Düsseldorf. Dieses Comeback hatte Fortuna Düsseldorf kaum jemand zugetraut. Nach zuvor vier Niederlagen in fünf Spielen gewann der Krisenclub beim Aufstiegsanwärter Kaiserslautern mit 1:0. Interimstrainer Oliver Reck machte mit seinen Umstellungen in der Mannschaft alles richtig.

Die Erleichterung war Spielern und Verantwortlichen von Fortuna Düsseldorf an den strahlenden Gesichtern abzulesen. Fast alle umarmten nach dem unerwarteten 1:0 (1:0)-Sieg beim großen Favoriten 1. FC Kaiserslautern den Interimstrainer Oliver Reck. "Dieser Sieg war wichtig für unsere Psyche", meinte der frühere Nationaltorwart, der ansonsten als einziger Düsseldorfer eher cool und zurückhaltend blieb. "Es ist für uns eine Genugtuung, hier auf dem Betzenberg gewonnen zu haben. Das tut uns allen sehr, sehr gut."

Vier der vergangenen fünf Spiele hatte der Bundesligaabsteiger zuvor unter dem am 30. November beurlaubten Mike Büskens verloren. Wäre das, wie von vielen erwartet, so weitergegangen am Montagabend, hätte die Fortuna die Hinrunde der 2. Fußball-Bundesliga auf dem drittletzten Tabellenplatz beendet.

Doch dann schrieb diese krisengeplagte Mannschaft auf einmal ganz andere, wieder Mut machende Geschichten. Das Siegtor zum Beispiel schoss in der 31. Minute ausgerechnet der ehemalige Lauterer Erwin "Jimmy" Hoffer, der vorher zu selten einmal überzeugt hatte bei seinem neuen Verein. Und Reck hatte mit seinen gleich fünf Umstellungen im "Spiel eins nach Büskens" Erfolg.

Dustin Bomheuer gab der Abwehr Stabilität

So gab der bisherige Torwarttrainer nicht nur Hoffer eine Chance von Beginn an, sondern auch dem erst 19-jährigen Tugrul Erat. Zudem stabilisierte er die Fortuna-Abwehr durch die Hereinnahme von Dustin Bomheuer. "Wir haben gnadenlos einen Plan verfolgt und hatten dabei auch Glück", meinte Reck. "Aber das hat man nur, wenn man es erzwingt." Bomheuer wurde sogar fast philosophisch: "So ein Spiel braucht man, um wieder ins Spiel zu kommen", sagte der Verteidiger.

Auch interessant

Statistisch waren die Düsseldorfer dem Aufstiegsaspiranten zwar in allen Belangen unterlegen. Die Fortuna zeigte aber großen Kampfgeist. Reck wollte diesen Erfolg dennoch nicht als "Bewerbungsunterlage" für die endgültige Nachfolge von Büskens sehen. Wie es im Januar weitergeht, hat der Verein noch nicht entschieden. "Unser Ziel ist es, bis zur Winterpause in Cottbus und gegen Köln zu punkten - mehr nicht", meinte der Interimscoach. Auch Manager Wolf Werner hielt sich bedeckt: "Wir stehen nicht unter Zeitdruck. Das war ein Sieg und keine Trainerentscheidung", meinte er.

Erste Heimniederlage für den 1. FCK

Allerdings attestierte auch der Sportchef Reck einen großen Anteil am Comeback der Fortuna. "Er hat die Mannschaft innerhalb einer Woche gut hingekriegt - mir war vor diesem Spiel ganz schön mulmig", meinte Werner. "Einen Newcomer wie Tugrul Erat aus der zweiten Mannschaft oder einen 19-Jährigen wie Christian Gartner in einem solch wichtigen Spiel zu bringen - da gehört schon was dazu."

Reck selbst kennt diese Situation. Vor zwei Jahren wurde er beim MSV Duisburg vom Interims- zum Cheftrainer befördert, rettete den Verein vor dem Abstieg und wurde dann nach einem schwachen Start in der folgenden Saison gefeuert. Sein Nachfolger damals: Kosta Runjaic, der nun den 1. FC Kaiserslautern trainiert und am Montagabend die erste Heimniederlage der Saison hinnehmen musste. "Daran muss man wachsen - aber wir gehen unseren Weg weiter und haben dafür heute Erfahrung gesammelt", meinte der 42-Jährige. Sogar Reck machte ihm danach Mut: "Für mich wird es der 1. FC Kaiserslautern schaffen. Die gehören unter die ersten Drei", sagte er. (dpa)