Wolfsburg. Für Essen debütierte die Niederländerin 2013 in der Bundesliga und stand mit der SGS 2014 im DFB-Pokalfinale. Es bleibt ein besonderes Duell.
Dominique Bloodworth (25) ist Abwehrspielerin beim VfL Wolfsburg und wird auch am Samstag im DFB-Pokalfinale gegen die SGS Essen auflaufen (17 Uhr, RheinEnergie-Stadion Köln). Unter ihrem Mädchennamen Janssen ist sie den Essener Fans wohl eher ein Begriff, denn 2014 beim DFB-Pokalfinale der SGS gegen 1. FFC Frankfurt (0:3) spielte die Niederländerin noch an der Ardelhütte. Von dort verabschiedete sie sich 2015 zunächst in Richtung Arsenal London.
Die SGS war das Sprungbrett, seit einem Jahr ersetzt die Wunschspielerin von Wolfsburgs Trainer Stephan Lerch die jahrelange Abwehrchefin Nilla Fischer und macht beim Deutschen Meister in der Innenverteidigung einen hervorragenden Job und ist obendrein torgefährlich. Einmal mehr hat sich die SGS Essen als ein exzellenter Ausbildungsverein entpuppt.
Gekommen, um Titel zu gewinnen
Bevor Sie im vergangenen Sommer zum VfL gekommen sind, waren Sie mit dem FC Arsenal Meister in England, jetzt sind Sie es in Deutschland. Welcher Titel war schöner?
Janssen: Auch wenn es jetzt wegen Corona merkwürdiger war als sonst, ist es immer schön. Ich bin damals auch hier hergekommen, um Titel zu gewinnen, das wird nie langweilig. Beide Male war’s am Ende ein größerer Vorsprung. Mit Arsenal waren es sieben Punkte auf Manchester City, mit dem VfL acht auf Bayern.
Welcher Titel war da leichter?
(lacht) Wenn man es so sieht, war der Titel mit dem VfL zum Ende hin vielleicht ein bisschen einfacher, wir hatten in vielen Spielen eine große Dominanz. Und es hat mir persönlich Spaß gemacht, hinten zu spielen und immer mal wieder mit nach vorne zu kommen. Dass wir dabei nur acht Gegentore kassiert haben, ist für mich als Verteidigerin sehr wichtig.
Duell mit Essen ist ganz besonderes Spiel
Hat sich Ihre Rolle als Abwehrspielerin in Wolfsburg verändert?
Ich habe viel gelernt, der Stil ist hier auch ein bisschen anders. Deswegen gab es am Anfang viele Videoanalysen mit dem Trainerteam, in denen ich viel gelernt und dann versucht habe, das auch umzusetzen. Ich denke, ich bin eine komplettere Verteidigerin geworden, auch mit Blick auf die Offensive.
Wird Essen am Samstag für Sie noch einmal ein besonderes Spiel als ehemalige SGS-Spielerin?
Wir haben ja schon zweimal gegen Essen gespielt. Aber nicht im Endspiel. Ja, und ich freue mich, dass wir wieder gegen die SGS spielen. Das ist immer etwas Besonderes, denn Essen war damals mein erster professioneller Verein. Deswegen werde ich die SGS immer ein bisschen im Herzen tragen, und deswegen ist es schon etwas Besonderes in so einem wichtigen Spiel auf Essen zu treffen. Ich habe mit Essen 2014 schon einmal das Pokalfinale erreicht und gegen Frankfurt mit 0:3 verloren. Wir waren damals schon sehr froh, überhaupt das Finale erreicht zu haben.
Emotionen auch ohne Zuschauer
Mit was für einem Spiel rechnen Sie?
Ich denke, dass Essen versuchen wird, uns zu pressen. Ich hoffe, dass wir es von hinten heraus ausspielen und viele Torchancen kreieren werden. Und ich hoffe, dass wir es schaffen werden, wieder zu Null spielen. Wenn wir mindestens ein Tor machen und hinten keines bekommen, dann bedeutet das, dass wir nach 90 Minuten diese schöne Trophäe bekommen werden.
Fans werden auch in Köln nicht dabei sein dürfen, wie fühlt es sich ohne Zuschauer für Sie an?
In der Meisterschaft ist es anders, weil es ein ganz langer Weg ist. Aber für Samstag ist es etwas anderes, es ist so ein wichtiges Spiel. Du musst an diesem Tag gut spielen und gewinnen. Deswegen glaube ich, dass auch ohne Zuschauer die Emotionen da sein werden. Es wäre natürlich schöner, wenn unsere Fans dabei sein könnten und wir am Ende gemeinsam feiern könnten, aber als Fußballerin möchte ich jedes einzelne Spiel und ganz viele Titel gewinnen, ob mit oder ohne Zuschauer.
Janssen debütierte 2013 in der Bundesliga
Dominique Janssen wechselte im Sommer 2013 von ihrem Heimatverein RKsv Wittenhorst zur SGS Essen in die Bundesliga.
Am 8. September 2013 debütierte sie dort beim 3:3 gegen den BV Cloppenburg.
Das erste Tor im Essener Trikot gelang ihr am 3. November 2013 (7. Spieltag) beim 5:1-Erfolg gegen TSG Hoffenheim.
Zum Ende der Saison 2014/15 verließ sie Essen. Mit Arsenal London holte sie die drei Titel des englischen Frauenfußballs.
Zur Saison 2019/20 heuerte Janssen beim Deutschen Meister VfL Wolfsburg an.
Verwirrung um den Nachnamen
Es hatte über die gesamte Saison Verwirrung um Ihren Nachnamen gegeben. In der Champions League waren Sie bereits als Dominique Bloodworth, mit dem Namen Ihres Mannes, aufgelaufen, in Bundesliga und Pokal als Dominique Janssen, weil dieser Nachname noch in Ihrem Pass stand und sich der DFB danach richtet, und Sie nicht dazu gekommen waren, ihn zu ändern. Wird das Pokalendspiel nun Ihr letztes Spiel als Dominique Janssen?
Das kann ich jetzt noch nichts darüber sagen. Da müssen wir schauen, wie es dann aussieht.
Nach der Rückreise aus Köln beginnt für Sie der Urlaub. Wo geht’s für Sie hin?
Ich fliege erst ein paar Tage nach Spanien, um zu relaxen, die Sonne zu genießen und zu entspannen. Natürlich immer unter Einhaltung größtmöglicher Vorsichtsmaßnahmen in Hinblick auf Corona. Und dann geht es in die Heimat, um noch ein wenig die Zeit mit meiner Familie zu genießen. Und dann ist der Urlaub auch schon wieder vorbei, dann geht es wieder mit der Vorbereitung weiter.
Nur kurze Pause für Nationalspielerinnen
Konnten Sie während der Zwangspause Ihre Familie in den Niederlanden besuchen?
Ich war die gesamte Zeit über hier in Wolfsburg. Das war für mich einfacher, denn hier habe ich mein zu Hause, und mein Mann war auch hier. Und als das Signal kam, dass es weitergeht, konnte ich auch sofort wieder zum Training kommen.
Sie haben rund drei Wochen Sommerurlaub. Ist das zu kurz, um die neue Saison mit der Vierfachbelastung wegen der vorgeschalteten Champions-League-Endrunde zu bewältigen?
Es ist eigentlich so, als würden wir im Sommer ein großes Turnier, die WM oder die EM spielen. Danach haben wir Nationalspielerinnen auch nur zwei oder drei Wochen Pause. Die Zeit muss reichen, und wir müssen sie uns nehmen, um dem Körper und dem Kopf etwas Ruhe zu geben und runterzufahren. Aber nach zehn Tagen ist es bei mir so, dass ich schon wieder Schmetterlinge im Bauch habe und mich auf den Fußball freue. Deswegen finde ich die kurze Pause nicht schlimm. Ich bin Fußballerin, weil ich es liebe. Ich habe dann zweieinhalb Wochen Pause, freue mich und genieße das auch. Aber durch die Champions League im August hat man auch sofort wieder den Fokus. Es warten hoffentlich gute Zeiten auf uns, und dann hoffentlich auch wieder mit Zuschauern.
Mit Triple ginge ein Traum in Erfüllung
Die Champions League gilt spätestens nach der Niederlage des VfL 2018 in Kiew als das ganz große Wolfsburger Ziel. Haben Sie das schon genauso verinnerlicht, obwohl Sie damals noch nicht dabei waren?
Wolfsburg hat eine der größten Mannschaften in Europa, vielleicht in der Welt. Deswegen hat der VfL immer auch das Ziel, die Champions League zu gewinnen. In den vergangenen zwei Jahren war es gegen Lyon schwierig. In diesem Jahr sieht es von der Auslosung erst einmal gut aus. Wir haben alle das Vertrauen, weit kommen zu können. Und es ist auch einer meiner großen Träume. Wie gesagt, deswegen bin ich hier hergekommen: Ich möchte Titel gewinnen, und wenn wir jetzt noch den DFB-Pokal gewinnen und dann die Champions League – damit ginge ein Traum ein Erfüllung.