Düsseldorf. In der 2. Bundesliga hat Fortuna Düsseldorf zwar nach dem 2:1 in Paderborn den Klassenerhalt so gut wie in der Tasche. Dennoch läuft die Fortuna weit hinter den Ansprüchen her. Die zuletzt unglückliche Personalpolitik von Ex-Sportvorstand Wolf Werner wird auch in der neuen Saison zu spüren sein.
Wolf Werner kennt sich im (Welt-)Fußball aus wie kaum ein Zweiter, der in der Fortuna-Historie jemals die sportlichen Geschicke in der Hand gehabt hatte. Von Ecuador bis Japan, vom Nordkap bis nach Neuseeland – es gibt nur wenige Erdflecken, zu denen Werner nicht Rundball-Drähte gelegt hatte. Zwei sportliche Aufstiege bis in die Bundesliga, der wirtschaftliche Erfolg bis hin zur Entschuldung seit Werners Einstieg zum 1. April 2007 bleiben mit dem Namen des einstigen Berufssoldaten verbunden.
72. Geburtstag am Dienstag
Doch Fortuna hat schwer zu tragen am Werner’schen Erbe. Den ehemaligen Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach, der am Dienstag seinen 72. Geburtstag feierte, ließ das (glückliche) Händchen für personelle Verstärkungen in den vergangenen drei Wechselperioden im Stich.
Martin Harnik, Torsten Oehrl, Anderson, Johannes van den Bergh, Oliver Fink und Christian Weber waren sechs der neun Neuzugänge in der Saison 2009/10. Im Jahr darauf machten Ken Ilsø, Adam Bodzek, Sascha Rösler, Assani Lukimya, Maximilian Beister und Thomas Bröker den dreifachen Brasilien-Flop mit Rockenbach da Silva, Tiago und Wellington mehr als wett. Zumal das genannte Sextett eine Spielzeit später mit Tobias Levels und Robbie Kruse den Bundesliga-Aufstieg feierte. Schwungvoll, offensivstark, schlicht mitreißend.
Der durch das Chaos-Heimspiel gegen Hertha BSC nebst wochenlangen Gerichtsterminen stark verspätete Bundesliga-Aufstieg erschwerte das Vorhaben, Fortuna erstliga-reif ins Oberhaus zu schicken. Fabian Giefer, Axel Bellinghausen und Winterneuzugang Martin Latka hießen Werners Trümpfe. Das Endresultat ist trotz eines Invests von gut drei Millionen Euro bekannt. Fast die gleiche Summe reichte in diesem Sommer nicht aus, um Fortuna in Liga zwei spitzenteam-tauglich zu formen. Der „unrund“ zusammengestellte Kader aus 22 Nationalitäten sowie mittlerweile 33 eingesetzten Profis ohne echte Führungsspieler enttäuschte über weite Strecken.
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Werner-Nachfolger Helmut Schulte fällt die Aufgabe zu, den Kader zu verbessern und sicher auch zu verkleinern. Was knifflig wird angesichts der Tatsache, dass schon 22 Akteure für die Saison 2014/15 unter Vertrag sind. Darunter auch „Problemfußballer“, die unter dem neuen Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner bisher kaum Einsatzchancen bekamen. Oder aber ständig mit Verletzungen zu kämpfen haben.
Giannis Gianniotas und Levan Kenia: Rund 900 000 Euro blätterte Fortuna für den Griechen von Aris Saloniki und den Georgier vom ukrainischen Erstligisten Karpaty Lviv hin. Jung, flink, spielstark waren die Attribute der Mittelfeldkicker, die im Laufe der Vorrunde jedoch mehr und mehr versandeten. Unter Coach Köstner dürfte das Duo auch mangels Defensivbereitschaft abgemeldet sein. Gianniotas (20) ist noch bis 2016, Kenia (23) bis 2015 unter Vertrag.
Heinrich Schmidtgal und Mathis Bolly: Vom Eckpfeiler und dem schnellsten Angreifer der ersten und zweiten Liga bleibt beim Blick in die Statistik nicht viel übrig. Linksfuß Schmidtgal bringt es aufgrund von diversen Verletzungszeiten bisher auf vier Starteinsätze. Seit Juli 2010 schiebt der Kasache verletzungsbedingt neun (!) gewaltige Ausfallzeiten vor sich her.
Notorischer Dauergast bei Athletiktrainer Axel Dörrfuß ist auch der Norwegen-Ivorer Bolly, der Fortuna im Januar 2013 satte 500 000 Euro an Lillestrøm SK gekostet hatte. Die Muskulatur des Angriffsblitzes ist empfindlicher als jene eines Rennpferdes. Drei Starteinsätze ohne Tor stehen zubuche. Der 23-jährige Bolly ist noch bis 2016 ein Fortune.
Gerrit Wegkamp und Genki Omae: Der an den MSV Duisburg ausgeliehene Ex-Osnabrücker und der Japaner, bis Ende Mai noch bei J-League-Team Shimizu S-Pulse im Kader, konnten sich bei Fortuna nicht durchsetzen. Angreifer Wegkamp mangelt es an spielerischer Klasse, dem 1,66 Meter kleinen Omae an Statur und der Reaktionsschnelligkeit auf dem Rasen. Allerdings: Interimstrainer Oliver Reck hielt von Omae einiges. Was dessen Rückkehr zumindest nicht ausschließt.
Charlison Benschop und Aristide Bancé: Während bei Burkinabe Bancé der Leihvertrag mit Augsburg beendet wird, soll Torjäger Benschop bleiben. Aber zum Preis von mehr als 1,2 Millionen Euro? Mit der Kombination aus Ablöse an Stade Brest und festgeschriebenem Honorar dürfte der Curacao-Niederländer künftig der teuerste Zweitliga-Spieler werden.
Cristian Ramirez, Dustin Bomheuer, Christian Gartner, Ben Halloran: Wolf Werners Fortuna-Invest in die Zukunft zahlt sich langsam aus. Gartner (20) und Halloran (21) wussten zuletzt im Mittelfeld zu überzeugen. Bomheuer (22) war bis zur Schulterverletzung im Köln-Spiel in der Innenverteidigung gesetzt. Nur der Ecuadorianer Ramirez (19) läuft nach gutem Saisonstart Form und Anspruch hinterher.
WOLF WERNERS ZAHLENSPIELEREI:
Sechseinhalb Saisons war Wolf Werner für die Personalplanung bei der Fortuna verantwortlich. Es gab 97 Neuverpflichtungen und 92 Abgänge zu verzeichnen. Bis zum Frühjahr 2012 musste Werner mit wenigen hunderttausend Euro an Verhandlungsmasse bei den Transfers auskommen. Erst in der vergangenen und in dieser Saison wurden aufgrund des deutlich vergrößerten Fernsehgeldes jeweils drei Millionen Euro ausgegeben. „Nur“ 2,35 Millionen (unter anderem für Dani Schahin/Mainz und Robbie Kruse/Leverkusen) kamen zurück in die Kassen.