Ottawa. Die DFB-Frauen kamen gegen Norwegen nicht über ein 1:1 hinaus - trotzdem dürfte der Einzug ins WM-Achtelfinale nur noch eine Formsache sein.

Irgendwie ist es ja fast schade, dass die deutsche Frauen-Nationalmannschaft schon am Freitagmorgen das schöne Ottawa vorläufig verlässt. Aber ganz egal, ob die DFB-Auswahl nach dem 1:1 (1:0) gegen Norwegen nun Gruppensieger wird oder nicht – die Qualifikation fürs Achtelfinale ist so gut wie geschafft. In der Neuauflage des EM-Finals von 2013 bot das Team von Bundestrainerin Silvia Neid dabei vor allem in der ersten Halbzeit eine starke Darbietung, die für den weiteren Turnierverlauf hoffen lässt. Doch nach dem 1:0 von Anja Mittag (6.) glich Maren Mjelde mit einem unhaltbaren Freistoß aus (60.). Unter dem Strich ging das Remis im sonnenüberfluteten Landsdowne Stadium nach dem deutschen Leistungsabfall im zweiten Durchgang in Ordnung.

Jetzt gegen Thailand in Winnipeg - dann Rückkehr nach Ottawa

Mit dem „Euro-Showdown“ – so hatte die örtliche „Ottawa Sun“ getitelt – ist nun vorerst eine Luftveränderung angesagt. Bereits um neun Uhr soll am Freitag der Flieger abheben, der die Delegation der die deutsche Delegation von Ottawa nach Winnipeg bringt. In eine neue Zeitzone, in einen neuen Spielort. Im letzten Gruppenspiel gegen Thailand dürfte am Montag ein Sieg trotzdem Formsache sein. Fest steht schon jetzt, dass Neids Ensemble dann nach Ottawa zurückkehrt: Sowohl der Gruppenerste und –zweite trägt sein Achtelfinale in der kanadischen Kapitale aus.

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Im 39. Duell mit dem skandinavischen Dauerrivalen begann der Europameister stark. Als belebendes Element erwies sich dabei die Hereinnahme von Dzsenifer Marozsan, die bei ihrem WM-Debüt wichtige Impulse gab. Ein Raunen ertönte auf den Rängen, als die 23-Jährige sich sogar erfolgreich an der Zidane-Pirouette auf dem Kunstrasen versuchte. Die Frankfurter Spielmacherin war es dann auch, die jenen tückischen Aufsetzer abgab, den Norwegens ansonsten so verlässliche Torfrau Ingrid Hjelmseth nicht festhalten konnte – Mittag war zur Stelle und staubte zum 1:0 ab. Für die bald in Paris spielende 30-Jährige war es bereits der vierte Turniertreffer.

Mit dem Führungstor wirkten die deutschen Fußballerinnen sichtlich beflügelt, und eigentlich gab es bis zur Pause nur zwei Wermutstropfen. Zum einen, dass viele verspätet eintreffenden Zuschauer zu diesem „Doubleheader“ die sehenswerte Anfangsphase verpassten. Zum anderen, dass die Führung angesichts der guten Kombinationen und Chancen (Kopfball Alexandra Popp, 29.) zu niedrig ausfiel. Es dauerte bis zur 43. Minute, ehe Torhüterin Nadine Angerer bei einem Schuss von Isabell Herlovsen voll gefordert wurde.

Mjelde zirkelt den Ball zum 1:1 ins Tor - Angerer chancenlos

Es sollte der Warnschuss für die zweite Hälfte sein. Die so beeindruckende deutsche Dominanz war dahin, der Kräfteverschleiß auf dem erhitzten Plastikgras unübersehbar. Und als sich Saskia Bartusiak bei einem Pass in die Schnittstelle der Abwehr nur mit einem Foul knapp vor der Strafraumgrenze gegen Herlovsen zu helfen wusste, nahm das Unheil seinen Lauf: Mjelde zirkelte die Kunststoffkugel millimetergenau in den Winkel – Angerer war völlig chancenlos. Nach diesem Wirkungstreffer hatte das Neid-Team nur noch ganz wenig zu bieten. Anders als im ersten Durchgang agierte gerade die Offensive viel zu unpräzise. Marozsan und die später ausgewechselte Mittag, Popp oder auch die glücklose Celia Sasic hatten den Zugriff zu dieser Begegnung irgendwie verloren – da halfen auch die Deutschland-Sprechchöre einer kleinen Fangruppe nicht.

Bei der EM 2013 hatte es das deutsch-norwegische Duell übrigens zweimal gegeben: Vor dem EM-Finale hatte es eine 0:1-Niederlage der deutschen Elf in der Gruppenphase gegeben, die später als Erweckungserlebnis zum Titelgewinn gelten sollte. Dass es bei der WM 2015 erneut zu einem Aufeinandertreffen im Endspiel genau dieser Teams kommt, scheint diesmal eher unwahrscheinlich.