Mönchengladbach. Die Borussia will den alten Markenkern „Fohlenelf“ künftig viel stärker betonen. Die große Frage vor der Saison aber ist, ob Dominguez, Xhaka und de Jong die Abgänge von Reus und Co. ersetzen können.
Der Gladbacher Mannschaftsbus hat eine neue Farbe bekommen. Der Wagen ist nicht mehr silbergrau wie noch in der vergangenen Saison, er ist jetzt grün und weiß lackiert. Das mag man für eine Randnotiz halten, ist aber keine. Die Gladbacher wollen sich moderner aufstellen, und dazu gehört auch, dass das „Markenbild des Klubs besser betont“ wird, wie es Pressesprecher Markus Aretz formuliert. So soll das Erscheinungsbild des Stadions überarbeitet werden, die Farben grün und weiß sollen grundsätzlich eine größere Rolle spielen. Zudem möchte man den Slogan „Fohlenelf“ viel offensiver vertreten als in allen Jahren zuvor. Was eine gute Idee sein dürfte, weil der eingeschlagene Weg, auf junge, leistungsstarke Spieler zu setzen, erkennbar unterstrichen wird.
Der Trainer
In Gladbach erzählt man, dass der Trainer ein Genie sei, der beste Coach, den man seit Jahren gehabt habe. Zugleich weiß man, dass Genies nachgesagt wird, nicht immer einfach zu sein – und das gilt wohl auch für den Perfektionisten Lucien Favre, der auch mal ungeduldig werden kann, wenn die Dinge nicht so klappen, wie er es sich vorstellt. Dass der Mann, der die Borussia vor dem Abstieg bewahrt und auf das europäische Parkett geführt hat, in Gladbach vollkommen unumstritten ist, bedarf kaum der Erwähnung. Wenn es jemanden gibt, der das aktuelle Spieler-Puzzle löst und ein geschlossenes Team zusammen steckt, dann dieser Fußball-Lehrer, sagen die Anhänger, die heilfroh sind, dass Favre seinen Vertrag bis 2015 verlängert hat.
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Das Personal
Die Frage, ob sich Gladbach mit den Neuzugängen Alvaro Dominguez, Granit Xhaka und Luuk de Jong tatsächlich verstärkt hat, ist mehr als berechtigt. Nur wer es sich einfach machen will, behauptet, dass eine Mannschaft, die auf den vierten Tabellenplatz gestürmt ist, nur besser werden kann, wenn über 30 Millionen Euro ausgeben werden, um neue Profis zu verpflichten. Lucien Favre sagt: „Mit den Abgängen von Marco Reus, Roman Neustädter und Dante haben wir unser Rückgrat verloren.“ Und er ergänzt: „Das ist so, als hätte Barcelona Messi, Xavi und Pique abgegeben.“ Drastischer lassen sich Erwartungen kaum dämpfen. Fakt ist, Sportdirektor Max Eberl hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um einen gewaltigen Qualitätsverlust abzufedern. Eine Tendenz, ob ihm das zu hundert Prozent gelungen ist, kann auch angesichts von fünf Siegen und zwei Unentschieden in den Testspielen längst noch nicht ausgemacht werden.
Die Probleme
Vor der Saison ist Borussia noch eine riesengroße Wundertüte. Die alte Ordnung mit Marco Reus, das 4-2-3-1-System, funktionierte in der Vorbereitung nicht. Deshalb schwenkte Favre auf das altbekannte 4-4-2 um, bei dem sich vor allem Igor de Camargo als Stürmer neben Luuk de Jong empfehlen konnte. Doch gerade weil der Trainer jetzt mit neuen Spielern mehr taktische Möglichkeiten hat, wird es wohl einige Zeit dauern, bis er seine ideale Formation gefunden hat. Weitere Problempunkte: Die Borussia, die in der Hinrunde mindestens 26 Pflichtspiele (17 Bundesliga-, acht Europapokal- und mindestens ein Pokalspiel) absolviert, muss sich auf eine enorm erhöhte Taktzahl einstellen. Und dies bei Erwartungen, die angesichts der Millionen-Ausgaben nicht gerade kleiner geworden sein dürften.
Der Anspruch
Max Eberl nimmt Druck vom Kessel und behauptet: „Platz vier aus der Vorsaison ist nicht der Maßstab. Platz acht wäre für uns ein gutes Ergebnis.
Die Prognose
Es gibt keinen plausiblen Grund, Max Eberl Tiefstapelei vorzuwerfen. Trotzdem wird es mit Platz acht nichts: die Borussia landet auf Rang sechs.