Ottawa. . Das 10:0 gegen die Elfenbeinküste ist der zweithöchste WM-Sieg der deutschen Fußballfrauen aller Zeiten. Der Rekord vor acht Jahren: 11:0 gegen Argentinien.

Ein bisschen Abkühlung kann ja nicht schaden. Aber muss es deswegen gleich Bindfäden regnen? Als die deutschen Fußballerinnen am Tag nach ihrem torreichen WM-Auftakt aus ihren Betten krochen und die Vorhänge in ihren Zimmern des feudalen Teamhotels direkt am Ottawa River aufzogen, zeichnete sich draußen das meteorologische Kontrastprogramm zu den Vortagen ab. Kühles Schauerwetter statt schwülwarmer Witterung. Aber ist das nicht ohnehin die Losung, sich jetzt schnell umzustellen?

Mit Norwegen wartet nun ein anderes Kaliber

Das Scheibenschießen gegen die Elfenbeinküste (10:0) vom Sonntagabend gehört nach dem WM-Auftakt abgehakt, um sich auf die nächste Herausforderung gegen Norwegen am Donnerstag (22 Uhr MESZ/ARD) einzustellen. Gegen die Skandinavier werde so ziemlich alles anders, weiß die Bundestrainerin. „Gegen die Elfenbeinküste konnten wir leicht in freie Räume spielen. Norwegen ist mit allen Wasser gewaschen, sie sind taktisch flexibel und haben viel Facetten.“ Für die 51-Jährige steht fest: „Das wird ein enges Match."

Anders als gegen den überforderten afrikanischen Novizen. „Wir sind nicht blauäugig, dass wir das überbewerten“, versprach Nadine Angerer nach dem zweithöchsten WM-Sieg aller Zeiten. Ach ja, kurz habe sie schon daran gedacht, das könne beinahe werden wie damals vor acht Jahren gegen Argentinien, als ein bis heute unerreichtes 11:0 heraussprang, räumte die Nationaltorhüterin ein, um dann den Gedanken an Shanghai wieder zu verwerfen.

Gulbrandsen will nicht mehr gegen Angerer antreten

In Ottawa steht in zwei Tagen die Neuauflage des EM-Finals von 2013 an, das eben die Kapitänin mit zwei Elfmeterparaden entschied. Und die 36-Jährige wollte gar nicht glauben, dass der kommende Gegner es bei seinem Pflichterfolg gegen Thailand (4:0) wieder fertig gebracht hatte, einen Strafstoß zu versieben. „Wir müssen das jetzt wirklich alle üben, aber ich schieße keinen mehr“, sagte die 2013-Fehlschützin Solveig Gulbrandsen, die zudem noch einen Tipp losließ, wie denn Deutschland gegen Thailand (15. Juni in Winnipeg) spielen werde: „Die können wieder zehn Tore schießen.“

Es scheint also speziell in der Gruppe B dieser Frauen-WM zu bizarren Begegnungen zu kommen. Zwei Großmächte führen die Kleinen vor und sorgen für bisweilen skurrile Bilder. Bezeichnend, wie nach Schlusspfiff die deutsche Abwehrchefin Annike Krahn ihrer eingewechselten ivorischen Kollegin Ines Nrehy die Krämpfe aus den Waden schüttelte. Nur sollte niemand glauben, dass die Siegerinnen das alles bis zum Ende der langen WM selbst ganz ohne Schrammen hinbekommen werden. . .