Ottawa.. Deutschlands Innenverteidigerduo Saskia Bartusiak und Annike Krahn soll bei der Weltmeisterschaft in Kanada Norwegens Weltklassestürmerinnen bremsen.

Von blindem Verständnis würden die beiden nicht sprechen. Dafür sind sie zu bescheiden. Aber sobald es um sportliche Betätigung geht, braucht es bisweilen nur einen kurzen Blickkontakt – und die eine springt der anderen zur Seite. Saskia Bartusiak und Annike Krahn, das räumen sie auf Nachfrage immerhin ein, kennen und schätzen sich. Und weichen deshalb selten voneinander. Insofern war es fast verwunderlich, dass sich die beiden Innenverteidigerinnen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der Regenerationseinheit auf eigens angemieteten Fahrrädern nicht nebeneinander abgestrampelt haben.

Auf den speziell für Jogger, Skater oder Radfahrer angelegten Asphaltbändern am wunderschönen Rideau Kanal, dem Unesco-Weltkulturerbe von Ottawa, haben die Fußballerinnen die Beine wieder locker gemacht, denn mit dem zweiten WM-Gruppenspiel gegen Norwegen folgt am Donnerstag (22 Uhr MESZ/ARD) bereits der Lackmustest. Speziell für das zentrale Abwehrduo, auf die mit Ada Hegerberg und Isabell Herlovsen Weltklassestürmerinnen zukommen.

Hinter Bartusiak liegt ein langes Tal

„Wir wissen schon, dass der Gegner vorne sehr gut besetzt, sehr schnell, sehr torgefährlich ist“, sagt Bartusiak, die gebürtige Frankfurterin, die seit der Generalprobe gegen die Schweiz (3:1) und dem Scheibenschießen gegen die Elfenbeinküste (10:0) mit der aus Bochum stammenden Krahn verteidigt. Wie einst bei der EM 2013, als der zentrale Abwehrblock bei drei 1:0-Erfolgen in der K.-o.-Runde gegen Italien, Schweden und eben im Finale Norwegen komplett dichthielt, zumal in letzter Instanz bekanntlich auch an Nationaltorhüterin Nadine Angerer kein Vorbeikommen war.

Dass nun genau dieses Trio auf dem kanadischen Kunstrasen zusammensteht, ist so selbstverständlich nicht. Zwar erlebte die 29-jährige Krahn eine Saison mit Höhen und Tiefen bei Paris St. Germain (gab kürzlich ihren Wechsel zu Bayer Leverkusen bekannt), doch ihre drei Jahre ältere Kollegin Bartusiak (verlängerte gerade ihren Vertrag beim 1. FFC Frankfurt bis 2016) war lange in einem tiefen Tal.

Mit Taten wirken, nicht mit Worten

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Einem Riss des hinteren Kreuzbandes im linken Knie am 1. Juni 2014 folgte eine zehnmonatige Ausfallzeit. Doch Bundestrainerin Silvia Neid wollte partout auf „eine der am meisten unterschätzten deutschen Nationalspielerinnen“ (O-Ton Angerer) nicht verzichten. Genau wie die resolute Krahn (118 Länderspiele) ist die bodenständige Bartusiak (81) eine, die viel lieber nach innen als nach außen wirkt. Und das mit Taten statt mit Worten. Damit geht sie als Führungsspielerin auch anders vor als etwa Kapitänin Angerer.

Aber: Ein gemeinsames Zimmer haben Bartusiak und Krahn im Teamhotel der Fußballerinnen am Parliament Hill nicht bezogen. Bei Bartusiak ist traditionell Vereinskollegin Simone Laudehr einquartiert, bei Krahn nächtigt seit jeher Melanie Behringer. Man will ja die Zusammenarbeit nicht gefährden, indem man sich auf den Geist geht. Deshalb wohl auch der Sicherheitsabstand auf dem Bike.