Düsseldorf. Der erfahrene Lorenz-Günther Köstner soll Fortuna Düsseldorf die Wende zum Guten bringen. Der 61-Jährige hat noch nicht ausgelernt und im Sommer Pep Guardiola über die Schulter geschaut.
Als "Guardiologe" hat Lorenz-Günther Köstner im Sommer noch einmal einige neue Impulse bekommen. Täglich war der 61-Jährige am Gardasee Zaungast beim Trainingslager von Bayern München, für die Bild-Zeitung analysierte er jede Handbewegung, jede Anweisung von Pep Guardiola. Sechs Monate später soll Köstner im 32. Jahr seiner Trainerkarriere mit all seiner Erfahrung dem strauchelnden Zweitligisten Fortuna Düsseldorf die Wende zum Guten bringen.
Die Frage nach seinem Alter parierte Köstner nach der Vertragsunterschrift bei seiner 14. Trainerstation sehr elegant. "Na, wie 45 fühle ich mich nicht mehr. Ich fühle mich aber Gott sei Dank jung und fit genug. Ich könnte noch gar nicht aufhören", sagte er im SID-Interview.
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In Düsseldorf reagierten die meisten Fans stutzig auf die Nachricht, der etwas knorrig wirkende Oberfranke werde das Amt beim Tabellenzehnten der 2. Fußball-Bundesliga übernehmen. Auf Oliver Reck waren sie eingestellt, den recht erfolgreichen Drei-Spiele-Interimstrainer, oder auf einen dieser jungen Männer Mitte Dreißig, die man immer "Konzepttrainer" nennt, als hätten die Älteren gar keines. Es wurde aber Lorenz-Günther Köstner.
Jugendarbeit "so wunderbar erfüllend"
Der war zuletzt ein halbes Jahr lang arbeitssuchend, davor trainierte er eine Rückrunde die U23 des VfL Wolfsburg. Es war aber nicht so, dass er nach jedem Trainerwechsel im deutschen Profi-Fußball nägelkauend neben seinem Telefon gewacht hätte. Der frühere Trainer von 1899 Hoffenheim, dem Karlsruher SC und dem 1. FC Köln spricht über diese Zeit fast wie ein Kind über die großen Schulferien.
"Das letzte halbe Jahr mit vielen, vielen Spielbesuchen, vor allem in Stuttgart und Hoffenheim, aber auch bis runter zur 4., 5. Liga, hat mir richtig gutgetan", berichtet er. "Zudem habe ich viel Urlaub gemacht, ich fühle mich sehr gut." Besonders die Arbeit in Wolfsburg mit jungen Spielern sei so schön gewesen, "so wunderbar erfüllend" sogar: "Das hat mir einen Riesenschub gegeben."
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Dennoch darf man einem Trainer nach Jahrzehnten im Profibereich wohl unterstellen, gegen Ende etwas unruhig geworden zu sein. Schon vor Wochen brachte sich Köstner in der Rheinischen Post geschickt selbst ins Gespräch - mit Erfolg. "Ich bin gesund genug, auch vom Denken her, diese neue Aufgabe frisch-freudig anzugehen", sagte er nun.
Viel Gesprächsbedarf
Köstner, als Spieler mit Borussia Mönchengladbach UEFA-Cup-Sieger, mit der kleinen SpVgg Unterhaching als Trainer Bundesliga-Aufsteiger, übernimmt einen gesunden Verein, der dennoch ein Problemfall ist. Die Fortuna hat ein Seuchenjahr hinter sich, dem Abstieg aus der Bundesliga folgte eine enttäuschende Hinrunde mit Blamagen wie einem 1:6 gegen den SC Paderborn. Der Kader wirkt nicht umsichtig zusammengestellt, der Chefetage fehlte wegen Umstrukturierungen und Personalwechseln zuletzt die Führungskraft.
Seine oberste Aufgabe werde sein, den Verein und die Mannschaft zu stabilisieren, sagt Köstner. Ein Anfang sei unter Reck, der nun wieder Torwarttrainer sein wird, ja gemacht: "Ich werde zunächst viele, viele Gespräche führen, um die Menschen, die Spieler und den Verein kennenzulernen. Ich muss die Mentalität spüren."
Nach dem gescheiterten Experiment mit Mike Büskens (45) hat der Verein nun nicht mehr den Aufstieg als Ziel ausgegeben. Stabilität sei das Wichtigste, sagt Köstner: "Wenn dies gelingt, ist erst einmal alles gut." (sid)