Essen. Am Samstag spielt die SGS Essen im Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg. Essens Nationalspielerin Marina Hegering spricht über die Chancen.
Frau Hegering, seit drei Jahren spielen Sie nun beim Bundesligisten SGS Essen. Im vergangenen Jahr wurden Sie mit 28 Jahren Nationalspielerin, jetzt stehen Sie im Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg.
Hegering: Ja, die letzten Jahre waren wirklich ereignisreich. Wir hatten in den ersten beiden Jahren mit der SGS alle sportlichen Erwartungen übertroffen, vor einem Jahr habe ich mit Deutschland die WM in Frankreich gespielt und dieses Jahr stehen wir im Pokalfinale. Ja, man kann diese Zeit durchaus als erfolgreich bezeichnen (lacht).
Am Ende der aktuellen Bundesligasaison wurde die SGS Fünfter. Okay? Oder eher enttäuschend?
Hegering: Wenn man überlegt, wo wir die Punkte gelassen haben, beispielsweise mit dem Unentschieden am vorletzten Spiel gegen den FF USV Jena, dann ist das natürlich ärgerlich. Der fünfte Platz ist aber nicht wirklich schlecht, es ist genau der Bereich, in dem wir uns vor der Saison auch selbst eingeordnet haben.
Wie hoch war die Belastung, als die Liga nach der Corona-Unterbrechung fortgesetzt wurde?
Hegering: Es war ein sehr, sehr strammes Programm. Aber unser Trainer Markus Högner hat das sehr gut geregelt, so dass wir immer wieder Lücken für Pausen gefunden haben, um uns zu erholen und die Belastung gut zu verteilen.
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Und wie hat es sich angefühlt, nach wochenlanger Pause wieder spielen zu dürfen?
Hegering: Das war schon genial. Vor allem für uns, die im Sommer zu einem anderen Verein gehen werden, war es toll, noch einmal mit dem Team Zeit verbringen zu können, dass wir alle noch einmal zusammenzuspielen und so einen Abschluss finden. Es war ja lange unsicher, ob es noch einmal so kommen wird. Man gibt ja alles für die Mannschaft und den Verein, man hat täglich miteinander zu tun. Da wachsen einem viele Leute ans Herz. Ich werde die SGS vermissen.
Das Pokalfinale ist ein Highlight. Nun spielen Sie ein solch großes Spiel vor leeren Tribünen. Bitter?
Hegering: Ja, das ist total bitter und supertraurig. Das Pokalfinale ist im Frauenfußball ja immer ein Highlight, weil dort die Möglichkeit gegeben ist, dass viele Zuschauer kommen. Es waren ja immer mehr als 15.000 in den vergangenen Jahren. Es wäre schön gewesen, wenn man wenigsten Freunde und Familie hätte einladen dürfen, um wenigstens vor 400 oder 500 Zuschauern zu spielen, aber so ist es nun einmal. Für die Männer ist es ja ebenso kurios, sogar noch viel kurioser. Im Gegensatz zur Männer-Bundesliga haben wir das Fehlen der Zuschauer in den jüngsten Meisterschaftsspielen ja nicht so doll bemerkt.
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Ihre SGS Essen gilt als krasser Außenseiter im Finale gegen Wolfsburg.
Hegering: Wolfsburg ist schon bemerkenswert in den vergangenen Jahren, zum sechsten Mal in Folge im Pokalfinale, zum vierten Mal Meister in Folge und das in einer solch souveränen Weise – das ist schon ein Ausrufezeichen.
Was ist trotzdem drin für den Außenseiter?
Hegering: In einer langen Saison geht es in den Spielen immer um drei Punkte. Die rechnen wir ehrlich gesagt gegen Wolfsburg nie ein. Aber jetzt ist es ein Pokalendspiel, wir können mit einem Sieg den Titel gewinnen. Das ist etwas ganz anderes. Zumal es das letzte Spiel für uns als Team in dieser Konstellation ist, das setzt Energien frei.
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Alle vier aktuelle deutsche Nationalspielerinnen werden die SGS nach dem Pokalfinale verlassen, Sie gehen zum FC Bayern und werden mit 30 Jahren doch noch Vollprofi.
Hegering: Für mich ist es ein neuer Schritt, eine neue Herausforderung, ein neuer Lebensabschnitt. Ich war immer in NRW, habe hier Fußball gespielt, studiert, nebenbei gearbeitet – ich habe mir gesagt, wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie mehr. In meinem Alter habe ich meine Karriere nicht mehr wirklich vor mir, das haben andere wie Lea Schüller. Das ich auch noch einmal diese Möglichkeit bekommen habe – da konnte ich einfach nicht Nein sagen. Ich freue mich auf etwas Neues.
Holen Sie somit nach, was Ihnen durch die jahrelange Verletzungspause einst verwehrt blieb?
Hegering: Nachholen – so kann man es nicht bezeichnen. Wer weiß schon, wie alles gelaufen wäre, deshalb sehe ich es nicht als Nachholen verpasster Chancen. Sagen wir so: Ich will noch mal etwas Aufregendes erleben, noch mal international spielen – dass es damals so abrupt zu Ende ging, war schade.