Bremen. Werder Bremen wurde zu Saisonbeginn gelobt, hat aber nur sieben Punkte auf dem Konto. Wie Borussia Mönchengladbach stecken die Norddeutschen mitten im Umbruch. Vor dem Duell am Samstag stehen beide Teams unter Druck.
Zuletzt wurde nicht mal mehr gelobt. Mit Häme und Schelte ging es für die Profis von Werder Bremen nach dem 1:3 beim zuvor noch sieglosen Aufsteiger FC Augsburg in die Länderspielpause. Da waren die Vorwochen fast noch angenehm. Das mit dem Gewinnen gelang zwar auch da nur selten, aber wenigstens spielte man seit Saisonbeginn wieder ansehnlich. Viele Beobachter waren sicher: Ein Umbruch erfordert Geduld, die Ergebnisse werden schon kommen. Doch die Zeit drängt. Am Samstag (18.30 Uhr, live im Ticker auf DerWesten.de) gegen Borussia Mönchengladbach muss dringend ein Sieg her.
"Eine Leistung wie in Augsburg wird aber auch dann nicht reichen", warnt Geschäftsführer Klaus Allofs: "Wir haben nur sieben Punkte auf dem Konto. Das ist zu wenig. Es wird Zeit, dass wir nachlegen." Die Uhr tickt. Mal wieder. Es liegen freudlose Monate hinter den ehemals so erfolgreichen Spaßfußballern von der Weser. Wo einst in schöner Regelmäßigkeit ins Werder-Wunderland geladen wurde, steht heute meist eine Geisterbahn. In der vergangenen Spielzeit schwebte man phasenweise in Abstiegsgefahr, in der Jahrestabelle 2012 sind die Bremer mit nur vier Siegen Letzter - mit sechs Punkten Rückstand auf die vorletzten Hoffenheimer.
Schaaf: "Die Stimmung wird nicht kippen"
"Die Stimmung ist gut und wird auch nicht kippen", sagt Trainer Thomas Schaaf. Aber so ganz pendelte die Atmosphäre in den vergangenen Wochen dann wohl doch nicht zwischen super und prima. Mittelfeldspieler Kevin de Bruyne, sportlich bisher einer der Lichtblicke, nutzte den Abstecher zur belgischen Nationalmannschaft um gegen Werder zu stänkern. Nach der in solchen Fällen üblichen Beteuerung, es habe sich um Übersetzungsfehler gehandelt, folgte nach einem Gespräch mit der sportlichen Leitung das Bekenntnis zu Werder. "Ich habe Dinge dumm formuliert", meinte die Leihgabe vom FC Chelsea nun.
Dennoch war ein Nebenkriegsschauplatz entstanden, auf den Allofs und Schaaf wohl nur zu gern verzichtet hätten. War Werder doch einst die Wohlfühloase der Bundesliga: Familiär, heimelig, erfolgreich. Ein Vorbild für die Konkurrenz. Wohl auch für den nächsten Gegner. Dank Kontinuität, kluger Transferpolitik und seriösem Auftreten hatten die Gladbacher in der vergangenen Saison die Qualifikation für die Champions League erreicht. Dort scheiterte man zwar an Dynamo Kiew, doch nach all dem vorherigen Bühnenzauber im Borussia-Park wähnte man den Klub weiter im Aufwind.
Beide Teams unter Erfolgsdruck
Die Bestätigung blieb bisher aus. In der Europa League noch sieglos, dümpeln die Gladbacher in der Bundesliga mit neun Punkten im Mittelfeld herum. Der Verlust von Stars wie Marco Reus oder Dante war doch nicht so einfach zu kompensieren wie erhofft. Auch in Gladbach ist man sich sicher: Ein Umbruch erfordert Geduld, die Ergebnisse werden schon kommen. Wie sich die Hoffnungen gleichen. Und die Zeit drängt. Am Samstag in Bremen muss mindestens ein Unentschieden her. Dabei ist der Erfolgsdruck nach durchwachsenem Saisonstart dieser Tage nicht die einzige Parallele zwischen Werder und der Borussia: Auch über die Gladbacher wurde während der Länderspielpause aus den eigenen Reihen gelästert.
Mittelfeldspieler Granit Xhaka bemängelt in seiner Schweizer Heimat die Einstellung einiger seiner Klubkameraden. Wie bei de Bruyne blieben die Aussagen folgenlos. Beide werden am Wochenende wohl auflaufen. Nach dem Spiel hoffen sie auf ein Lob - am liebsten für eine gute Leistung und drei Punkte.