Düsseldorf. Knapp 32 Stunden vor dem Jahreswechsel hat sich Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf für den schon vierten Cheftrainer in 2013 entschieden. Lorenz-Günther Köstner kommt nach einem halben Jahr Pause an den Rhein. Oliver Reck wird wieder Torwarttrainer. Stefan Reisinger liebäugelt mit einem Wechsel nach Saarbrücken.
Seine typische Prinz-Eisenherz-Frisur lässt sich auf Lorenz-Günther Köstners Schopf noch erahnen. Als der am späten Montagnachmittag frisch verkündete neue Fortuna-Cheftrainer in den 70-er Jahren für Borussia Mönchengladbach und Bayer 05 Uerdingen in der Bundesliga kickte, wehten die blonden Strähnen noch in voller Pracht. Nicht so üppig wie bei Günter Netzer. Aber schon sturmtauglich.
Von seiner einstigen Dynamik auf dem Rasen hat der mittlerweile 61-jährige Fußball-Lehrer an der Seitenlinie nichts eingebüßt. Obwohl Köstner aktuell der älteste deutsche Cheftrainer in der ersten und zweiten Liga ist, sprachen die Fortunen gestern von einer „perspektivischen Entscheidung“ bis zum 30. Juni 2015.
Entscheidung ohne böses Blut
Die letztlich gegen Oliver Reck ausfiel. Der Drei-Spiele-Interimstrainer hatte sich, durchaus zurecht, Hoffnungen auf den Chefposten machen dürfen nach Siegen in Kaiserslautern und in Cottbus. Doch der Sportvorstand traute dem ehemaligen Bundesliga-Torwart die weitere Arbeit „auf Strecke“ nicht wirklich zu. Böses Blut soll nicht entstanden sein. Reck macht ab dem Trainingsstart am 7. Januar wieder den Torwartcoach. Wie schon unter Mike Büskens.
Köstners Konzept, so ließen gestern die Sportvorstände Wolf Werner (aus dem Urlaub in der Schweiz) und Helmut Schulte (aus dem familiären Heim in Hamburg) wissen, habe überzeugt. Der Oberfranke aus dem 2800-Seelen-Ort Wallenfels, der gestern in seiner aktuellen Heimat Stuttgart weilte, lässt den Klassiker spielen: 4-4-2. Brachte in seinen viereinhalb Jahren bei Regionalligist VfL Wolfsburg II zweimal die Bundesliga-Profis in brenzligen Situationen sportlich wieder auf Kurs. Die Sympathiepunkte bei den Fans in der VW-Stadt waren anschließend ungezählt.
Der neue Fortuna-Trainer gilt in der Branche als ehrlicher, gradliniger Mensch, der gern auch über seine Lieblingssportart überzeugend zu philosophieren weiß. Es ist allerdings nicht damit zu rechnen, dass Köstner dem Fußball-Schwärmer Pep Guardiola in dieser Disziplin den Rang ablaufen mag.
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Fortuna ist für Köstner seit 1982 die 13. Trainerstation – nach Wolfsburg, Rot-Weiss Essen, TSG Hoffenheim, Karlsruher SC, zweimal Unterhaching, 1. FC Köln, Stuttgarter Kickers, VfB Stuttgart, Hessen Kassel, SC Freiburg, SSV Reutlingen und Bayern Hof. Mit Haching schaffte der Coach 1999 den Bundesliga-Aufstieg, kennt sich qua Erfahrung aber locker bis hinab in die Regionalligen gut aus.
Die Fortunen haben an Coach Köstner aus dem Jahr 2012 keine guten Erinnerungen. Im Sommer-Trainingslager in Maria Alm/Österreich kassierte man gegen Regionalligist Wolfsburg II auf Saalfeldens Kunstrasen eine 0:2-Testniederlage, in der Bundesliga gegen die „Wölfe“ im Oktober 2012 sogar ein 1:4. Letzteres war Köstners Einstandsspiel in der Arena nach der VfL-Entlassung von Felix Magath.
Reisinger nach Saarbrücken?
Übrigens: Angreifer Stefan Reisinger steht vor einem Wechsel zu Drittliga-Abstiegskandidat 1. FC Saarbrücken. Der Vertrag des 32-jährigen Landshuters bei Fortuna läuft zum Saisonende aus, so dass die Saarländer bei einem vorzeitigen Winter-Transfer zunächst mit der Fortuna über die Freigabe verhandeln müssten.
Der Tabellenvorletzte ist brennend interessiert an den Offensivqualitäten des Bundesliga-Kickers (96 Einsätze für Freiburg und Fortuna, 17 Tore). Mit der Rückkehr von Ex-Präsident Hartmut Ostermann (62), dem die Bau-Unternehmergruppe Victor’s gehört, sind die Saarländer finanziell potenter.
Für Reisinger wäre die Adresse nicht allein eine sportliche Herausforderung. Offenbar soll „Reise“ über seine aktive Karriere hinaus bei Blau-Schwarz eingebunden werden. Vergangenen Sommer erwarb der Profi in Köln die DFB-Trainer-A-Lizenz und könnte in Saarbrücken so ins Trainergeschäft einsteigen.