Mönchengladbach. Es hätte ein Fußballfest werden sollen, aber nach dem 1:3 gegen Dynamo Kiew herrscht bei Borussia Mönchengladbach Katerstimmung. Zu viele Fehler haben die Fohlen gemacht - damit ist die Champions League in weite Ferne gerückt. Gladbachs Abwehrspieler Stranzl kritisiert unnötig “nervöse“ Mitspieler.
Für Martin Stranzl ging das Playoff-Spiel in der Champions-League-Qualifikation in die Verlängerung. Der erfahrene Innenverteidiger von Borussia Mönchengladbach stand fast 45 Minuten lang in der Mixed Zone vor den neuen Werbewänden, von denen groß der Slogan und die internationalen Sponsoren der Königsklasse prangten.
Wohl das letzte Mal in dieser Saison, denn nach der fast schon tragischen 1:3-Heimniederlage gegen Dynamo Kiew ist die Chance der Gladbacher auf das Erreichen der Gruppenphase in der höchsten europäischen Spielklasse nun mehr als gering.
Stranzl kritisiert "überhasteten" Xhaka vor Gegentor
Eine dritte Halbzeit lang stand der Abwehrspieler in seinem schweißnassen Trikot, das über und über voller grüner Grasflecken war. So grün, wie Gladbach im Europapokal an diesem Abend. Der erfahrene Stranzl versuchte das Gesehene und Gespielte in Worte zu fassen, stand den Journalisten Rede und Antwort und musste sich das komplette Spiel noch mal vor Augen rufen: Die gute Anfangsphase der Partie, in der Gladbach eine halbe Stunde lang die taktgebende Mannschaft war; die zunehmenden Abspielfehler und kleinen Unkonzentriertheiten, die dafür sorgten, dass der Gast aus Kiew besser und stärker wurde.
Und letztlich die drei Gegentore, die mit "unglücklich" noch harmlos beschrieben wären. "Der eine oder andere ist trotz seiner Erfahrung im Europapokal vielleicht unnötig nervös geworden", kritisierte Stranzl Gladbachs Neuzugang Granit Xhaka, der beim zweiten Gegentor "überhastet" agierte. "Da fehlt uns als Mannschaft einfach die Erfahrung", fing der Innenverteidiger den 19-Jährigen im Kollektiv auf.
Gladbach zahlt gegen Kiew bitteres Lehrgeld
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Immer wieder wiederholte er dieselben Worte, die erklärten, warum Gladbach das Spiel aus der Hand gegeben hat. "Auf diesem Niveau darfst Du dir einfach keine Fehler erlauben", so Stranzl, "nicht mal kleine." Denn auch die bestrafe der Gegner sofort. Dieser eine Satz erklärte eigentlich schon den Spielverlauf und so gaben es seine Mannschaftskollegen Alexander Ring, Tony Jantschke und Filip Daems unisono in die Mikrofone der Pressevertreter wieder. Sie sprachen von "Flüchtigkeitsfehlern" und "von vermeidbaren Situationen" und letztlich auch "von Lehrgeld", welches die Fohlen im ersten Europapokalspiele seit 16 Jahren zahlen mussten.
Gladbachs Fehler gegen Dynamo Kiew waren vorhersehbar
Dabei hatte Lucien Favre in der Vorbereitung auf die Saison und auch nach dem Pokalspiel am vergangenen Wochenende bei Alemennia Aachen genau diese Dinge deutlich angesprochen: In der Partie beim Drittligisten fehlte der Borussia die Passgenauigkeit - wie gegen Kiew. In Aachen sprach Favre von "der fehlende Durchschlagskraft" - auch die vermisste der 54-Jährige gegen den ukrainischen Vizemeister.
Favre kritisiert falsche Laufwege der Gladbacher
Und letztlich passt für beide Spiele, dass sich Gladbach in einigen Situationen "nicht richtig bewegt" hat (Favre). "Wir haben nicht schlecht gespielt", erklärte der Schweizer. Aber nach dem "sehr schönen Tor" habe seine Mannschaft zu viele Fehler gemacht. Da waren sie wieder, die Fehler. Das Lehrgeld.
Bevor der Tabellenvierte der vergangenen Saison in die Mammutaufgabe in der ukrainischen Hauptstadt geht, steht am Samstag (15.30 Uhr/Live im DerWesten-Ticker) der Bundesligaauftakt gegen die TSG 1899 Hoffenheim vor der Tür. Ein Spiel, in der Gladbach wieder Selbstvertrauen holen will. "Wir werden am Samstag mit großer Freude in die Bundesliga starten und Hoffenheim schlagen", gibt sich Hanke kämpferisch. Und dann könne man auch selbstbewusst nach Osteuropa fahren.
Luuk de Jong rechnete mit schlafloser Nacht
"Die Hoffnung stirbt zuletzt", fand sich Jantschke in Plattitüden wieder und Hanke erinnerte sich sogar an Spiele, "in der eine Mannschaft auswärts fünf Tore geschossen hat." Drei Tore brauchen die Fohlen, um das Wunder von Kiew zu schaffen. Drei Tore, für die Borussia Mönchengladbach sicherlich auch Top-Transfer Luuk de Jong brauchen wird. Der Stürmer war wohl der traurigste Spieler auf dem Platz - ohne Erfolgserlebnis, schlimmer noch: mit einem Eigentor. "Ich werde heute Nacht wohl nicht schlafen können", erzählte der niederländische Nationalspieler. Es sei ein "Scheiß-Tag" gewesen, den "wir jetzt alle schnell vergessen müssen".
Denn in der Ukraine braucht Mönchengladbach einen Sahne-Tag, um die Werbewände der Champions League nicht auf unbestimmte Zeit einmotten zu müssen.