Mönchengladbach. . Die Worte von Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl werden immer deutlicher. Sauer war der Manager nach dem Unentschieden gegen Hoffenheim. Die Gladbacher verspielen ihren Kredit aus der Hinrunde.
Der Trainer enttäuscht, die Spieler in Erklärungsnot und der Manager stinksauer. Abgerundet wird das Konglomerat der Katerstimmung von pfeifenden Fans - bei Borussia Mönchengladbach hat man nach dem 2:2-Unentschieden gegen die TSG 1899 Hoffenheim schwerlich realisiert, dass die Leistungsdelle zu einer nicht mehr von der Hand zu weisenden Krise geworden ist. Eine Krise, dir man am Niederrhein lange nicht sehen wollte. Die nackten Fakten aber belegen, dass bei der Überraschungsmannschaft der Hinrunde im zweiten Abschnitt der Saison alles andere als rund läuft.
Sieben Spiele ohne Sieg, in der Tabelle vom dritten Champions-League-Platz auf den sechsten Rang abgerutscht – nur ein Punkt vor dem Tabellenneunten –, zwei sicher geglaubte Sieg noch leichtfertig aus der Hand gegeben und eine indiskutable zweite Halbzeit am Samstag gegen die Kraichgauer belegen das, was Gladbachs Sportdirektor Max Eberl in den vergangenen Woche noch versucht hat, verbal klein zu reden. Damit ist jetzt Schluss. Der Manager stellte sich vor die Journalisten und sprach Klartext: „Ich bin echt sauer“, sagte Eberl mit strengem Blick. „Ich bin nicht enttäuscht, ich bin sauer.“ Enttäuscht könne er sein, wenn er das Gefühl habe, dass die Mannschaft alles versucht hat, „aber ich bin enttäuscht darüber, dass wir es nicht hinkriegen, unsere Fähigkeiten, die wir alle unbestritten haben, die auch alle für sich reklamieren, auf den Platz zu bringen“, so der 40-Jährige.
Nur in der ersten Halbzeit schaffte es die Borussia, an die starke Serie Ende des vergangenen Jahres zu erinnern. Defensiv stand Gladbach sicher, im Mittelfeld wurde geackert, kombiniert und offensiv gedacht und vorne traf erst Patrick Herrmann kunstvoll und dann Tony Jantschke so überrascht wie sicher. 2:0 stand es zur Halbzeitpause, doch schon nach einer halben Stunde ließen die Rheinländer nach und Hoffenheim besser ins Spiel kommen. Ein dritter Treffer für die Hausherren hätte die Partie wohl entschieden, doch wie schon in Bremen verpassten die Fohlen, den berühmten Sack frühzeitig zu zumachen. Hoffenheim kam druckvoll aus der Pause, erzielte den Anschlusstreffer und die Elf von Trainer Lucien Favre brach auseinander.
„Es ist eine schwere Zeit für uns“, konstatierte der Schweizer Fußballlehrer so enttäuscht, wie ernüchtert. Es habe nur wenig zum 3:0 gefehlt, erklärte Favre und „damit wäre das Spiel fertig gewesen.“ Der Anschlusstreffer habe seine Mannschaft überrascht und Favre sprach von einem psychologischen Problem. „Das Tor aus dem Nichts ändert alles“, so der Coach und Christoph Kramer erklärt es aus der Spielersicht: „Wir werden hektisch“ brutal hektisch und das spiele einer Auswärtsmannschaft in die Karten. Es fehle dem Team an Dominanz und Ruhe im Spiel. „Ob das immer nur am Kopf liegt, weiß ich nicht“, sagte Kramer.
„Die Europa League ist mir momentan scheißegal“
Ratlosigkeit regiert am Niederrhein. Warum die Mannschaft nicht mit ähnlich aggressiver Einstellung aus der Kabine gekommen sei, wie vor dem Spiel, konnte Stürmer Max Kruse nicht erklären: „Wenn ich das jetzt beantworten könnte, würden wir es wahrscheinlich anders machen.“
Sie wissen es derzeit nicht bei Borussia Mönchengladbach, wollen es durch „harte Arbeit“ lösen und sich auf wieder auf „die Basistugenden besinnen, wie zu Saisonbeginn“, sagte der Manager und ergänzte, „die Europa League ist mir momentan scheißegal.“ Die Fans der Borussia sehen das anders. Platz drei machte Appetit auf mehr, jetzt rückt Europa immer mehr in weite Ferne. „Natürlich träumen die Fans und wir versuchen auch, wieder erfolgreich zu sein“, so Eberl, aber das ginge nur zusammen. Pfiffe des Publikums seien kontraproduktiv. Man müsse sich nun besinnen und „weniger Fehler machen“. In Braunschweig, beim Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga, kann Gladbach damit anfangen.
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