Essen. Aus 45 Metern ins eigene Tor - Was Gladbachs Christoph Kramer beim BVB vollbrachte, war ärgerlich, aber durchaus einmalig. Nun überlegt die ARD sogar, den Fehlschuss in die Wahl zum Tor des Monats aufzunehmen. Kramer nimmt's mit Humor. Und es wäre nicht das erste prämierte Eigentor.

Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach könnte erstmals in seiner Karriere von der ARD zum Torschützen des Monats gekürt werden. Allerdings würde ihm damit eine zweifelhafte Ehre zuteil: Denn das Erste überlegt, Kramers 45-Meter-Eigentor aus dem Gladbacher Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund (0:1) zur Wahl des Tors des Monats zuzulassen.

„Wir haben mit Interesse gelesen, dass Christoph Kramer für sein Eigentor gegen Dortmund eine Ehrung als Tor des Monats annehmen würde. Das wird in unsere Diskussion einfließen, ob wir das Eigentor ausnahmsweise mit in den Kandidatenkreis von fünf Treffern aufnehmen", wird Steffen Simon in "Sport Bild" (Mittwochsausgabe) zitiert. Der WDR-Sportchef ist mit seiner Redaktion verantwortlich für die Wahl. Eine Entscheidung darüber soll Anfang Dezember fallen. Schließlich könnten im Rest des Novembers ja noch schönere (Eigen-)Tore fallen.

Kramer selbst hatte die Idee von der Ehrung seines Fehlschusses bereits mit Humor genommen. "Ich hätte kein Problem damit", sagte der Weltmeister in einem Interview mit der "Welt". "Es war doch ein schönes Tor – nur leider in die falsche Richtung." Kramer war bereits einmal für das Tor des Monats nomniniert. Im Februar 2012 gelang dem damaligen Bochumer bei der SpVgg. Greuther Fürth ein rotzfreches Solo mit trockenem Abschluss. Allerdings reichte es damals nicht für Platz eins, weil Shinji Okazaki (damals Stuttgart, heute Mainz) mit einem Fallrückzieher in den Winkel in der Gunst der Zuschauer höher lag.

Kramers 40-Meter-Eigentor

Gladbach in Dortmund, 11. Spieltag der Bundesliga. Eine knappe Stunde lang ein relativ normaler Arbeitstag im Leben von Weltmeister Christoph Kramer. Bis zur 58. Minute und einem eigentlich wenig anspruchsvollen Rückpass . . .
Gladbach in Dortmund, 11. Spieltag der Bundesliga. Eine knappe Stunde lang ein relativ normaler Arbeitstag im Leben von Weltmeister Christoph Kramer. Bis zur 58. Minute und einem eigentlich wenig anspruchsvollen Rückpass . . . © imago/Thomas Bielefeld
Kramer will den Ball leicht anlupfen und in Richtung des Gladbacher Keepers Yann Sommer spielen. Der Ball geriet allerdings deutlich zu hoch. Immerhin: Dortmunds Ex-Kapitän Sebastian Kehl spendet schon während des Flugs Trost.
Kramer will den Ball leicht anlupfen und in Richtung des Gladbacher Keepers Yann Sommer spielen. Der Ball geriet allerdings deutlich zu hoch. Immerhin: Dortmunds Ex-Kapitän Sebastian Kehl spendet schon während des Flugs Trost. © imago/Jan Huebner
Aus 44 Metern Torentfernung segelt der Ball über Yann Sommer hinweg ins Tor.
Aus 44 Metern Torentfernung segelt der Ball über Yann Sommer hinweg ins Tor. © imago/Jan Huebner
Ball im Netz, Erleichterung bei den Dortmundern. Vor allem bei Marco Reus, der zuvor schon einige Hochkaräter vergeben hatte und kurz darauf seinen zweiten Alu-Treffer verbuchen werden sollte.
Ball im Netz, Erleichterung bei den Dortmundern. Vor allem bei Marco Reus, der zuvor schon einige Hochkaräter vergeben hatte und kurz darauf seinen zweiten Alu-Treffer verbuchen werden sollte. © imago/Jan Huebner
Große Geste von Sebastian Kehl: Bevor es zum Jubeln mit den Mannschaftskollegen ging, gibt's Beistand für den Eigentorschützen.
Große Geste von Sebastian Kehl: Bevor es zum Jubeln mit den Mannschaftskollegen ging, gibt's Beistand für den Eigentorschützen. © imago/Schwörer Pressefoto
Den Dortmundern war's aber größtenteils egal. Vorher gab's 15:0 Torschüsse für den BVB ohne Torerfolg, da darf man schon mal erleichtert sein,
Den Dortmundern war's aber größtenteils egal. Vorher gab's 15:0 Torschüsse für den BVB ohne Torerfolg, da darf man schon mal erleichtert sein, © dpa
Kramer brauchte eine Weile, um sein Missgeschick einzuordnen.
Kramer brauchte eine Weile, um sein Missgeschick einzuordnen. © Bongarts/Getty Images
Von den Teamkollegen gab's allerdings schnell Aufmunterung. Abwehrchef Martin Stranzl mit dem Klaps auf den Hinterkopf.
Von den Teamkollegen gab's allerdings schnell Aufmunterung. Abwehrchef Martin Stranzl mit dem Klaps auf den Hinterkopf. © imago/Jan Huebner
(Schaden-)Freude von Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang.
(Schaden-)Freude von Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang. © dpa
Kramer sagte später über seine Gedanken nach dem Eigentor:
Kramer sagte später über seine Gedanken nach dem Eigentor: "Das war große Scheiße." Kann man so stehen lassen. © imago/Schwörer Pressefoto
Auch nach dem Abpfiff hatte Kramer noch nicht mit seinem Eigentor abgeschlossen. Schließlich blieb es der einzige Treffer des Abends.
Auch nach dem Abpfiff hatte Kramer noch nicht mit seinem Eigentor abgeschlossen. Schließlich blieb es der einzige Treffer des Abends. © Bongarts/Getty Images
Da war's doch sicher eine Hilfe, dass Yann Sommer nach Abpfiff schon wieder lachen konnte.
Da war's doch sicher eine Hilfe, dass Yann Sommer nach Abpfiff schon wieder lachen konnte. © dpa
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Im Übrigen wäre Kramer nicht der erste deutsche Profi, der für ein Eigentor von der ARD ausgezeichnet wird. Helmut Winklhofer (FC Bayern, 1985) und Frank Rohde (Hertha BSC, 1993) schafften es mit ihren Fehlschüssen ebenfalls ganz nach oben im ARD-Ranking.