Marbella. Sportdirektor Max Eberl von Borussia Mönchengladbach hat das große Ganze im Visier. Wir haben mit Eberl über Talente und Probleme gesprochen.

  • Gladbachs Sportdirektor Max Eberl hat das große Ganze im Visier
  • Wir haben uns mit ihm zum Interview getroffen
  • Einige Themen: Talente, Probleme und Mo Dahoud

Eigentlich könnte es sich Max Eberl ziemlich gemütlich machen. Nur ein Feldspieler-Vertrag läuft im nächsten Sommer aus. Und der ist bei Andreas Christensen auch noch ein Leihkontrakt mit dem FC Chelsea. Doch Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Eberl ist keiner, der nur von Woche zu Woche denkt. Der 43-jährige Münchener hat stets das große Ganze für die Elf vom Niederrhein im Blick.

Herr Eberl, war es für Innenverteidiger Andreas Christensen in Marbella das letzte Borussia-Trainingslager?

Max Eberl: Stand jetzt endet die Leihe von Andreas nach zwei Jahren bei uns. Er hat sicher das Zeug dazu, bei Chelsea eine gute Rolle zu spielen. Eine Entscheidung, wie es mit ihm weitergeht, wird aber erst im März oder April fallen.

Bei Mittelfeldlenker Mahmoud Dahoud haben Sie indes die Zügel in der Hand.

Eberl: Wir hätten gern, dass Mo bei uns den zweiten und dritten Schritt seiner Karriere macht.

Also soll der Vertrag über 2018 hinaus bei Borussia verlängert werden?

Eberl: Unser Wunsch ist bekannt. Wir haben ein gutes Verhältnis zu seinem Berater Reza Fazeli. Es wird sicher demnächst weitere Gespräche geben.

Täuscht der Eindruck oder hat Ex-Trainer André Schubert in der Hinrunde Dahoud auch ein wenig ausgebremst?

Eberl: Kein Trainer der Welt lässt seine besten Spieler auf der Bank. Mo steckte in einem Wellental. Und am Anfang war die Mannschaft auch ohne ihn erfolgreich. Mo kann ein großes jugendliches Feuer auf dem Platz entfachen, das ist eine seiner Stärken.

Das war anderen Klubs wie Juventus Turin ja auch schon aufgefallen.

Eberl: Ich bin sicher: Der Sprung zu einem ganz, ganz großen Klub ist für Mo Dahoud möglich, wenn er weiter hart arbeitet.

Unser Reporter Michael Ryberg (l.) im Gespräch mit Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.
Unser Reporter Michael Ryberg (l.) im Gespräch mit Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.

Apropos großer Klub: Uli Hoeneß betonte neulich in einem Interview mit der Sport-Bild, er will über einen möglichen Wechsel von Max Eberl zum FC Bayern besser gar nichts sagen, weil er Sie in Mönchengladbach nicht in Schwierigkeiten bringen wolle. Das klang für Borussia-Ohren gefährlich.

Eberl: Zum Thema FC Bayern gibt es nichts zu sagen, weil es einfach nichts zu sagen gibt. Nachfragen werden meine Aussage nicht ändern.

Ok, noch ein großer Klub: Nehmen Sie es mit einer Portion Humor, wenn Bastian Schweinsteiger bei Ihnen ins Gespräch gebracht wird?

Eberl: Es wundert mich nur, dass so etwas geschrieben wird, weil es bekannte Rahmenbedingungen gibt. Wenn Bastian von Bayern zu Manchester United wechselt, ist er für uns finanziell unerreichbar. Ich kenne da eine Summe, da macht weiteres Nachdenken für uns ja gar keinen Sinn.

Nach der englischen Premier League schaufelt auch die Chinese Super League immenses Geld in den Markt. Ein weiteres Handelserschwernis für die Borussia?

Eberl: Allein mit hohen Ablösen oder Gehältern kann China der Premier League nicht das Wasser reichen. Zuerst zählen Leistungen und sportlicher Erfolg. Natürlich wollen die Chinesen mit Stars den Sport im Land anschieben. Es dauert aber, den Funken wirklich zu entfachen.

In den USA gab es ein ähnliches Projekt. Pele, Beckenbauer, Cruyff und Best spielten dort. Doch die NASL wurde 1984 nach 16 Jahren zugemacht. Der Nachfolger Major League Soccer hat trotz guter Zuschauerzahlen und einiger Importspieler seit 1994 immer noch nicht die Reputation einer europäischen Topliga.

Eberl: Das Fußball-Gen, das es in Europa, Südamerika und auch in Afrika gibt, lässt sich woanders eben nicht einfach so implantieren.

Spürt die Borussia auch beim Samstag startenden Afrika-Cup in Gabon neue Talente auf?

Eberl: Wir beobachten das Turnier jedenfalls sehr intensiv. Schließlich wollen wir selber Spieler sehen, verstehen, erklären, auswählen. Erst bei vertraglichen Dingen kommt ein Berater ins Spiel.

Das machen sportlich vergleichbare Klubs wie der FC Southampton aus der Premier League genauso. Für die Saints sind weltweit 52 Scouts unterwegs. Wie viele haben Sie?

Eberl: Wir haben zehn und müssen entsprechend geschickt sein, wenn wir bezahlbare Talente ausfindig machen wollen.

Mit Mamadou Doucouré von Paris St.-Germain haben Sie ja ein großes Talent im Sommer an Borussia gebunden bis 2021 …

Eberl: Aber wir brauchen bei ihm viel Geduld. Seine Muskulatur rund um den im Sommer erlittenen Muskelbündelriss hat sich wieder bemerkbar gemacht, deshalb ist Doucouré aus dem Trainingslager in Marbella vorzeitig abgereist. Es scheint aber nicht so schlimm zu sein wie befürchtet.

Doucouré schien bis zur Abreise glücklich zu sein auf dem Rasen.

Eberl: Stimmt, es hat mich total gefreut für ihn, dass er in Marbella mit der Mannschaft endlich trainieren konnte und ein Lachen auf dem Gesicht hatte. Das soll so schnell wie möglich zurückkehren.