Aachen. . Im vorletzten Testspiel vor der WM im eigenen Land besiegte die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft die Niederlande souverän mit 5:0. Hollands Trainer Roger Reijners lobte den Gegner: „Deutschland ist ein Team der Weltklasse.“

Deutschland gegen Holland – immer ein Fußballfest. Bei den Männern. Bei den Frauen ist es dagegen ein eher ungerechtes Spiel. Titel-Favorit Deutschland führte in Aachen die Holländerinnen, die sich nicht für die WM qualifiziert haben, im vorletzten Testspiel vor dem großen Turnier ohne Mühe vor und siegte 5:0 (2:0).

Mehr Mühe hatte nach dem Schlusspfiff Trainerin Silvia Neid. Durch die Hintertür wollte sie in den Presseraum des Stadions, doch der Ordner hielt die Tür zu. „Hier nicht!“ Erst das aufgeregte Flüstern von Neids Begleitern – „Das ist die Trainerin“ – bedeutete: Sesam öffne dich. Neid murmelte: „Ich muss da nicht rein“, aber dann erledigte sie doch mit Routine die Analyse des Spiels.

Die Vorlage lieferte Hollands Trainer Roger Reijners. „Deutschland ist ein Team der Weltklasse.“ Neid bedankte sich, und mehr als Lob blieb ihr für ihre Mannschaft auch nicht: „Wir sind im Zeitplan für die WM, ich bin zufrieden.“

11.100 Zuschauer in Aachen

Wer den Frauenfußball positiv sieht, der empfand das Stadion in Aachen mit 11.100 Zuschauern halbvoll. Wer es weniger gut meint, urteilte: Halbleer. Das Problem dieses Testspiels: Die besucherfeindliche Anstoßzeit um 16.30 Uhr. Beim Finale um den DFB-Pokal haben es die Frauen geschafft, sich von den Männern zu emanzipieren und nicht mehr das Vorspiel vor dem Männer-Finale im Berliner Olympiastadion bestreiten zu müssen. Bei den Nationalteams ist es zumindest gestern noch nicht wirklich gelungen.

Das Fernsehen diktierte die Anstoßzeit am Nachmittag, um live übertragen zu können. Am Abend war keine Zeit, da spielten die deutschen Männer in Aserbaidschan, und im Programm wäre kein Platz mehr gewesen. Also nahmen die Frauen in Kauf, dass im neuen Tivoli von Aachen viele Sitze frei blieben. Auch die Assistentinnen von Schiedsrichterin Alexandra Ihringova aus England schienen ein Zeitproblem zu haben. Jedenfalls reiste erst gar keine Linienrichterin von der Insel an, und so schwenkten beim WM-Testspiel zwei Deutsche an der Linie die Fahne.

Okoyini da Mbabi erzielte die Führung

Anlass zur Aufregung barg dieses Kuriosum allerdings nicht, die Partie ging friedlich und ohne Brisanz über den Rasen. So lange die Kraft reichte, wehrten sich die Holländerinnen tapfer. Nach einer Viertelstunde hatte Stürmerin Celia Okoyini da Mbabi vom SC 07 Bad Neuenahr auf Vorlage von Birgit Prinz zwar zum 1:0 für Deutschland getroffen, doch dann passierte lange Zeit nichts mehr. Erst zwei Minuten vor der Pause schlenzte Simone Laudehr vom FCR2001 Duisburg den Ball mit dem linken Fuß aus 15 Metern unhaltbar zum 2:0 unter die Latte.

In der zweiten Hälfte wechselte Trainerin Neid munter durch, bis zur 76. Minute hatte sie gleich sechs Spielerinnen der Startelf vom Rasen genommen und durch neue Spielerinnen ersetzt, trotzdem fielen die Tore, denn die Gegnerinnen wurden einfach immer müder. Alexandra Popp (71.), Kim Kulig (75.) und Inka Grings (86.) per direktem Freistoß sorgten für den 5:0-Endstand.

Neid hat noch keine WM-Startelf im Kopf

Danach beeilten sich die deutschen Spielerinnen, denn nach der Partie begann ihr letzter Kurz-Urlaub vor der WM, die am 26. Juni beginnt. Am Sonntag trifft sich das Team dann zum Turnier wieder. „Dann arbeiten wir noch an der Abstimmung und an den Standards“, so Neid. „Eine Startelf für das Eröffnungsspiel gegen Kanada habe ich allerdings noch nicht im Kopf.“

Das war’s, ab in den Kurzurlaub. Hollands Trainer Reijners rief noch hinterher: „Ich wünsche euch alles Gute.“ Ein Holländer, der den Deutschen bei der WM die Daumen drückt! Bei den Männern kaum vorstellbar.