Düsseldorf. . Die Fußballer von Zweitligist Fortuna Düsseldorf sind relativ tiefenentspannt in ihr erstes Trainingslager der Sommervorbereitung gestartet. Denn auf Langeoog ticken die Uhren anders. Die rot-weißen Fußballer satteln auf’s Fahrrad um, denn die „lange Insel“ ist weitestgehend autofrei.
Auf Langeoog ticken die Uhren anders. Gestern Mittag hieß es für verwöhnte Profifußballerbeine erst einmal – laufen. Vom Inselbahnhof bis zum Fahrradverleih. Ok, die gut 400 Meter waren spielend zu schaffen. Zumal ohne Gepäck, das gleich zum Hotel transportiert worden war. Fortunas Zweitliga-Kicker haben jedenfalls relativ tiefenentspannt das erste Trainingslager der Sommervorbereitung gestartet. Auch wenn das Wetter bei 16 Grad Celsius und Nieselregen recht ostfriesisch daherkam.
Die knapp 20 Quadratkilometer große „lange Insel“, wie Langeoog übersetzt heißt, ist (weitgehend) autofrei. Wird von Pedaltretern, Fußgängern und Pferdekutschen dominiert. Fortunas Mannschaftsbus blieb deshalb am Fähranleger in Bensersiel. Nach rund 45 Minuten auf dem Wasser ging es vom Schiff in die Schmalspurbahn. Und die fuhr sieben Minuten gemächlich auf der 2,5 Kilometer langen Strecke gen Inselort.
Dabei auch am Sportplatz neben dem kleinen Inselflughafen vorbei, wo Cheftrainer Oliver Reck mit seinen Mannen bis Sonntagmorgen die ersten Übungseinheiten der neuen Spielzeit absolvieren wird. Ob die Fortunen auch mal an den 14 Kilometer langen Sandstrand dürfen, hängt von den Trainingsplänen ab. Im Zweifelsfalle bittet Athletiktrainer Axel Dörrfuß die Kicker zu einer fröhlichen Laufrunde auf den Sand.
So oder so wird die rot-weiße Übungsgruppe einige der typischen Silbermöwenpaare zu Gesicht bekommen. Und wohl auch am Wasserturm von 1909 vorbeikommen, dem Wahrzeichen der Insel. Hier steht ein Bronze-Standbild der Sängerin Lale Andersen, die auf dem Dünenfriedhof ihre letzte Ruhe gefunden hat. Andersen ist durch den Zweite-Weltkrieg-Hit „Lili Marleen“ berühmt geworden. Eine weitere Persönlichkeit der Insel ist Wolf Gerlach. Der erfand die ZDF-Mainzelmännchen.
Freiburg war Sommer-Stammgast
Fortuna nächtigt übrigens in einem „Düsseldorfer“ Gebäude. Das Appartement-Hotel Feuerschiff gehört der Lindner-Gruppe vom Seestern. Der Freiburger Sport-Club, von 1990 bis 2006 unter Coach Volker Finke ein Sommer-Stammgast auf Langeoog, hatte stets das Aquantis am Strand gebucht. Dort hängt selbstverständlich auch noch ein rot-schwarzer Wimpel des Bundesligisten.
Zum zehnjährigen Langeoog-Jubiläum bekam Finke von der Kurverwaltung einst einen blau-weiß gestreiften Strandkorb geschenkt. Der diente bei Heimspielen im Dreisamstadion sogar als Trainerstuhl. Bis der pingelige Referee Markus Merk bei einem Match gegen Unterhaching im Strandkorb eine Gefahr für vorbeisprintende Spieler sah. Und das Ungetüm entfernen ließ. Freiburg strebte daraufhin bei der Deutschen Fußball-Liga eine „Lex Strandkorb“ an. Folge: Mit mehr Abstand zum Spielfeldrand durfte das gute Stück wieder aufgebaut werden.
Fortuna hofft auf ein gutes Omen
Als Finke den Sport-Club nach 16 (!) Saisons verließ, wurde der Strandkorb versteigert. Für immerhin 34 550 Euro. Kameruns aktueller WM-Cheftrainer kehrte im Sommer 2011 noch einmal nach Langeoog zurück. Als Manager des 1. FC Köln. Was kein Glück brachte. Der neue norwegische Coach Stole Solbakken und auch Finke überlebten die Bundesliga-Saison nicht.
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Die Fortunen hoffen nach dem Sommer-Regen von Borkum vor einem Jahr zumindest auf ein gutes Omen. Nach der Ankunft gestern ging es gegen 16 Uhr natürlich noch auf den Trainingsrasen. Der Jonny-Vestering-Sportplatz ist nach einer Inselgröße benannt. Jan-Gerhard Vestering (77) hat fast 50 Jahre für die erste Mannschaft des TSV Langeoog gespielt. 2000 Partien, 1500 Tore – so sagt es die empirisch nicht mehr nachweisbare Legende. Zumal die Einsätze in den vergangenen Jahren eher rar waren. Vesterings Gesundheit lässt keine Balltreterei mehr zu. Und eine regelmäßig spielende Herrenmannschaft gibt es auf der Insel aktuell nicht – mangels geeigneter Fußballer.