Düsseldorf. Am Montagnachmittag stellte sich mit Helmut Schulte der neue Sportvorstand des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf an der Arena vor. Der ehemalige Schalker und St. Paulianer Cheftrainer bringt von seinem Einjahresengagement beim SK Rapid auch ein wenig Wiener Schmäh mit an den Rhein.

Im vornehmen Café Schwarzenberg am Kärtner Ring, in Laufweite der Wiener Staatsoper gelegen, genoss Helmut Schulte immer gern den köstlichen Kaiserschmarrn. Ein persönliches kulinarisches Stammhaus mit Habsburger Atmosphäre gehört in dieser „lebenswerten Stadt“, so Schulte, einfach für jeden Menschen dazu. Seine Besuche an der Donau werden im neuen Jahr rar ausfallen.

Wohltuend unaufgeregt

„Als mein Abschied feststand, hat der Oberkellner geweint“, erklärte der neue Sportvorstand des Fußball-Zweitligisten Fortuna gestern zu seinem Einstand, „weil ich ihm oft Karten für Rapid besorgt habe.“ Der „Hörr Direktor“, wie Schulte im über hundert Jahre zählenden Kaffeehaus-Fixpunkt der Stadt stets höflich angesprochen worden war, hat nach seinem Jahr bei den Rapidlern ein wenig Wiener Schmäh mit an den Rhein gebracht.

Man merkt Schulte deutlich an, dass der Auslandsaufenthalt, weg von der stets so sachlichen, oft biestigen deutschen Fußball-Profiwelt, hin zu einer neuen Liga mit manchem Dorfklub wie dem SV Grödig, hin auch zu einer anderen Mentalität kein Fehler war.

Kleine Zehner-Liga hin, mäßiges Spielniveau her: Natürlich stand auch Schulte beim SK Rapid unter Druck. Ohne Partien auf Europa-Ebene sind die 20 Millionen Euro Etat für den einstigen Deutschen Meister von 1941 (4:3 nach 0:3 über Schalke 04) schlicht nicht zu stemmen. Der Europa-League-Start glückte, der Meistertitel nicht. Auch wenn die Salzburger mit Red Bull im Rücken potenter sind als der Traditionsklub aus Hütteldorf: Zwischenzeitlich stand Schulte nach neun sieglosen Spielen in Serie bei Grün-Weiß in der Kritik.

Geblieben wäre er trotzdem. Doch die Wahl fiel auf Düsseldorf, auf eine neue Herausforderung. „Weil ich einfach Bock drauf hatte“, sagt Schulte. „Traditionsvereine sind nie einfach, machen aber mehr Spaß.“ FC St. Pauli, FC Schalke 04, Dynamo Dresden, VfB Lübeck, Rapid, jetzt Fortuna – Schulte muss es qua Erfahrung schlicht wissen.

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Mal sehen, wie lange die wohltuend unaufgeregte Laune des neuen Sportlenkers im Stockumer Arena-Gebiet anhält. Bis zum 30. Juni übt Schulte sein Amt als Partner von Wolf Werner aus. „Ich habe eigentlich schon alles im Fußball gemacht, bin jetzt erstmals im Vorstand eines Vereins. Fehlt nur noch der Schiedsrichterjob“, sagt der 56-Jährige. Für einen Einsatz an der Pfeife dürfte es altersmäßig aber wohl zu spät sein.

Wolf Werner bleibt, das betonte der neue Aufsichtsratschef Burchard von Arnim gestern noch einmal, vorerst für die aktuellen Planungen verantwortlich. Schulte denkt (eher) über die laufenden Zweitliga-Saison hinaus. Ob’s ein glückliches halbes Jahr wird? Der Fortuna-Neuling hegt da keine Zweifel. Wolf Werner auch nicht.

Zwei Männer, ein Ziel

„Zwei erwachsene Männer haben das gleiche Ziel“, betont Werner, der seit 1. April 2007 mit großem Erfolg Fortunas Geschicke gelenkt hat – klammert man einmal den Bundesliga-Abstieg und die anschließende Zweitliga-Hinrunde nebst dreier Trainerwechsel, also 2013, aus.

Für Helmut Schulte ist die Situation eines geteilten Lenker-Büros zwar neu. Aber offenbar nicht negativ behaftet. „Ansonsten findet man ja im Fußballgeschäft eher explodierte Tische vor, wenn man irgendwo neu anfängt“, bekräftigt Schulte flapsig.

Ziele gibt’s auch. Vorsichtige Ziele. „Wir wollen das Unternehmen Fortuna sicher in die Zukunft führen“, sagt Schulte. Und fügt an: „Das geht nur fix von Heute auf Morgen, wenn man eine Ölquelle besitzt.“ Oder mit ganz viel Glück.

Helmut Schultes Karriere im Überblick 

Bis 1984: Fußballer bei Fortuna Köln und beim FC St. Pauli.

1. Juli 1984 bis 30. Juni 1986: A-Juniorentrainer FC St. Pauli.

1. Juli 1986 bis 10. November 1987: Co-Trainer FC St. Pauli,

11. November 1987 bis 19. Februar 1991: Cheftrainer FC St. Pauli (Aufstieg in die Bundesliga 1988; 10. und 13. Platz in den Folgesaisons).

1. Juli 1991 bis 30. Juni 1992: Cheftrainer Dynamo Dresden (14. Platz in der Bundesliga).

18. Januar 1993 bis 10. Oktober 1993: Cheftrainer FC Schalke 04 (für Udo Lattek; 10.Platz in der Bundesliga).

1. Juli 1995 bis 30. Juni 1996: Sportlicher Leiter VfB Lübeck (13. Platz in der 2. Liga).

1. Juli 1996 bis 30. Juni 1998: Sportlicher Leiter FC St. Pauli (18. Platz in der Bundesliga, 4. Platz in der 2.Liga).

1. Juli 1998 bis 29.Februar 2008: Nachwuchskoordinator FC Schalke 04.

1. März 2008 bis 15. Mai 2012: Sportlicher Leiter FC St. Pauli (9., 8. und 2. Platz in der 2. Liga, 18. Platz in der Bundesliga, 4. Platz in der 2. Liga).

1. Januar 2013 bis 31. Dezember 2013: Sportlicher Leiter SK Rapid Wien (3. Platz in der Bundesliga plus Teilnahme an der Europa League; 3. Platz beim Ausstieg in der Bundesliga).