Duisburg. Die U-23-Regelung macht’s möglich: Der junge Maurice Schumacher sitzt seit Wochen als Ersatzkeeper beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg auf der Bank. Die etatmäßige Nummer zwei Marcel Lenz, gerade 23 Jahre alt, aber 58 Tage über dem Stichtag, muss in den sauren Apfel beißen und sich gedulden. Er nimmt es mit Humor: „Unfassbar, dass ich mit 23 schon zu alt bin...“

Maurice Schumacher steht beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg nicht voll im Rampenlicht, aber er ist zumindest im dezent beleuchteten Bereich dabei. Der Jung-Torwart sitzt bei den Zebras regelmäßig als Ersatz für Michael Ratajczak (32) auf der Bank. Spielpraxis kann „Schumi“ nur wenig vorweisen. Im Saisonverlauf brachte er es lediglich auf zwei Einsätze im MSV-Oberligateam.

Als etatmäßige „Nummer zwei“ wird hinter Ratajczak eigentlich Marcel Lenz geführt. Der Blondschopf ist zwar erst 23 Jahre jung, liegt aber wegen seines Geburtstags im Mai genau 58 Tage über der Stichmarke, die für die U-23-Regelung gilt. „Unfassbar, dass ich schon zu alt bin“, nimmt es Lenz mit Humor. Nach dem Reglement sind alle Drittligaklubs verpflichtet, zu jeder Begegnung mindestens vier Kicker auf dem Spielberichtsbogen aufzuführen, die das 23. Lebensjahr am 1. Juli der jeweiligen Spielzeit noch nicht vollendet haben.

„Ich bin mir darüber bewusst, dass ich wegen der Altersregelung im Kader bin und sehe es so, dass Marcel Lenz bei uns die sportliche Nummer zwei ist. Er hat bei Schalke 04 eine Superausbildung genossen und ist insgesamt schon erfahrener als ich“, sagt Schumacher, der zwischenzeitlich wegen einer Schulterverletzung nicht zur Verfügung stand. Da der junge Erik Wille (21) wegen seines Muskelfaserrisses ebenfalls ausfiel, musste Trainer Gino Lettieri reagieren. Anstatt Quoten-Keeper Maurice Schumacher rückte A-Jugend-Schlussmann Tom Gubini (18) gegen Chemnitz (0:0), Bielefeld (1:1) und Fortuna Köln (1:0) auf die Duisburger Bank. Die Variante, einen völlig unerfahrenen Torhüter in den Kader zu beordern, um den Statuten gerecht zu werden, ist zwangsläufig riskant. Lettieri: „Es gibt kaum Vereine, die einen erfahrenen zweiten Torwart als Ersatz bereit halten.“

"Traue ihm zu, dass er 30 Minuten den Kasten sauber hält"

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Für den Fall der Fälle hätte Lettieri kein Bauchgrummeln: „Ich traue Maurice zu, dass er bei einer Einwechslung für Ratajczak für 30 Minuten den Kasten sauber hält.“

Duisburgs Stammtorwart zur Konstellation: „Für Marcel ist es natürlich ein bisschen ärgerlich, dass er wegen der U-23-Regel rausfällt. Für Schumi ist es dagegen eine tolle Sache, im Kader dabei zu sein. Ich hätte weder bei Maurice noch bei Marcel ein ungutes Gefühl, wenn sie mich vertreten müssten.“ Die Zusammenarbeit im Torwarttrio bezeichnet Michael Ratajczak als homogen: „Es gibt keine Seilschaften, wir verstehen uns gut, lachen viel zusammen.“ Das wäre bei einem Konkurrenzkampf mit Haken und Ösen vermutlich anders. Marcel Lenz schaut auch in den nächsten Tagen gebannt auf die Spielerliste in der Kabine. „Ich hoffe, dass bald wieder ein Kreuz hinter meinem Namen steht.“ Kreuz bedeutet Kader. Und für Lenz ein Ende der unverschuldeten Auszeit.