt in einem neuen System gespielt und gegen Darmstadt 3:2 gewonnen. Ist das also eine Formation, mit der man weiterhin planen kann?
Grlic: Wir haben in Bochum und gegen Darmstadt mit einem 4-1-4-1 angefangen. Das ist ein System, mit dem wir noch variabler sind und vielleicht auch auf ein 4-4-2 umstellen können. Die Mannschaft fühlt sich sehr wohl darin. Das hat man auch gegen Darmstadt gesehen, gerade wie wir die Tore herausgespielt haben.
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Gerrit Nauber hat die Kapitänsbinde im Trainingslager von Kevin Wolze übernommen. Ein ehemaliger Bundesliga-Spieler wie Moritz Stoppelkamp zählte gegen Darmstadt nicht mehr zur Startelf. Wie bewerten Sie diese Veränderungen?
Grlic: Erstens finde ich es ganz stark von Kevin Wolze, dass er gesagt hat: ‚Ich will das Kapitänsamt ablegen, um mich wieder auf meine Leistung zu konzentrieren, um auch meine Leistung abrufen zu können.‘ Das ist nicht alltäglich. Ich bin lange genug im Sport und weiß, wovon ich spreche. Vor dieser Entscheidung muss man den Hut ziehen. Gerrit Nauber ist ein Spieler, der Verantwortung tragen kann und sicherlich auch wird. Was Moritz Stoppelkamp betrifft: Wir haben auf den Positionen Qualität und einen starken Konkurrenzkampf. Dann kann es mal den einen oder anderen erwischen. Es geht nicht um den einzelnen Spieler, sondern des Erfolg des Vereins. Da muss sich jeder Spieler unterordnen. Das ist ganz normal.
Hat Moritz Stoppelkamp als erfahrener Spieler damit kein Problem?
Grlic: Kein Spieler ist glücklich damit, wenn er auf der Bank oder auf der Tribüne sitzt. Sonst hat er seinen Beruf verfehlt. Stoppel hat den Ehrgeiz, immer wieder zu spielen. Spieler mit seiner Qualität sollten auch diesen Anspruch haben. Ich bleibe dabei: Es liegt an jedem Spieler selbst, dass er spielt.
Erwarten Sie mehr von Moritz Stoppelkamp?
Grlic: Die Verletzung hat ihn etwas aus der Bahn geworfen. Das ist gar nicht so einfach für einen Spieler, wenn es nicht läuft und man selbst unzufrieden ist. Das gilt aber für die ganze Mannschaft, weil wir keine gute Hinrunde gespielt haben. Wir haben immer wieder aufblitzen lassen, dass wir Qualität haben, das jedoch nicht konstant gezeigt. Das gilt es in der Rückrunde zu verbessern. Jeder Spieler muss versuchen, zu 100 Prozent seine Leistung zu bringen. Nur so kann er der Mannschaft helfen. Von den älteren Spielern erwarten wir zudem, dass sie vorneweg marschieren, die Mannschaft mitziehen und Vorbilder sind.
Wie geht man ein solches Pokalspiel nun an, das auch länger als 90 Minuten dauern könnte? Wird die Mannschaft möglicherweise nach konditionellen Kriterien aufgestellt?
Grlic: Man darf nicht vergessen, dass man innerhalb von acht Tagen schon das dritte Spiel bestreitet: Dienstag, Freitag, Dienstag. Das ist für einen Zweitligisten nicht einfach. Aber Paderborn hat dasselbe Problem. Die Chancen stehen 50:50. Beide Mannschaften haben die Möglichkeit weiterzukommen. Und ich glaube, dass beide Klubs auch andere Lose im Achtelfinale hätten bekommen können. Es gibt in dem Spiel nicht den einen Favoriten.
Wenn Sie jetzt die Wahl hätten zwischen einem sofort garantierten 15. Platz oder der Teilnahme am Pokalfinale in Berlin? Wofür würden Sie sich entscheiden?
Grlic: Für das tägliche Brot. Den Klassenerhalt in der Zweiten Liga.