Mönchengladbach. . Die positiven Eindrücke aus dem Gladbacher Trainingslager sind schnell wieder verwischt. Für das Selbstvertrauen ist das nicht gut.
Für die Umkleidekabine im Borussia-Park hat Dieter Hecking ein Verbot verhängt: Das Benutzen von Mobiltelefonen ist zwischen Spind und Duschkopf nicht mehr gestattet. Der neue Mönchengladbacher Cheftrainer möchte so die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Fußballprofis für ihren Beruf direkt vor und nach körperlicher Arbeit auf dem Rasen erwirken. Nötig scheint dies allemal zu sein.
Nach der blamablen Vorstellung beim Kurzturnier in Düsseldorf sind nicht nur Heckings Sinne dafür geschärft, die Situation beim 14. der Bundesliga ja nicht zu unterschätzen. Der Champions-League-Starter hat schließlich nur drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, den der HSV belegt.
Auftakt bei Darmstadt 98
„Der Trainer bewertet gerade unseren schwachen Test gegen Fortuna Düsseldorf zwar nicht über. Er hat aber gegenüber der Mannschaft deutlich gemacht, dass wir uns steigern müssen“, betont Kapitän Lars Stindl. Sonst dürfte auch die Startaufgabe beim Tabellenletzten Darmstadt 98 am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in die Hose gehen. Und wirklich Abstiegskampf anstehen.
Stindl weiß aus seiner Kapitänszeit bei Hannover 96 gut, dass dann gute Nerven gefragt sind. Die hatten die Gladbacher unter dem kurz vor Weihnachten beurlaubten André Schubert am Ende der Hinrunde augenscheinlich nicht mehr. Wohl auch mit diesem Wissen im Hinterkopf kündigt Stindl an: „Ich erwarte für uns eine harte Rückrunde. Wir werden eine Menge arbeiten müssen.“
Angeknacktes Selbstbewusstsein
Die guten Eindrücke aus dem fünftägigen Trainingslager in Marbella sind seit dem Düsseldorfer Kurzturnier unerwartet flott verwischt. Was nicht gut ist für das angekratzte Selbstvertrauen der Borussen. Zu neuem Optimismus nach fünf kläglichen Vorstellungen in Bundesliga und Champions League vor Weihnachten in Serie trägt Gladbachs einzige Winter-Verstärkung noch nicht bei.
Dem Franzosen Timothée Kolodziejczak von Europa-League-Sieger FC Sevilla merkt man bislang die mangelnde Spielpraxis in der Abwehr an. Dabei ist es unerheblich, ob der 26-Jährige in der Innenverteidigung oder auf der linken Abwehrseite mit mehr Offensivdrang unterwegs ist.
Überlegungen für die Startformation
Trainer Hecking dürfte nicht nur darüber grübeln, ob er auf seinen noch wackeligen Neuen in der Deckung setzen soll. Im rechten Mittelfeld fehlen mit Patrick Herrmann und Ibrahima Traoré beide potenziellen Starter. Hier gelten der zu Wochenbeginn grippige Angreifer André Hahn oder der unter Ex-Trainer Schubert kaum eingesetzte ehemalige Dortmunder Jonas Hofmann als Alternative.
Auch interessant
Links ist US-Nationalspieler Fabian Johnson nach Trainingsrückstand wegen hartnäckiger Achillessehnenbeschwerden noch nicht fit. Der Ex-Berliner Nico Schulz könnte hier jene Überraschung sein, die Trainer Hecking angekündigt hat.
Ob es so kommt, hängt natürlich vom Spielsystem ab. Davon nämlich, ob ein linker Verteidiger überhaupt vorgesehen ist und Schulz dann diesen Part übernimmt. In der Gladbacher Dreierkette, die in der Hinrunde überwiegend agierte, kam der Linksverteidiger in Reinkultur nicht vor.
Auf der Suche nach Sicherheit
Der ehemalige Herthaner Schulz jedenfalls hinterließ defensiv und im Mittelfeld einen guten Eindruck. Und dürfte so die Einsatzgarantie des lange konkurrenzlosen Schweden Oscar Wendt auf der linken Seite in Frage stellen.
Hecking ließ die Elf vom Niederrhein sowohl in der alten Schubert-Variante 3-4-1-2 als auch in der eigenen Favoritenformation 4-2-3-1 testen. Der Trainer wird jene Taktik wählen, bei der er mehr Sicherheit im Team spürt. Genau die hatte die Borussia unter Variantenfetischist Schubert zuletzt verloren.