Düsseldorf. Am Montag tritt der neue Vorstandsvorsitzende des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf seinen Dienst an. Der ehemalige Aufsichtsratschef Dirk Kall will den Klub mittelfristig in der Bundesliga etablieren. Von Vorgänger Peter Frymuth hofft der 46-Jährige auf den einen oder anderen Tipp.

Dirk Kalls erster offizieller Arbeitstag in der zweiten Etage der Arena-Kurvenbüros startet am Montagmorgen. Es wäre allerdings übertrieben zu schreiben, der neue hauptamtliche Vorstandsvorsitzende des Fußball-Zweitligisten Fortuna würde mit Schmetterlingen im Bauch seine neue Aufgabe angehen. Dafür hat der 46-jährige Doktor der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften – Dr. rer.(um) pol.(iticarum) in der Abkürzung – schon eine Menge Vorarbeit geleistet.

Das Arbeitszimmer ist eingerichtet. Und auch die Gespräche mit den Mitarbeitern laufen seit einigen Tagen. „Damit ich mir ein genaues Bild machen kann, was läuft und was nicht läuft. Ich will hier schließlich nicht den Besserwisser geben. Der bekommt in seltenen Fällen Akzeptanz“, sagt Kall.

Etwas Einzigartiges geleistet

Die hinterlassenen Fußstapfen sind natürlich immens. Darüber ist sich der ehemalige Aufsichtsratschef, zuletzt als leitender Angestellter für das Kundenbestandsmanagement der Telekom zuständig, im klaren. „Fortunas wirtschaftlicher und sportlicher Aufschwung ist in den vergangenen neun Jahren maßgeblich von Peter Frymuth mitgeprägt worden“, betont Kall, „er hat für den Düsseldorfer Fußball etwas Einzigartiges geleistet. Von ihm werde ich mir sicher den einen oder anderen Tipp holen.“

Nun ist Frymuths Nachfolger weit davon entfernt, den gleichen Weg sportlich wie wirtschaftlich gehen zu wollen. Die Voraussetzungen für Erfolg sind schließlich ungleich günstiger als bei Frymuths Einstand im November 2004, als der Klub gerade der Oberliga entflohen war und doch stets nahe der Zahlungsunfähigkeit baumelte.

Kall war da schon ein Fortune. Als Mitarbeiter der weltweit tätigen Werbeagentur BBDO kümmerte er sich ab Anfang 2004, unter der Ägide von Manager Thomas Berthold, auch um Fortunas Marketing und Sponsoring, stieg im Mai 2005 dann in den Aufsichtsrat mit ein.

Kall definiert aus dem Ist-Zustand heraus seine Ziele natürlich anders als vor neuneinhalb Jahren sein Vorgänger. „Kurzfristig sollte sportlich Stabilität hinein und eine sichere Tabellenzone erreicht werden. Mittelfristig wollen wir uns in der Bundesliga etablieren – auf einem wirtschaftlich guten Fundament.“ Schritt für Schritt. In Ruhe.

Die Vorstandsmannschaft mit Kall an der Spitze, Neuling Helmut Schulte, Finanzexperte Paul Jäger und Organisationschef Sven Mühlenbeck steht. Dass auch Paul Jäger gern den Vorsitzenden gemacht hätte, sieht Kall nicht als Problem an: „Das war mehr eine Mediennummer. Pauls Profil ergänzt sich mit meinem sehr gut. Ohne ihn als Finanzvorstand hätte ich das Amt nicht übernommen. Paul ist schließlich ein supererfahrener Top-Mann im operativen Geschäft.“

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Welche Themen liegen Kall besonders am Herzen? Ein weiterer Ausbau der Jugendarbeit und des Nachwuchsleistungszentrums wäre ein zentrales Beispiel. „Fortuna muss für gute Juniorenspieler eine Strahlkraft besitzen.“ Heißt: Es sollte eine hohe Chance geben, von der zweiten in die erste Mannschaft aufzusteigen. Sportvorstand Helmut Schulte als langjähriger Schalker Nachwuchs-Chef könnte an dieser Stelle sicher auch Impulse setzen.

Insolvenzschicksal der Aachener

Dirk Kall ist eigentlich ein „Öcher Jong“, lernte die Fortuna über einen Studienfreund kennen. „Ihn habe ich zur Alemannia geschleppt, er mich zur Fortuna.“ Das Insolvenzschicksal der Schwarz-Gelben hat natürlich auch Kall traurig gemacht. „Mein Vater leidet jedoch mehr.“

Der immer etwas nüchtern wirkende Kall kann übrigens auch anders. Ungezählt sind jene zerdepperten Mobiltelefone, die der Vorstandschef wütend auf den Boden gepfeffert hat – weil es im Fortuna-Spiel nicht so lief wie gedacht.

Übrigens: Am kommenden Donnerstag haben Fortunas Mitglieder die Chance, Vorstand und Aufsichtsrat zur Situation des Klubs zu befragen. Ab 18.30 Uhr stehen im Autohaus Ulmen (Königsberger Straße 26 in Flingern) die neuen Vorstände Dirk Kall und Helmut Schulte sowie die führenden Aufsichtsräte Burchard von Arnim und Günter Karen-Jungen Rede und Antwort.