Gladbach. Die Borussia wird in der kommenden Saison besser abschneiden als im Vorjahr. Und sie will dank ihrer Zugänge Raffael und Max Kruse wieder schöneren Fußball spielen.
Max Eberl macht derzeit ein paar Tage Urlaub. Das klingt so kurz vor dem Start der Fußball-Bundesliga ungewöhnlich, muss aber für die Fans von Borussia Mönchengladbach kein Grund zur Sorge sein.
Max Eberl ist ein Mensch, der die Dinge gerne im Voraus plant. Weit im Voraus: In seinem Büro hat Eberl ein Schaubild aufgehängt, auf dem er die Ziele und die Entwicklung der Borussia plant. Fürs Vorjahr war ein Platz zwischen sieben und neun eingeplant. Punktlandung: Gladbach wurde Achter. Und jetzt hat Eberl vor seinem Urlaub so gezielt eingekauft, dass man der Grafik in seinem Büro glauben darf: Es soll wieder einen Schritt nach vorne gehen.
Der Trainer: Was sind nicht alles schon für Wunderdinge über Lucien Favre geschrieben worden, seit er in Mönchengladbach arbeitet. Kein Wunder bei einer lange Zeit so makellosen Bilanz: Favre übernahm die Gladbacher im Februar 2011, als sie als sicherer Absteiger galten, als ihr Punktekonto mit 16 aus 22 Spielen schwindsüchtig mager, der Abstand auf einen Relegationsplatz mit sieben Zählern dagegen schon richtig fett war. Favre rettete die Borussia und stürmte 2012 mit der nahezu unveränderten Mannschaft auf Platz vier – es war vielleicht die Leistung des Jahres.
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Und es war gestern. Gestern zählt im Fußball nicht. Gladbach musste nach dem Höhenflug mehrere Leistungsträger abgeben, und zu Favres Leidwesen machte sich der Umbruch 2013 nicht nur in der Tabelle bemerkbar: Sein Team riss kaum noch mit, quälte sich vor allem daheim zu oft zu knappen Ergebnissen.
Und man fragt sich: Wie sehr muss ein Coach wie Lucien Favre, für den Fußball so viel mit Taktik, Technik und Ästhetik zu tun hat, insgeheim unter der Spielweise seines Teams gelitten haben. An der Wertschätzung des Trainers hat sich jedoch nichts geändert. Favre holte raus, was im Jahr des Umbruchs drin war. Und Gladbach ist froh, den Vertrag mit dem Schweizer vorzeitig bis 2015 verlängert zu haben. Lucien Favre hat wieder mehr Möglichkeiten – man darf gespannt sein.
Das Personal: Anders als im Vorjahr, als alleine der Abgang von Marco Reus nach Dortmund die Gladbacher aus der Kurve warf, stehen dieses Mal die Zugänge im Blickpunkt. Die sind vielversprechend, aber man kann die Einkäufe 2013 nicht ohne die Zugänge von 2012 sehen: Im vorigen Sommer investierte Gladbach an die 20 Millionen Euro für drei Spieler, aber zwei von Max Eberls großen Einkäufen spielen jetzt, in ihrem zweiten Jahr, nur noch auf Bewährung: Granit Xhaka soll endlich Dreh- und Angelpunkt des Spiels werden, Luuk de Jong treffen.
Damit das klappt, hat Eberl vor seinem Urlaub offensive Qualität zugekauft: Vom Ex-Bochumer Christoph Kramer muss man vielleicht nicht sofort einen Stammplatz erwarten, von Raffael, der für fünf Millionen Euro aus Kiew losgeeist wurde, und vom ehemaligen Freiburger Max Kruse dagegen schon.
Die Probleme: Auch sie liegen bei der Borussia nach wie vor in den Zugängen des Vorjahrs. Granit Xhaka zeigte sein Talent, trieb aber viele Fans mit regelmäßigen Aussetzern zur Verzweiflung. Diesmal legte er eine gute Vorbereitung hin – und patzte dann beim 1:5 gegen Bayern München.
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Auch für Luuk de Jong ist es das Jahr der Wahrheit: Seine erste Saison war bestenfalls Mittelmaß – und das ist nicht genug für einen, der 14 Millionen Euro gekostet hat. Im Zusammenspiel mit den neuen offensiven und kreativen Kräften Raffael und Kruse wird de Jong aufblühen müssen – oder eingehen. „Man kann“, so das Credo von Max Eberl, „einen Zugang frühestens nach zwei Jahren beurteilen.“ Mag sein – aber nun gilt’s. Alvaro Dominguez, Eberls dritter Millionen-Einkauf aus dem Vorjahr, gilt dagegen als stocksolide, ebenso wie die Defensive, die im Vorjahr stand. Gladbach steht und fällt, wie zu alten Fohlen-Zeiten, mit dem Spiel nach vorne.
Der Anspruch: Sie haben am Niederrhein im Vorjahr am internationalen Geschäft geschnuppert und natürlich Gefallen daran gefunden, Doppelbelastung hin oder her. Weder Max Eberl noch Lucien Favre spucken große Töne, aber bei aller Bescheidenheit soll es nach einem Jahr des Umbruchs wieder nach vorne gehen.
Die Prognose: Borussia hat ein Jahr mit biederem Fußball hinter sich. Das wird sich ändern. Man wird ansehnlicher und erfolgreicher spielen als zuletzt: Platz fünf.