Aachen. Am Dienstag um 16.30 Uhr tritt das Team von Silvia Neid gegen die Niederlande an. Drei Wochen vor der WM im eigenen Land bietet sich der Bundestrainerin am Aachener Tivoli die Gelegenheit, noch ein paar Dinge auszuprobieren.

Die Woche hat für Frauenfußball-Weltmeister Deutschland nicht unbedingt schön begonnen. Bundestrainerin Silvia Neid hat ihren Nationalspielerinnen in Aachen das Video von ihrem 5:0-Testspielsieg gegen Italien gezeigt, und was angesichts des klaren Ergebnisses nach lockerer Unterhaltung klingt, ist dann doch eine ernste Besprechung geworden.

„Ich habe auf unsere Fehler hingewiesen, und es hat etwas länger gedauert“, sagte Neid gestern, wenn auch mit einem Lächeln im Gesicht. Also: demnächst bitte das ein oder andere noch besser machen – möglichst schon heute um 16.30 Uhr am Aachener Tivoli im vorletzten WM-Testspiel gegen die Niederlande.

Was bei den Herren das Spiel zweier Rivalen, ein Duell mit vielen Emotionen wäre, ist bei den Frauen nüchterne Gelegenheit, drei Wochen vor der WM im eigenen Land ein paar Dinge auszuprobieren. „Leider darf man nur sechsmal wechseln“, sagt Silvia Neid und gibt die Richtung vor: Möglichst viele Spielerinnen sollen zum Einsatz kommen um möglichst viele taktische Varianten durchzuspielen.

Praktischerweise haben sich die DFB-Frauen mit dem Nachbarn nämlich so etwas wie einen „Zwei in einem“-Gegner ausgesucht. Das Team spielt im 4-2-3-1-System, das auch Frankreich, vermutlich der schwerste deutsche Vorrundengegner bevorzugt. Außerdem werden nach Balleroberung so schnell wie möglich die Spitzen bedient – mit diesem Spielstil ähneln die Niederlande mit Nigeria noch einem deutschen Vorrundengegner.

Neid umgeht alle Fragen zur Stammformation

So lässt sich viel üben, außerdem legt Neid großen Wert auf hohe taktische Flexibilität. Beim 5:0 gegen Italien spielte die deutsche Startformation mit den Routiniers Birgit Prinz und Inka Grings in der Spitze die anfangs giftigen Italienerinnen regelrecht müde. Nach der Pause brachte Neid junge und schnelle Spielerinnen wie Alexandra Popp, Lira Bajramaj oder Celia Okoyino da Mbabi, die dann mühelos den hohen Sieg herausschossen. Auch deshalb umgeht Neid alle Fragen nach einer Stammformation für die WM: „Wir haben so viele super Persönlichkeiten in der Mannschaft, da müssen wir uns doch nicht festlegen.“

Daraus ist in den vergangenen Tagen hier und da schon eine Art von Generationenkonflikt konstruiert worden. Da lächelt Lira Bajramaj. Sie ist mit 23 Jahren eine der Jungen, sie sieht gut aus, sie steht für eine Bilderbuch-Integrationsstory und aus all’ diesen Gründen bei Medien und Sponsoren hoch im Kurs. „Die Stimmung im Team ist super“, sagt Bajramaj also, „wir freuen uns alle nur auf die WM.“ Eben. Alle in einem Boot.

FCR-Verteidigerin Bresonik muss pausieren

Gegen die Niederlande werden die Umbauarbeiten der Bundestrainerin also ganz gewiss kein Produkt einer „Alt oder Jung“-Philosophie sein. Sie sind auch körperlichen Blessuren geschuldet, weil die bisherigen fünf Vorbereitungslehrgänge ihre Spuren hinterlassen haben. Die Duisburgerin Linda Bresonik, als rechte Außenverteidigerin für das WM-Turnier gesetzt, pausiert wegen einer Achillessehnenreizung. Für sie wird Bianca Schmidt von Turbine Potsdam auflaufen.

Sorgen bereitet dem DFB noch die Kulisse: In Osnabrück füllten 12.000 begeisterte Zuschauer das kleine Stadion. In Aachen passen 30.000 in den neuen Tivoli, bisher sind jedoch erst 9000 Karten verkauft worden. „Wir nehmen’s, wie’s ist und freuen uns über jeden, der kommt“, sagt Neid bescheiden. Die zuschauerfeindliche Anstoßzeit von 16.30 Uhr lässt sich ohnehin nicht mehr ändern, sie ist von der ARD gewünscht. Dafür überträgt sie live.