München. . Bei Borussia Mönchengladbach werden nach der 0:1-Niederlage beim FC Bayern München Durchhalteparolen im Abstiegskampf formuliert. „Wir müssen immer: Kopf hoch bleibt“, empfahl der Brasilianer Dante.

Falls Borussia Mönchengladbach im Abstiegskampf auf die Idee kommen sollte, einen Psychologen zu Rate ziehen möchte, könnte der Verein im Kader fündig werden. Nach der 0:1 (0:0)-Niederlage beim FC Bayern stand Innenverteidiger Dante jedenfalls mit unverkennbar sonnigem Gemüt in den Katakomben der Münchner Arena und formulierte Merksätze für positives Denken. Und zwar in einer zuweilen sehr hübschen Dialektik. „Wir müssen immer: Kopf hoch bleibt“, empfahl der Brasilianer und ging mit gutem Beispiel voran, wobei das auch so ein Merksatz aus dem Grundkurs Sportpsychologie gewesen sein könnte: „Ich bin immer 100 Prozent konzentriert auf mein Ziel.“

Es soll ja Trainer geben, die solche und ähnliche Sätze an eine Tafel schreiben und das Denken ihrer Spieler so in erfolgreiche Bahnen lenken wollen. Lucien Favre hat sich zumindest nach der „ordentlichen Leistung“, wie er sagte, nicht damit hervorgetan. „Wir sind ein wenig positiv“, sagte er stattdessen, aber nicht gerade mit der Inbrunst der Überzeugung: „Den Abstieg zu vermeiden, ist möglich. Aber die Situation war auch vor meiner Ankunft sehr, sehr schwer.“ Am 14. Februar hat der Schweizer sein Amt als Nachfolger von Michael Frontzeck angetreten und seither schon mehr Punkte geholt als Frontzeck in der gesamten Hinrunde. Doch sie müssen sich beim Tabellenletzten wohl oder übel mit dem Gedanken an den dritten Bundesligaabstieg der Vereinsgeschichte intensiv befassen. Denn der Blick auf die Gemengelage im Abstiegskampf gibt wenig Anlass zu der Hoffnung, dass in den verbleibenden sechs Spielen noch der Sprung auf mindestens Platz 16 gelingt.

Dabei hatte die Borussia in München einen durchaus bundesligareifen Auftritt gezeigt. Vor allem Marco Reus, an dem die Bayern genauso wie an Dante angeblich interessiert sein sollen, hätte die Leistung mit einem Tor krönen können. Mehrfach sorgte er für kecke Aktionen in der Offensive und beschäftigte seinen Gegenspieler Luiz Gustavo vor allem in der ersten Halbzeit intensiv. Die beste Szene gelang ihm aber in der 69. Minute, als er spektakulär aus sehr spitzem Winkel abzog, der Ball aber knapp über die Latte strich. Und weil er sich in der 77. Minute einen Fehlpass erlaubte, den Arjen Robben aufnahm und im Zusammenspiel mit Franck Ribery in das Tor des Tages münden ließ, mussten die Gladbacher Durchhalteparolen bemühen, statt einen unerwarteten Punktgewinn zu feiern.

„Wir müssen daran glauben. Wir machen weiter, bis es nicht mehr geht“, sagte Kapitän Filip Daems. „Ein Dreckstor, wir sind total enttäuscht“, befand Stürmer Mike Hanke und ärgerte sich auch über die Bewertungen des Spiels: „Es wird immer gesagt: Bayern hat schlecht gespielt. Ja warum? Weil wir gut gespielt haben.“ Man habe „ohne Angst“ und „mit viel Mut“ nach vorne agiert, sei in den ersten 20 Minuten gar besser gewesen, befand der Stürmer durchaus korrekt. Und wenn man so gegen die Bayern bestehe, folgerte er, „ist die Chance da, dass wir drin bleiben“. Martin Stranzl sagte es nüchterner: „Natürlich ist es insgesamt positiv, wie wir hier aufgetreten sind, aber am Ende zählt halt nur das Ergebnis und es hat nicht sollen sein.“ Doch auch Mario Gomez schloss sich den Einschätzungen der Gäste an: „Gladbach hat mehr Klasse, als es der Tabellenplatz aussagt“, sagte Bayerns Nationalstürmer.

Komplimente bringen dem fünfmaligen deutschen Meister allerdings keine Punkte. Kommenden Sonntag braucht Favres Mannschaft deshalb dringend ein Erfolgserlebnis im Heimspiel gegen den benachbarten 1. FC Köln. Vielleicht sollte sich Dante davor mal vor seine Mitspieler stellen und sein sonniges Gemüt samt Merksätzen für positives, team- und zielorientiertes Denken wirken lassen. „Wir waren gut organisiert. Wir haben schnell nach vorne gespielt. Wir haben das gut gemacht. Wir haben noch sechs Spiele. Wir müssen alles geben“, sagte der Mann mit den prächtigen Locken. Und es passte zu seinem ausgeprägtem Optimismus, dass er sogar das angebliche Interesse der Bayern für glaubwürdig hält. „Ich habe das gehört. Das ist schön. Aber jetzt denke ich nur an Gladbach“, sagte er. Dann lächelte er und wünschte einen schönen Abend.