Mönchengladbach. . Die Bayern kommen – für Gladbach ist das traditionell ein großes Ereignis. Das Problem: Der Gegner ist wieder stabil, das eigene Team nicht.
Es herrscht reges Treiben an diesem Mittag im Borussia-Park. Handwerker eilen über die Flure, um weiter an dem großen Vereinsmuseum zu arbeiten, das im Frühling eröffnen soll. Kostümierte schlendern über das Gelände, lächeln vergnügt im Vorbeigehen, es ist schließlich Karneval am Niederrhein. Und im Presseraum versammeln sich auch deutlich mehr Medienvertreter als vor den meisten anderen Spielen.
Das Interesse für das bevorstehende Bundesligaspiel ist naturgemäß groß, denn es ist ja auch nicht irgendeine Mannschaft, die am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) in Mönchengladbach antritt, sondern der FC Bayern München. Vor dem 102. Bundesliga-Klassiker ist ein Kribbeln zu spüren.
„Es ist ein besonderes Spiel“, sagt auch Gladbachs Trainer Dieter Hecking. „Gladbach gegen Bayern elektrisiert die Massen, das Stadion ist ausverkauft, es wird schon Tage vor dem Spiel darüber gesprochen.“ Das wäre bei dieser Partie auch der Fall, „wenn der Zehnte gegen den Neunten spielen würde“, meint der 54-Jährige.
Rekordmeister Bayern hat seine Krise überwunden
Allerdings spielt diesmal der Dritte gegen den Zweiten. Auf der einen Seite: die Gladbacher, die nach zuletzt drei sieglosen Spielen mit nur einem Remis den Weg zurück in die Erfolgsspur suchen. Und auf der anderen: die Bayern, die nach drei Liga-Siegen in Serie nur drei Punkte hinter Spitzenreiter Borussia Dortmund liegen. Der Rekordmeister hat seine Krise offenbar längst überwunden.
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Im Oktober noch hatte Gladbach mit dem überraschend hohen 3:0-Erfolg in München ein Ausrufezeichen gesetzt. „Aber jetzt sind die Voraussetzungen andere als vor dem Hinspiel“, warnt Hecking: „Bayern wirkt wieder stabil.“ Seine Mannschaft hingegen scheint die defensive Sicherheit verloren zu haben. Alleine in den vergangenen drei Partien musste Gladbach sieben Gegentreffer hinnehmen. Vorne ist derweil eine Torflaute eingekehrt. 0:3 gegen Hertha, 1:1 in Frankfurt, 0:3 gegen Wolfsburg − und ausgerechnet jetzt kommen die Bayern. „Nichtsdestotrotz denke ich, dass wir eine Chance haben“, meint Hecking. „Aber wir müssen eben einen Top-Tag erwischen.“ Sein Plan: „Wir wollen schon mutig sein und nach vorne spielen. Aber wir müssen Effektivität zeigen. Gegen Bayern werden wir nicht so viele Chancen bekommen.“
Hoffnung auf Tore von Pléa
In der Offensive wird Hecking wohl wieder auf Alassane Pléa setzen. Der Franzose hat zehn Saisontore erzielt, traf zuletzt jedoch beim Rückrundenstart im Januar zum 1:0-Sieg in Leverkusen. Beim Hinspiel in München hatte Gladbachs Trainer mit der Nominierung des lange verletzten Kapitäns Lars Stindl überrascht, der dann eine überragende Leistung zeigte, die er mit einem Treffer krönte. Ob Raffael nach fast zweimonatiger Pause wegen eines Schlüsselbeinbruchs sein Comeback geben wird, ist offen. Der wieder genesene Brasilianer scheint jedenfalls bereit für seinen Einsatz. Verzichten muss Hecking derweil definitiv auf Josip Drmic. Der Schweizer Nationalstürmer hat sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen.
Wie auch immer die Startelf aussehen wird, fest steht auch für Borussia-Manager Max Eberl: Gladbach ist „der Außenseiter und Underdog“ in diesem Duell. Das Problem: Borussia benötigt dringend Punkte im Rennen um die Champions-League-Plätze. Der Vorsprung auf den Tabellenfünften Wolfsburg beträgt nur noch fünf Punkte. Das setze sein Team allerdings keineswegs unter Druck, betont Hecking: „Wir haben keinen Grund, verunsichert zu sein oder eine Trotzreaktion zeigen zu müssen.“ Was den Borussen Mut machen darf: Die Bayern haben nirgendwo in der Bundesliga so häufig verloren wie in Gladbach. Eberl kann es offenbar kaum abwarten: „Ich freue mich darauf, mit den Zuschauern im Rücken wirklich alles auf den Platz zu bringen, was wir können.“