Düsseldorf. Zur Amtseinführung als neuer Cheftrainer des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf wurden Oliver Reck am Montag von den Verantwortlichen zahlreiche Kränze gewunden. Reck geht seine Aufgabe voller Tatendrang an. Er sagte, er sei sich der Schwere seiner Aufgabe bewusst.
„Oliver Reck ist der richtige Mann, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort!“ Es war einer von vielen verbalen Kränzen, die Fortunas neuem Cheftrainer gestern Vormittag zum Amtsantritt gewunden wurden. In diesem Fall von Fortuna-Boss Dirk Kall persönlich. Lange Zeit mussten sich der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Zweitligisten, wie auch Sportvorstand Helmut Schulte mit Lobeshymnen dieser Art zumindest öffentlich zurückhalten. Dass Reck seinen seit April erkrankten Vorgänger Lorenz-Günther Köstner beerben würde, musste ein offenes, unausgesprochenes Geheimnis bleiben, um sich in den Verhandlungen mit Köstner über eine Vertragsauflösung moralisch und juristisch nicht angreifbar zu machen.
Erleichtert über Beförderung
„Wir haben einen neuen Oberbürgermeister in der Stadt, einen neuen Co-Trainer und einen neuen, alten Cheftrainer“, sagte Reck, dem künftig vom Deutsch-Griechen Joti Stamatopoulos assistiert wird, am Montag bei seiner Amtseinführung. Die Erleichterung, seine Gefühle zur Beförderung vom Torwart- und Interims-, hin zum Cheftrainer endlich zum Ausdruck bringen zu können, war dem 49-Jährigen deutlich anzumerken. Zuvor habe der ehemalige Nationaltorhüter versucht, sich in der Öffentlichkeit zurückzunehmen.
So ergab sich für alle Beteiligten „in den letzten Wochen keine einfache Zeit“, wie Kall ausführte. Umso größer fiel nun der Dank an Reck aus, der in der Hängepartie um den Cheftrainerposten nicht erst seit Köstners Erkrankung einen reißfesten Geduldsfaden aufbringen musste. Bereits im Dezember war Reck als Interimscoach für den beurlaubten Mike Büskens in die Bresche gesprungen. Der richtige Mann, am richtigen Platz, auf unbestimmte Zeit? Nein!
„Dass er im Dezember letztendlich nicht als neuer Cheftrainer übernommen wurde, war für ihn sicherlich keine einfache Situation“, sagte Sportvorstand Schulte.
Damals entschieden sich die Verantwortlichen noch gegen Reck und holten Lorenz-Günther Köstner an die Seitenlinie. Das Ende ist bekannt. Seit der Erkrankung des 62-Jährigen blieb Reck in allen sechs Partien ungeschlagen. Mit fünf Siegen brachte er lange Zeit vermissten sportlichen Erfolg, Offensivfußball und verloren gegangene Fansympathien zurück. Die Probezeit ist seit gestern vorbei.
TrainerstabBereit, sich aufzuopfern
"Ich habe die Droge Fortuna in mich aufgesaugt“, verbalisierte Reck in martialischen Worten die Zuneigung zu seinem Arbeitgeber, für den er bereit sei, sich mit „aller Kraft und Energie aufzuopfern“. Die Ausgabe der Zielsetzung dieser Zusammenarbeit überließ er indes Fortuna-Boss Dirk Kall. Dieser mochte nicht schon an Recks erstem Arbeitstag Trainer und Mannschaft unter Druck setzen, die sich erst einmal finden sollen. Das obere Tabellendrittel darf es dann doch sein. Reck weiß nur allzu gut, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus ist auch eines dieser unausgesprochenen, offenen Geheimnisse, über das man bei der Fortuna öffentlich nicht gerne spricht. Nicht umsonst sagte Reck, er sei sich der Schwere seiner Aufgabe bewusst. Durch seine Erfolge mit der Mannschaft im Saisonendspurt hat er die Erwartungshaltung an seine Arbeit auf ein neues Maß gelegt. Als gestandener Ex-Profi weiß er, dass der Zeitpunkt kommen wird, an dem man erneut darüber urteilt, ob er der richtige Mann am richtigen Platz ist. Ob erneut Kränze gewunden werden. Oder ihm Entzugserscheinungen drohen.