Mönchengladbach. . Mit dem 4:1 gegen Werder Bremen zeigte Borussia Mönchengladbach, dass mit dem Team zu rechnen ist. Bremen geht schweren Zeiten entgegen. Gladbach zeigte starken Fußball bei Ballbesitz, Werder nicht. Gladbach profitierte ungemein von Neuzugängen, Werder nicht.
Fußballfreunde wissen, dass es immer ein paar Wochen dauert, bis sich in der Bundesliga die Dinge sortieren. Zu Beginn einer Saison fliegt in der Tabelle vieles vogelwild durcheinander. Die Fans von Borussia Mönchengladbach etwa müssen sich nach drei Spieltagen die Augen gerieben haben: Drei spielerisch ordentliche Auftritte hatten ihr Team lediglich auf Platz zehn gebracht, Gegner Werder Bremen dagegen machte nicht den Eindruck, sich um einen Schönheitspreis bewerben zu können, kam aber als Sechster zu den Borussen. Das zumindest haben die Gladbacher eindrucksvoll korrigiert. Mit dem 4:1 (1:0) überholte das Team Werder nicht nur tabellarisch, sondern spielte die Gäste am Ende so sehr in Grund und Boden, dass nicht einmal hartgesottene Werder-Fans noch davon ausgehen dürften, dass Bremen und Gladbach eine Saison auf Augenhöhe erleben werden.
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Das tun übrigens nicht einmal die Bremer Verantwortlichen. Robin Dutt, der neue Trainer, redete nach dem Spiel viel über Balance. Werder galt jahrelang als Synonym für Offensivspektakel. Das Wort Defensive musste man an der Weser dagegen im Fremdwörterlexikon nachschlagen. Über die Jahre hinweg geriet besagte Balance so sehr aus dem Gleichgewicht, dass Werder immer wieder in den Abstiegskampf rutschte.
Werder-Trainer Dutt schwört den Verein auf harte Zeiten ein
Auf ähnlich harte Zeiten schwört Dutt den Verein derzeit ein: „Wir werden die komplette Saison in einem Stadium spielen, in dem wir anfällig sind“, sagte der Coach nach dem Auftritt in Mönchengladbach, der eine halbe Stunde lang von solider Defensivarbeit, dann von einem sehr kurzen Aufbäumen und am Ende von blanker Hilflosigkeit gekennzeichnet war. „Spielerisch“, hielt Dutt dagegen, „war das heute ein Fortschritt, wir haben den Ball besser laufen lassen als in den ersten drei Partien.“
Das klang ein wenig nach Pfeifen im Wald, zu deutlich war der Unterschied ausgefallen. Die Borussen hatten das Spiel vom ersten Moment an im Griff, fanden nur eine halbe Stunde lang keine Lücke. Deshalb griff Granit Xhaka zum heutzutage oft geschmähten, aber immer noch ganz probaten Mittel des langen Balls und setzte so, obendrein noch wunderbar anzusehen, Juan Arango in Szene, der das 1:0 (36.) schoss. Die Freude an Xhaka, auch das ist eine der erfreulichen Botschaften für die Gladbacher, wächst nach einem halbgaren ersten Jahr inzwischen von Woche zu Woche.
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„Wären wir mit 0:0 in die Pause gekommen“, hob Robin Dutt später an, aber das war dann eben nur noch hätte, wenn und wäre. Gladbach setzte das 2:0 durch Raffaels Abstauber drauf und übernahm dann sogar das Toreschießen für die Bremer, als der für Xhaka eingewechselte Harvard Nordtveit ins eigene Netz köpfte.
Klassisch ausgekontert
Dieses geschenkte 1:2 animierte Werder endlich zu etwas mehr Angriffsschwung, aber was Gladbach in dieser Phase spielte, war exzellent: Die Elf stand extrem tief und konterte Bremen zweimal grandios aus. Vor dem 3:1 tanzten Raffael und Torschütze Max Kruse die Abwehr aus, beim 4:1 beschenkte sich Patrick Herrmann selber für sein 100. Bundesliga-Spiel für die Borussen. Deren Trainer Lucien Favre könnte man für einen Spielverderber halten, soviel Wasser gießt der Schweizer gewöhnlich in den Wein, aber selbst er musste sein Team ein wenig loben: „Die Mannschaft hat nach dem 2:1 sehr gut reagiert.“ Na immerhin. Im Grunde nämlich sind sich Werder und Gladbach gar nicht so unähnlich. Beide suchen noch nach besagter Balance zwischen Offensive und Defensive, nur tun sie das auf ganz unterschiedlichem Niveau: Gladbach zeigt starken Fußball bei Ballbesitz, Werder nicht. Gladbach profitiert ungemein von Neuzugängen, Werder nicht. Schließlich wirkt die Borussia hinten solider. Und wie das am Ende der vogelwilden Zeit so ist: Man merkt es dann auch in der Tabelle.
Gladbach feiert 4:1-Sieg