Mönchengladbach. Zweites Heimspiel, zweiter Sieg: Borussia Mönchengladbach hat Werder Bremen am Samstag mit 4:1 nach Hause geschickt. Arango, Raffael, Kruse und Herrmann trafen in einem starken Spiel. Für Bremen war es die zweite Niederlage in Folge.
Der Fußball besitzt zum Glück die Eigenschaft, im Laufe einer Saison Dinge auszugleichen, die nicht in Ordnung zu sein scheinen. Bevor in der Bundesliga Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen aufeinander trafen, fand sich in der Tabelle so eine Ungerechtigkeit. Die Borussen hatten im Verlauf der noch so jungen Saison den spielerisch wesentlich besseren Eindruck als die Bremer gemacht, rangierten aber hinter der Elf aus dem Norden. Am Samstag korrigierte das Team von Trainer Lucien Favre diesen Umstand – und wie: Es zog nicht nur an Werder vorbei, sondern zerlegte die Gäste beim 4:1 (1:0) am Ende nach allen Regeln der Kunst.
Werder Bremen ist kaum wieder zu erkennen
Was Gladbach kann und woran es hapert, ließ sich zuletzt beim 2:4 in Leverkusen anschaulich begutachten. Die Borussen ziehen ein ansehnliches Ballbesitzspiel auf, sie profitieren deutlich von den Neuzugängen Raffael, Max Kruse und Christoph Kramer, aber sie vernachlässigen zu oft die Defensive - in Leverkusen rannte das Team regelrecht ins Verderben. „Bremen ist ja ähnlich konterstark wie Leverkusen, mal sehen, ob wir aus der Niederlage etwas gelernt haben“, sagte Martin Stranzl noch vor der Partie.
Stichwort Werder: Die Elf ist unter Robin Dutt als Trainer im Vergleich zu den Vorjahren kaum wieder zu erkennen. Vom einst so begeisternden Offensiv-Spektakel ist nichts mehr geblieben, allerdings hatte Werder inzwischen auch die Abwehrlöcher von Scheunentor-Größe auf Haustür-Format verkleinert. In Gladbach sah das am Ende anders aus, aber da hatte Bremen seine Ordnung auch aufgeben müssen, um einen Rückstand auszugleichen. Zu Dutts Ehrenrettung muss man auch sagen, dass der spielerische und vor allem personelle Abwärtstrend jedoch schon unter seinem Vorgänger Thomas Schaaf eingesetzt hatte.
In Gladbach zeigte Bremen außer beherzter Abwehrarbeit vor der Pause wenig, die Borussia, weil Lucien Favre die Konstanz liebt, unverändert gegenüber der Vorwoche, bestimmte das Spiel und kam nur einmal in Bedrängnis, als Sebastian Prödl per Kopf an einen Freistoß von Zlatko Juzunovic noch herankam und Marc-André ter Stegen eingreifen musste. Da war bereits eine halbe Stunde gespielt und Gladbach hatte außer optischer Überlegenheit wenig erreicht.
Die Borussia legte sich Bremen nach der Pause zurecht
Das änderte sich jedoch fünf Minuten später: Weil Werder wieder einmal das Zentrum gut zugemacht hatte, griff Granit Xhaka zum langen Ball. Der kam wunderbar in den Lauf des gestarteten Juan Arango, der das Leder perfekt verarbeitete und Werders Keeper Sebastian Mielitz zum verdienten 1:0 durch die Beine schob
Damit war im Grunde vieles für eine zweite Halbzeit nach Maß für Gladbach bereitet, Bremen musste kommen, für die Borussia sollten sich Räume öffnen. Und genau so kam es: Zunächst klärte Mielitz gegen einen Raffael-Schuss noch stark, dann aber fing sich Werders Keeper wie beim 0:1 einen Treffer der Marke, die er einfach zu oft kassiert: nicht direkt ein klassischer Fehler, aber vermeidbar. Diesmal ließ er einen satten Distanzschuss von Tony Jantschke prallen, den Abpraller schob Raffel zum 2:0 (52.) ein.
Danach legte sich die Borussia Werder zurecht, doch Raffael und Arango brachten den Ball nicht über die Linie (64.). Und Bremen? Blieb nach vorne eigentlich überaus harmlos, und daran änderte sich auch in der 70. Minute nichts: Das Tore-Schießen musste nämlich Gladbach für Werder übernehmen. Juzunovics Freistoß köpfte der zuvor für den starken, aber gelb-rot gefährdeten Xhaka eingewechselte Harvard Nordtveit zum 1:2 ins falsche Netz.
Bremen wirkt in der Offensive bislang viel zu harmlos
Gladbach war aber nur kurz geschockt. Zunächst vergab Raffael noch kläglich, dann aber tanzte der Neuzugang in der 74. Minute die halbe Bremer Hintermannschaft in einer Phase aus, als Werder natürlich aufgemacht und kurz die Ordnung verloren hatte. Raffael bediente Patrick Herrmann in dessen 100. Spiel für die Borussia, der Max Kruse einsetze: 3:1. Und weil zum 100. Spiel ein Tor noch besser passt, als eine Vorarbeit, zog Herrmann kurz vor Schluss alleine auf Mielitz zu, umkurvte den Keeper souverän und schob zum 4:1 ein.
Der Zahn war Bremen schon mit dem 3:1 gezogen worden, mit dem 4:1 wurde es bitter. Werder wird sich auf ein weiteres schweres Jahr einstellen müssen, diesmal nicht wegen der Wackel-Abwehr, sondern weil das Team nach vorne so harmlos wirkt. Die Borussia dagegen ist auf einem guten Weg. Und wird in der Tabelle so schnell wohl nicht mehr hinter Bremen landen…
Gladbach feiert 4:1-Sieg