Bremen. Es bleibt dabei: Borussia Mönchengladbach kann in Bremen nicht gewinnen. Die Favre-Elf unterlag Werder am Samstagabend deutlich mit 0:4 (0:2). Seit mehr als 25 Jahren warten die Fohlen nunmehr auf einen Erfolg an der Weser. Am Samstag blieben sie allerdings chancenlos.

25 Jahre wartet Borussia Mönchengladbach auf einen Sieg bei Werder Bremen und die Fohlen werden wenigstens noch ein weiteres Jahr warten müssen.

Wahrscheinlich zitierte Jörg Wontorra, TV-Moderator und bekennender Werder-Fan mit "Wenn nicht jetzt, wann dann?" einen bekannten Handball-Schlager vor dem Krisen-Duell zwischen Bremen und der Borussia und leitete damit die "Wochen der Wahrheit" an der Weser ein. In ähnlichen Wochen befindet sich auch die Mannschaft vom Niederrhein. Der 2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt war laut Sportdirektor Max Eberl "unheimlich wichtig", aber am Wendepunkt sei die Borussia noch nicht.

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Um diesen Punkt zu überschreiten setzte Gladbachs Trainer Lucien Favre erst zum zweiten Mal in der Bundesliga auf eine unveränderte Aufstellung seiner Mannschaft. Bremen-Coach Thomas Schaaf musste Kapitän Clemens Fritz sowie Sebastian Prödl verletzungsbedingt ersetzen und brachte dafür Theodor Gebre Selassie, Assani Lukumya und Nils Peterson für Joseph Akpala. Drei Umstellungen, die dem Gastgeber gut taten.

Bremen belohnte eigenen Tempofußball mit dem Führungstreffer

Werder war von Beginn an das taktangebende Team auf dem Feld und setzte die Borussen unter Dauerdruck. Die Fohlen versuchten sich durch punktuell gesetzte Konter Luft zu machen, aber spätestens an der Strafraumgrenze war für die Gladbacher Offensivabteilung Schluss - zu offensichtlich waren die Spielzüge durch die Mitte. Die Hausherren packten nach 25 Minuten den Hammer aus und probierten es zwei Mal aus der Distanz. Marc-André ter Stegen aber hielt die Bälle. Mal souverän (25.), mal im Nachfassen (27. gegen Petersen). Nichts zu halten hätte es für Sebastian Mielitz im Bremer Kasten im direkten Gegenzug gegeben - nur die Latte rettete Bremen nach einem Knaller von Harvard Nordtveit aus 8 Metern. Vielleicht hatte der Norweger nach einer Ecke zu viel Zeit und Platz, um nachzudenken, was er mit dem Ball anstellen soll.

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Die Elf von Trainer Schaaf drückte weiter auf das Tempo und belohnte sich dafür. Eine Ecke von links - die erste, die Kevin de Bruyne und nicht Aaron Hunt trat - segelte lange durch den Gladbacher Strafraum und am langen Pfosten drückte Petersen den Ball über die Linie. Der Abwehrversuch von Thorben Marx war deutlich hinter der Linie. Die Fohlen brachen nach dem Gegentor völlig ein. Tony Jantschke vertändelte zwei Mal haarsträubend den Ball (39., 40.) und auch Nordtveit brachte seinen Keeper mit einem Katastrophenpass in Bredouille (43.). Die Borussia konnte sich nicht mit dem 0:1 in die Pause retten. Eine große Lücke im defensiven Mittelfeld nutzte Hunt für einen Traumpass auf Marko Arnautovic und der österreichische Nationalspieler lupfte technisch stark über den herauseilenden ter Stegen (45.)

Einwechslungen brachten keinen neuen Schwung ins Gladbacher Spiel

Favre reagierte in der Halbzeitpause und brachte Patrick Herrmann für Lukas Rupp ins Spiel. Das aber machten weiter die Bremer. Zwar hatten die Gladbacher drei sehenswerte Distanzschüsse von Granit Xhaka (53.), Juan Arango (57.) und Nordtveit (57.), aber das waren letzten Zuckungen der Gäste. Bremen blieb spielbestimmend. Hunt, Eljero Elia, Arnautovic oder Petersen hätten schon frühzeitig die Partie entscheiden können; vielleicht sogar müssen. Auch das frische Personal bei der Borussia - Branimir Hrgota kam für Xhaka (62.) und Mike Hanke ersetzte Arango (74.) - brachte keinen neuen Offensivschwung. Kein Joker-Glück für den Schweizer Trainer.

Den richtigen Riecher hatte hingegen Thomas Schaaf. Nicals Füllkrug kam für den erschöpften Elia ins Spiel und hämmerte den Ball nach nicht mal 60 Sekunden auf dem Platz in die Maschen. Der starke Arnautovic konnte sich vorher seelenruhig den Ball gegen drei Verteidiger auf- und Füllkrug vorlegen. Das 3:0. Doch damit nicht genug: Vier Minuten vor dem offiziellen Spielende legten die Hausherren noch einen drauf und schossen durch Junuzovic das 4:0 - der Endstand, mit dem die Fohlen am Ende noch gut bedient waren.

Für die Bremer beginnen die wontorra'schen "Wochen der Wahrheit mit einem Sieg und dem alten Gassenhauer "Oh, wie ist das schön!". Die Gladbacher hingegen - und da hatte Max Eberl Recht - sind noch lange nicht über den Berg.