Führung für Gladbach kontraproduktiv - Eberl: "Pervers"
•
Lesezeit: 4 Minuten
Mönchengladbach. . Neun Spiele in Folge ohne Sieg. Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach steckt tief in der Krise und ein Ende ist nicht in Sicht. Vor allem, weil am Niederrhein die Erklärungen fehlen.
Unterschiedlicher hätten sich die Szenen in den Katakomben des Borussia-Parks nicht abspielen können. Die Augsburger jubeln im Kabinentrakt, schreien laut vor Freude und feiern sich, die Gladbacher auf der anderen Seite schleichen in ihre Umkleide oder versuchen mit leiser Stimme Worte für das zu finden, was heute wiederholt passiert ist.
Doch eine Erklärung hat man bei Borussia Mönchengladbach derzeit nicht. Weder für das bittere 1:2 gegen die Fuggerstädter, die man in der Tabelle nun hat passieren lassen müssen; noch für die neun sieglosen Spiele in Folge. Und erst Recht sucht man vergebens nach einer Erklärung für die Tatsache, dass die Gladbacher zum vierten Mal in Folge eine Führung aus der Hand gegeben haben.
Spieler, Manager und Trainer – alle sind sie ratlos ob der Krise der Borussia, die in der Hinrunde die Bundesliga mit frischem Kombinationsspiel verzückte und einen fast schon sensationell anmutenden dritten Platz zur Winterpause inne hatte. Doch diese Pause tat der Mannschaft von Lucien Favre offensichtlich nicht gut. Selbst der einkehrende Frühling am Niederrhein weckt die Fohlen nicht aus dem Winterschlaf.
„Es ist unglaublich!“ Gladbachs Allrounder Tony Jantschke, der gegen den FCA im defensiven Mittelfeld spielen musste, schüttelt den Kopf. Versucht, das Geschehene in Sätze zu hüllen. Und scheitert fast: „Es fängt an wie in den letzten drei Spielen: wir beginnen super, machen das Tor und haben drei, vier hundertprozentige Chancen. Es ist Wahnsinn, dass wir dann nicht 2:0 führen. Und dann schenken wir so ein dummes 1:1 her und beim zweiten Tor lassen wir uns auskontern… Unglaublich. Unglaublich!“
Gladbach hat „Angst, Spiel fertig zu spielen“
„Tief enttäuscht“ ist auch Favre, der Fußballlehrer, der Perfektionist, der seit Wochen bei seiner Mannschaft so viele Fehler sieht, die immer wieder demselben Muster obliegen. „Momentan ist das bei uns so, dass eine Führung für uns kontraproduktiv ist; so pervers das klingt!“, versucht Manager Max Eberl das Phänomen zu erklären. Es sei ein Problem, „dass sich in den Köpfen etwas festsetzt, was sich ganz schnell wieder lösen muss – nämlich, dass wir Angst haben, Spiele fertig zu spielen.“ Schema F würden die Spieler momentan abliefern, „wir müssen überlegen und dann ist es schon zu spät. Dann ist das Spiel, die Situation schon gelaufen. Wir denken einfach zu langsam derzeit“, versucht der Sportdirektor die Situation zu begreifen und Jantschke sagt: „Wir sind irgendwie gar nicht mehr ins Spiel gekommen. Ich weiß es auch nicht und das ist schwer zu erklären. Tja, ich bin ein bisschen sprachlos, wie man nach so einer ersten Halbzeit ein Spiel so verlieren kann.“
Schon wieder. Auch in Bremen, gegen Hoffenheim und in Braunschweig führte die Borussia, drei Punkte gab es aber nur in der Addition dieser Spiele. Zu wenig für den ambitionierten Bundesligisten, der die Fans nach der Hinrunde schon von der Champions League träumen ließ. Aus der Traum. Die Gladbacher befinden sich ein einem Alptraum von Rückrunde, doch weit und breit niemand da, der sie weckt.
„Wenn man so eine Hinrunde spielt, von Sieg zu Sieg eilt und dann in so eine Krise, in so ein Loch fällt, ist das ganz normal, dass das eine mentale Sache ist“, so Jantschke. Es sei einfach „scheiße gelaufen!“ Doch wie wacht man auf aus dieser Krise? „Wir können jetzt nicht aufhören und den Betrieb einstellen“, weiß Eberl. Man müsse sich der Situation und der nicht leichten Aufgabe stellen und es müsse sich viel ändern: „Wir müssen wieder als Kollektiv auftreten“, so der Manager: „Ich möchte nicht sagen, dass wir zu den Grundtugenden des Fußballs zurückkehren müssen, aber wir müssen unsere Stärken, die wir in der Hinrunde hatten, wieder auf den Platz bringen. Wir müssen als Mannschaft geschlossen gegen den Ball arbeiten, wir müssen durch diese Dinge Vertrauen erarbeiten – und das wird in Dortmund gefragt sein.
Dort bei der anderen Borussia muss Mönchengladbach als nächstes antreten. Beim Tabellenzweiten. „Es nützt ja nichts. Der Spielplan ist, wie er ist“, sagte Jantschke und Zuversicht klingt anders.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.