Rottach-Egern. Die Profis von Borussia Mönchengladbach werden im Trainingslager am Tegernsee fürstlich bekocht. Dabei könnte sich Keeper Yann Sommer auch hinter den Herd stellen. Der Nationaltorwart hat sein eigenes Food-Blog gestartet. Ein Interview.
Yann Sommer gehört nicht nur zu den besten Torhütern der Fußball-Bundesliga, der Keeper von Borussia Mönchengladbach schaut auch gerne über den Tellerrand. Und das ist in diesem Fall wortwörtlich zu verstehen. Der Schweizer Nationaltorwart hat vor wenigen Tagen sein eigenes Kochblog gestartet. Unsere Redaktion sprach mit Sommer über sommerkocht.ch und über andere Dinge, die nicht zwingend etwas mit Fußball zu tun haben.
Herr Sommer, wir haben schon vor Monaten über Ihr Vorhaben gesprochen, ein eigenes Food-Blog ins Leben zu rufen. Wie kamen Sie auf die Idee dazu?
Yann Sommer: Mir macht das einfach Spaß, weil ich gerne koche. Aber es wird nicht nur ums Kochen gehen.
Sondern?
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Sommer: Für uns Sportler ist die Ernährung sehr wichtig und ich möchte einfach einen kleinen Einblick geben, wie sich ein Fußballprofi ernährt, was isst er, was sieht er, wenn er einkaufen geht.
Und sicherlich auch, was Sie am liebsten essen.
Sommer: Klar, das wird doch auch zu lesen sein. Es soll einfach um die Inspiration Essen gehen. Was ist wichtig für einen Sportler, was esse ich und wie bereite ich es zu. Es soll auch um Genuss gehen.
Ausschlaggebend dafür ist...
Sommer: ... dass ich meine Leidenschaft für das Kochen einfach gerne teilen möchte.
Woher kommt ihr Faible für das Kochen?
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Sommer: Ich habe das von Zuhause mitbekommen. Ich bin sicherlich kein Spitzenkoch. Aber ich koche einfach gerne. Ich koche sehr frisch und ausgewogen. Aber vielleicht interessiert es auch letztlich niemanden. Dann schließe ich das Blog wieder (lacht).
Was war der Ausgangsgedanke?
Sommer: Ich bin auf den Gedanken kommen, weil ich auch häufig Fotos vom Essen mache und das meinen Freunden schicken und so mache ich es für eine größere Gemeinde.
Damit schauen Sie bewusst über den Tellerrand - im wahrsten Sinne des Wortes. Warum?
Sommer: Zum einen sind das Dinge, die ich sehr gerne mache. Und zweitens bringt es mich einfach ein bisschen weg vom Fußball.
Brauchen Sie das?
Sommer: Als Profi führe ich ein anderes Leben als ein Journalist, beispielsweise. Sie arbeiten acht bis zehn Stunden am Tag und kommen dann nach Hause und schalten ab. Ein Fußballer hat teilweise nur einmal Training am Tag, weil sich der Körper dann erholen muss. Dann kann man sich sicherlich weiter mit Fußball beschäftigen daheim, aber für mich ist es wichtig, dass ich dann ganz wegkomme und andere Sachen mache. Zum Beispiel mit Leuten zusammenkommen, die mir beibringen, wie man Gitarre spielt. Oder ich rede mit denen über Musik. Oder mit Leuten, die studieren. Das ist spannend und wichtig.
"Bin privat eigentlich kein Fan von Social Media"
Das klingt nicht so, also würden Sie dem Fußball nach Ihrer Karriere lange erhalten bleiben. Haben Sie schon Pläne oder Ziele fernab des Sports?
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Sommer: Das ist relativ schwierig. Ich hoffe, dass ich noch vielleicht zehn Jahre spielen kann. Deshalb habe ich mich damit noch nicht wirklich auseinandergesetzt. Es kommt auch auf viele Dinge drauf an: Habe ich Familie, wie ist die Karriere verlaufen, was habe ich erreicht. Mal schauen. Aber je näher das Karriereende rückt, desto intensiver werde ich mich damit beschäftigen. Ich werde nicht unvorbereitet sein (lacht). Vielleicht mache ich auch gar nichts mehr mit Fußball. Interessant wäre auch etwas ganz anders, außerhalb des Fußballs. Aber ich habe ehrlich gesagt noch keine Ahnung.
Zum Beispiel mit Social Media? Sie haben jetzt das Blog, sind aber auch bei Facebook und Twitter sehr aktiv. Wie wichtig ist das für einen Profi-Fußballer?
Sommer: Privat bin ich eigentlich kein großer Fan von Social Media, aber letztlich gehört es zum Profisein dazu – auch wenn es verrückt ist, dass es heutzutage so wichtig geworden ist.
Warum machen Sie es dann? Es gibt ja auch Fußballer, die sich dem bewusst entziehen.
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Sommer: Wir können über diese Netzwerke den Fans einen Einblick geben, wie es bei uns zugeht, nah dran zu sein. Den Gedanken finde ich ganz schön. In den Netzwerken ist alles ganz positiv. Wenn die Rückmeldung eher negativ wäre, oder gar ein Shitstorm kommen würden, würde ich es sicherlich nicht machen.
Pflegen Sie die Accounts selbst?
Sommer: Ich mache das mit einem Freund aus der Schweiz zusammen. Aber manchmal poste ich auch zwei Wochen lang nichts oder nur ein Foto mit einem Smiley. Ich bin da sehr entspannt.
Das wäre aber sicherlich zu wenig, um es einem Vermarkter oder Sponsor schmackhaft zu machen. Das sieht man bei Ihnen gar nicht.
Sommer: Es muss einfach authentisch sein. Die Fans sollen mich erleben, wie ich bin. Deshalb schreibe ich so, wie ich schreibe und mache das, was ich tue bei Social Media.
Trainingslager Gladbach, Tag 2