Neu-Isenburg. . Kampfeslustig zeigte sich die Frauen-Nationalmannschaft. Regina Halmich schwörte die Truppe von Silvia Neid aufs anstehende WM-Turnier ein. Derweil sorgten die Fotos von Fußballerinnen im Playboy für Misstöne.
Es hat ruhigere Pfingsttage für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft gegeben. Gestern ließ das Team, das sich in Neu-Isenburg den letzten Schliff für die WM holen soll, die Fäuste fliegen. Die ehemalige Box-Weltmeisterin Regina Halmich hatte in ein Fitnessstudio geladen, um dort mit den Spielerinnen ein wenig zu boxen. Zwanzig waren dabei, eine nicht. Den wahren Tiefschlag hatte das Team zu diesem Zeitpunkt schon hinter sich: Mannschaftsführerin Birgit Prinz war am Pfingstsonntag im Training umgeknickt. Erst gestern kam die Entwarnung: Kein Bänderriss, Prinz spielt die WM.
Ausfall von Birgit Prinz drohte
Die Verletzung, sagen Trainingsbeobachter, ist Prinz wohl mächtig in die Glieder gefahren. Die 33-Jährige war bei einem Kleinfeldspiel Drei gegen Drei unglücklich umgeknickt. Bange 24 Stunden lang galt es als unsicher, ob Deutschland bei der WM im eigenen Land, die das Team in zwölf Tagen mit dem Spiel gegen Kanada eröffnet, auf die dreimalige Weltfußballerin verzichten muss.
Es muss nicht. Der Ausfall von Prinz wäre nur schwer zu kompensieren gewesen. Die Frankfurterin gilt im deutschen Frauenfußball als Ikone. Sie ist vielleicht nicht so populär, wie sie es nach dem Gewinn zweier Weltmeisterschaften und vielen überragenden Länderspielen sein müsste. Dazu ist die 33-Jährige einfach zu sperrig. Vor dieser WM hat sich Prinz mit dem gestiegenen Medieninteresse arrangiert, sie tut ihren Teil. Aber im Grunde würde Prinz lieber sein, was sie derzeit nur bedingt sein kann: ein Privatmensch, der sein Privates ungefragt für sich halten darf. Und sportlich stehen da zwei Test-Länderspiele gegen Italien und die Niederlande. Zweimal 5:0. Kein Tor von Prinz. Das haben andere übernommen. Jüngere.
Freche Alexandra Popp
Die Duisburgerin Alexandra Popp, die so unbekümmert und frech wirkt, ist so eine. Prinz blieb dagegen eher blass, allerdings gibt es viele im Team, die sich nicht vorstellen möchten, wie die WM ohne Prinz aussehen könnte. Denn sie gilt als eine, die nicht angepasst ist, die ihren Mund aufmacht, Interessen des Teams vertritt. Und auf dem Platz bei vielen Gegnern immer noch so großen Respekt genießt, dass sie Lücken für andere reißen kann.
Jedenfalls hat sich Birgit Prinz ihre Bänder am rechten Sprunggelenk nur überdehnt, nicht gerissen. Ein Einsatz beim WM-Auftakt gegen Kanada im ausverkauften Berliner Olympiastadion am Sonntag, 26. Juni (18 Uhr/ARD) ist nicht gefährdet. Den Ernstfall könnte Trainerin Silvia Neid am Donnerstag proben, dann tritt ihr Team zum letzten WM-Test gegen den ehemaligen Weltmeister und Olympiasieger Norwegen in Mainz (20.30 Uhr/ZDF) an. Ob Prinz dann spielen kann?
Bilder im Playboy kamen nicht gut an
So offen diese Frage ist, so verschlossen will Silvia Neid in den nächsten Tagen in Neu-Isenburg die Stadiontore halten. Zumindest bei der einen oder anderen Einheit. Der sechste und letzte Lehrgang vor der WM soll ja nicht nur der Verbesserung von Schnelligkeit und Spritzigkeit dienen. Auch ein paar neue Freistoß-Varianten würde das Team bei der WM gerne präsentieren. Muss ja nicht jeder gleich mitbekommen, was Deutschland sich da ausdenkt.
Das Thema Offenheit ist über Pfingsten ohnehin diskutiert worden. Das Team hat vom DFB noch einmal eine Unterweisung in Medienarbeit bekommen, das Interesse ist ja so groß wie nie und wird sich während der WM noch steigern. Es ist für die Spielerinnen ein Spagat: Der Frauenfußball braucht die Aufmerksamkeit, die in diesem Ausmaß nur eine WM im eigenen Land garantiert. Andererseits will man sich nicht vereinnahmen lassen und alles mitmachen. In der neuesten Ausgabe des „Playboy“ zum Beispiel ist gerade eine Fotostrecke mit Nacktaufnahmen mehrerer Nachwuchsspielerinnen der U 19 erschienen. Was bei der A-Mannschaft in Teilen nicht gut ankam. „Unser Sport ist genug im Fokus, da brauchen wir uns nicht auszuziehen“, sagt Abwehrspielerin Saskia Bartusiak.