Mönchengladbach. Lucien Favre sprach von einem Wunder, dabei ist der Trainer von Borussia Mönchengladbach eher einer knallharter Analyst. Doch der 2:0-Sieg seiner Mannschaft über in der ersten Halbzeit überragende Dortmunder gehört für den Schweizer in die Kategorie Mysterium.

Hörte man Lucien Favre nach dem Spiel gegen Borussia Dortmund reden, man könnte meinen, seine Borussia aus Mönchengladbach wäre gegen den Champions-League-Finalisten mächtig unter die Räder gekommen. Das Gegenteil war der Fall. Die Mannschaft des Schweizers gewann überraschend mit 2:0 gegen den BVB. Trotzdem ärgerte sich der Fußballlehrer enorm über die Leistung seiner Elf - vor allem über die Leistung von der 15. bis zur 45. Minute. Diese halbe Stunde hätte man auch "Angst essen Seele auf" betiteln können und Regisseur Rainer Werner Fassbinder hätte es als Standardwerk für die Furcht vor der eigenen Courage nehmen können.

Gladbach reagierte verunsichert auf das frühe und aggressive Forechecking der Gäste, wurde nervös und übergab dem BVB fast das komplette Spielfeld. Nicht mal die fahrig ausgeführten Konter im eigenen Stadion sorgten annähernd für Entlastung. "Ich war tief enttäuscht von der ersten Halbzeit", sagte Favre kopfschüttelnd. Der erste Abschnitt sei zum Vergessen gewesen. Von einem Wunder sprach der Schweizer, dass sich seine Mannschaft mit einem torlosen Unentschieden in die Kabine rettete - mit rauchenden Torwarthandschuhen von einem starken Marc-André ter Stegen und Martin Stranzl, der sich wie ein Fels in der Brandung in unzählige Zweikämpfe warf. "Defensiv haben wir als Mannschaft sehr viel richtig gemacht", attestierte Borussias Sportdirektor Max Eberl seinem Team.

Auch interessant

Lucien Favre sah diesen Fakt nur bedingt. "Wir waren fast katastrophal und haben viel zu langsam agiert, viel zu langsam gedacht", der BVB war allzeit präsent "und wir haben geschlafen." Dortmunds Trainer Jürgen Klopp sah es ähnlich: "Wir haben den Gegner brutal unter Druck gesetzt, ein gutes Gegenpressing gespielt, aber kein Tor geschossen" - die mangelnde Chancenauswertung war einmal mehr das Problem des BVB.

Bei der anderen Borussia ärgerte sich Favre über ganz andere Dinge. "Statt dem Ball nachzuschauen müssen wir handeln, antizipieren. Das tun wir nicht, deswegen sind wir überrascht", so der Perfektionist und der seiner Elf drohte. "Spieler, die dieses Tempo nicht spielen könne, werden nicht mehr spielen", sagte der Trainer, der einzelne Akteure aus seiner Mannschaft aber nicht hervorheben wollte. Ebensowenig wollte Favre verraten, was er seinen Fußballern in der Pause mit auf den Weg gegeben hatte. Laut wurde der Trainer in der Halbzeitpause aber nicht, erzählte Favre, das bringe nichts - aber er habe ein paar Dinge klar angesprochen und versucht, seinen Spielern die Angst zu nehmen.

Gladbachs Raffael versetzte dem BVB den Knockout

"Dieses Tempo kann Dortmund nicht über 90 Minuten gehen", machte Favre seiner Mannschaft Mut und sollte damit Recht behalten. Die Borussia vom Niederrhein verteidigte mutiger und spielte plötzlich mit. Nur so gehe es, erklärte der Schweizer, der sehen wollten, dass seine Elf passsicher und mit Tempo nach vorne agiert. Und das klappte. Die Chance von Oscar Wendt nach einer Stunde war auch für Stranzl "so etwas wie ein Weckruf" der Fohlen. Der BVB presste nicht mehr so hoch, ließ den Gladbacher etwas mehr Raum zur Entfaltung, die sie nutzen, eiskalt und effizient. Nationalspieler Max Kruse verwandelte einen berechtigten Strafstoß sicher und Raffael versetzte dem BVB nur vier Minuten später den endgültigen Knockout. "Über 90 Minuten ist der Sieg sicher nicht verdient", resümierte Favre, "aber sieht man sich nur die zweite Hälfte an, sind die drei Punkte nicht unverdient." Mit dieser Ausbeute sei er "sehr zufrieden" und über das Wunder von Mönchengladbach wird er sicherlich noch länger nachdenken.

Gladbach schlägt den BVB

picturegallery-344744_1305302.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305303.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305275.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305276.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305277.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305278.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305291.jpg
© AFP
picturegallery-344744_1305292.jpg
© AFP
picturegallery-344744_1305279.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305280.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305281.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305299.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305282.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305283.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305284.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305285.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305296.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305301.jpg
© dpa
picturegallery-344744_1305297.jpg
© AFP
picturegallery-344744_1305286.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305287.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305294.jpg
© AFP
picturegallery-344744_1305298.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305289.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305293.jpg
© AFP
picturegallery-344744_1305288.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305290.jpg
© Bongarts/Getty Images
picturegallery-344744_1305300.jpg
© dpa
1/28