Bremen. .

Auch wenn Marc-André ter Stegen bald für den FC Barcelona die Bälle hält, wird der gebürtige Mönchengladbacher auf ewig ein Borussia-Anhänger bleiben. Wie ­nahe ihm das Wohl und Wehe dieses Fußballvereins geht, war am Samstag wieder im Bremer Weserstadion zu besichtigen, wo er im Stechschritt vom Rasen direkt in die Kabine eilte. Vollgepumpt mit Adrenalin. Und so aufgeladen mit Zorn, dass der Schlussmann jeden Kommentar verweigerte. Es hätte später also gar nicht der ausschweifenden Erklärungen der Kollegen bedurft, um zu bemerken, dass den frustrierten Gladbachern das 1:1 bei Werder Bremen überhaupt nicht schmeckte.

Der Torhüter konnte ja nichts dafür, dass in vorletzter Minute ausgerechnet der neue Bremer Ludovic Obraniak den Ball so gekonnt und platziert ins Mönchengladbacher Tor schnippelte, dass ter Stegen nicht mal mehr einen Hechtsprung ansetzen konnte.

Chance zum 2:0 nicht genutzt

„So ein Freistoß kurz vor Schluss ist extrem bitter. Wenn wir vorher das 2:0 machen, ist alles vorbei – ich ­habe das Riesending, der muss nur rein“, sagte der extrem schuldbewusste Patrick Herrmann. Und Granit Xkaka fügte nicht minder enttäuscht an: „Wir müssen das Spiel gewinnen – fertig, Schluss, Aus.“ Max Kruse, der ehemalige Werder-Akteur, fand es „ein Stück weit unerklärlich“, warum in vielerlei Hinsicht verbesserte Gäste das frühe Geschenk durch Assani Lukimyas Aussetzer und Raffaels Führungstor (6.) nicht entschlossener ausnutzten, um im neuen Jahr den ersten Sieg einzutüten. „Das war einfach unnötig. Ich weiß auch nicht, warum wir immer so unkonzentriert sind.“

Die Entstehung der vermaledeiten Standardsituation nach einem Vergehen von Christoph Kramer an Zlatko Junuzovic hat Lucien Favre zwar einerseits bis ins Detail analysiert („Ein Foul dort ist unnötig und tödlich“), doch der Fußball-Lehrer kritisierte auch Grundsätzliches. Üben und üben empfahl er den Seinen für diese Arbeitswoche, „Ballbeherrschung und Ballannahme, da haben wir Probleme.“ Und wegen der „technischen Defizite“, so Favre in seinem Vortrag, „haben uns noch zehn Prozent Ballbesitz gefehlt.“ Das hörte sich beim pedantisch veranlagten Schweizer beinahe so an, als habe sein Team spieltechnisch und -taktisch versagt, was sich nun wahrlich nicht behaupten ließ.

Es ist den Gladbachern schwer gefallen, dem Punktgewinn etwas Positives abzugewinnen. Martin Stranzl aber wollte es nicht zulassen, dass ­alles schlecht geredet wird: „Natürlich ist ein Zähler aus vier Spielen zu wenig“, meinte der 34-jährige Österreicher, „aber es wäre kontraproduktiv, jetzt nur Trübsal zu blasen.“