Darmstadt. Für Borussia Mönchengladbach ist in Darmstadt Schluss im DFB-Pokal. Der Drittligist erarbeitete sich Großchance um Großchance, setzte sich allerdings erst im Elfmeterschießen gegen die Favre-Elf durch (5:4 n.E.). Branimir Hrgota vergab den entscheidenden Penalty. Über seinen arroganten Lupfer wird man am Niederrhein sicher noch eine Weile reden.
Sportlich war der SV Darmstadt 98 eigentlich abgestiegen. Nur die Insolvenz von Erzfeind Kickers Offenbach rettete die Südhessen vor dem Gang in die Regionalliga. Wer die couragierte Leistung gegen Borussia Mönchengladbach in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals gesehen hat, fragt sich, wie es zu dieser sportlichen Talfahrt kommen konnte. Aber so, wie Darmstadt nach dem Klassenverbleib am Grünen Tisch jubelte, so jubelten die Hessen auch am Sonntag.
Über 120 Minuten spielte die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster gegen die Gladbacher mit, erkämpfte sich in einer spannenden Partie sogar ein Groß an Chancen und ließ dem Jubel schon freien Lauf, doch der einzige Treffer der Begegnung wurde wegen eines Foulsabseits der Torsituation abgepfiffen. Über die ebenfalls torlose Verlängerung zwangen die Hausherren die Gladbacher ins Elfmeterschießen, wo sie sich mit 5:4 durchsetzten. Hrgota vergab den entscheidenden Elfmeter. Der Stürmer, der den Vorzug vor Luuk de Jong bekam, lupfte den Ball arrogant an die Latte. Diese Aktion dürfte noch eine Weile Thema am Niederrhein bleiben.
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Rupp überraschend in der Startelf
Zufrieden konnte Borussias Coach Lucien Favre mit der Leistung seiner Mannschaft über das komplette Spiel nicht sein. "Die beste Elf wird spielen, so einfach ist das", sagte der Schweizer vor dem ersten Pflichtspiel der Saison. Die "beste Elf" - gespickt mit einigen Überraschungen in der Startaufstellung - tat sich schwer gegen zweikampfstarke und hochmotivierte Lilien. Mit tief ins Gesicht gezogenem Käppi sah Favre, wie sein Team nach zehn guten Minuten die Spielkontrolle verlor und die Darmstädter sich in die Partie kämpften. Zwar hatten Raffael (10.) und Lukas Rupp (13.), der - Überraschung - für Patrick Herrmann spielte, die Führung für die Gäste auf dem Fuß, aber wirklich zwingend waren die Möglichkeiten nicht.
Die Hausherren erarbeiteten sich vor allem Chancen über Standardsituationen, vor denen Gladbachs Sportdirektor Max Eberl noch vor dem Spiel gewarnt hatte. "Ein Treffer nach einem Freistoß und wir laufen hier einem Rückstand hinterher", wusste der Manager. Dass es nicht zu diesem Rückstand kam, hatte Mönchengladbach seinem Torwart Marc-André ter Stegen und dem Pfosten zu verdanken. SV-Kapitän Aytac Sulu kam mit der Fußspitze an die verunglückte Kopfballverlängerung von Rupp und nur der Reflex vom Nationaltorwart verhinderte das eberl'sche Szenario.
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Vor ausverkauften Zuschauerrängen im alten Böllenfalltor-Stadion entwickelte sich ein typischer Pokalfight, in dem der vermeintliche Underdog die Favoriten nicht nur ärgerte, sondern tatsächlich vor eine schwere Aufgabe stellte. Dem Bundesligisten fehlte der Zugriff in den Zweikämpfen und die Gastgeber und trotz knapp 80 Prozent Ballbesitz der Favre-Elf, hatte Darmstadt die besseren Möglichkeiten. Aus dem Spiel heraus konnten beide Mannschaften nur bis zum Strafraum ihr Angriffsspiel aufziehen - die besseren Standards hatte aber 98. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte nutze Max Kruse, der den Vorzug vor Luuk de Jong erhielt, eine Unachtsamkeit der Darmstädter Hintermannschaft. Sein Lupfer aber senkte sich knapp hinter dem Tor.
Auch de Jong brachte keine Torgefahr
Favre konnte weder mit der ersten Halbzeit, noch mit dem Beginn der zweiten zufrieden sein. Erneut scheiterte Kruse doppelt vor dem Kasten von Jan Zimmermann (54., 57.), dann plötzlich spielten die Lilien groß auf. Erst verschätzen sich FIlip Daems und ter Stegen bei einer Rückgabe (59.), dann wurde ein toll herausgespielter Konter nicht konsequent bis zum Schluss nach vorne getragen (64.) und zu guter Letzt sah sich Gladbachs Keeper mehrfach unter Beschuss der Darmstädter Offensivabteilung..
Gladbacher Blamage
Gladbach konnte sich in der Folge wieder vom Druck der Hausherren befreien, aber auch die Hereinnahme von de Jong ändert nichts daran, dass die Borussia nur wenig Torgefahr ausstrahlte. Vom "Borussia Barcelona", wie der Bundesligist im LilienKurier, der Stadionzeitung der Südhessen betitelt wurde, war der Auftritt in Darmstadt Welten entfernt. "In neun von zehn Spielen geht Borussia Mönchengladbach bei dieser Partie als Sieger vom Platz, aber wir werden alles dafür tun, dass es am Sonntag eben dieses eine besondere Spiel sein wird", sagte Schuster vor der Partie und nach 90 Minuten ging es in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen in einem besonderen Spiel.