Mönchengladbach. . Nationalspieler sieht Auftritt der schwächelnden Gladbacher in Barcelona als Chance. Aber ist Christoph Kramer schon ein Leitwolf bei den Fohlen?
Bundestrainer Joachim Löw wird am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) im Stadion Nou Camp zu Barcelona einen der knapp 99 000 Plätze einnehmen. Vielleicht mag sich Borussia Mönchengladbachs Christoph Kramer auch deshalb den Auftritt im viergeschossigen Oval nicht vermiesen lassen. Nach acht sieglosen Bundesligaspielen könnte man ja auf die Idee kommen, beim vorerst letzten Champions-League-Auftritt der Gladbacher eine neuerliche Demontage zu prognostizieren. Mit allen Nebenwirkungen, die das ohnehin geringe Selbstvertrauen zermalmen. Nicht so Kramer: „Wenn ich mich nicht einmal mehr auf Nou Camp freuen kann, höre ich auf mit Fußball.“
Nun, Weltmeister Kramer wird nicht ernst machen. Auch wenn die sportliche Situation bei Borussia sich aktuell genauso darstellt. Ernst eben. Sportdirektor Max Eberl hatte am Samstag nach der 1:4-Demontage in Dortmund nicht zum ersten Mal hervorgehoben, dass die Balance zwischen Defensive und Offensive nicht stimme. Und dass ein Leitwolf fehle. Einer wie Granit Xhaka, der vor seinem 45-Millionen-Euro-Wechsel zu Arsenal als Kapitän auf dem Rasen genau dafür bei der Elf vom Niederrhein oft sorgte.
Doch Kramer ist nicht Xhaka. Allein die Spielstile der beiden Sechser unterscheiden sich. Im Vergleich mit dem elegant passenden, gern für die Kollegen aber auch aufbrausenden Schweizer spielt Kramer defensiver, nüchterner, ruhiger. Dennoch: 15 Millionen Euro an Ablöse gen Leverkusen haben die Borussen auch in Kramer investiert, um in ihm einen möglichen neuen Leitwolf zu holen.
Kramer zugeknöpft
Doch im Rahmen der Diskussion, wer bei Gladbach nun das Wort ergreifen müsste, nannte Eberl nach dem Dortmund-Spiel nur Kapitän Lars Stindl und Torhüter Yann Sommer. „Nach einem 1:4 ohne große eigene Torchancen ist es immer sehr leicht zu sagen, dass es keinen Leitwolf gibt“, entgegnet Kramer. Durchaus zugeknöpft.
Barcelona wird für den 25-Jährigen Genuss und Bühne zugleich. Leitwolf-Debatte hin oder her: Eine gute Vorstellung gegen Messi und Kollegen, der Argentinier steht laut Trainer Luis Enrique in der Barça-Startelf, würde Kramer zumindest bei Bundestrainer Löw live in den Fokus rücken. Wichtiger für Gladbach werden indes die nationalen Aufgaben bis zur Winterpause sein: Mainz, Augsburg, Wolfsburg.
Maximale Ausbeute
Der Bundesliga-Finalpack ab kommenden Sonntag (15.30 Uhr/Sky) mit dem Heimspiel gegen Mainz dürfte mehr als ein Fingerzeig dafür sein, ob sich der fünfmalige Meister tatsächlich dem Abstiegskampf stellen muss. Und ob dafür Trainer André Schubert der richtige Lenker ist. „Wir sollten das Maximale rausholen“, so Kramer, „also neun Punkte.“