Düsseldorf. Nach dem Abstiegs-Drama von Hannover besteht bei Fortuna Düsseldorf jede Menge Klärungsbedarf. Im Mittelpunkt die Frage: Geht’s mit Trainer Norbert Meier und Manager Wolf Werner auch in die 2. Liga?
Sämtliche Rettungschancen hatte Fortuna vergeben. Nur neun Rückrundenpunkte geholt. Und doch: Mindestens mit dem Relegationsspiel gegen Kaiserslautern hatten alle gerechnet. Umso brutaler war der Schock. Als in Hannover bei einem 0:3-Rückstand die Ohnmacht Regie im Schlussakt führte. Hoffenheims später Doppelelfmeter und das Fortuna rettende, aber nicht gegebene 2:2-Abseitstor der Dortmunder glichen einem Schlag mit der Keule. Von hinten.
Niemand kreidete den Abstieg Borussia Dortmund an
Zentimeter vor dem Ziel war die Saison im Eimer, all die Arbeit, jede verdammte Trainingseinheit umsonst gewesen. Wer mochte da die Trauer zurückhalten, die den Protagonisten wie fließend Wasser in die Gesichter geschossen war? „Wo Worte fehlen“, erklärte Axel Bellinghausen tapfer, „sind Tränen das richtige Ausdrucksmittel.“
Natürlich: Fortuna hätte eine der drei, vier guten Torchancen nutzen müssen. Natürlich: Hannover war spielerisch eine Klasse besser, effektiver. Natürlich: Muss man sich am letzten Spieltag auf andere verlassen, ist man oft verlassen. Selbst von einem Champions-League-Finalisten. Fußball ist unberechenbar. Das ist der Reiz. In Glücksseligkeit wie im tiefsten Schmerz.
Niemand kreidete den Abstieg Borussia Dortmund an. „Das wäre auch Blödsinn. Unsere Rückrunde war einfach zu schlecht“, erklärte Außenverteidiger Johannes van den Bergh, „ich hatte bei Fortuna vier geile Jahre. Dass die mit dem Abstieg enden, tut richtig weh.“
Als Erster war Vorstandschef Peter Frymuth vor die Kameras getreten. Blass um die Nase. Aber gefasst. „Die Enttäuschung müssen wir zwei, drei Tage sacken lassen. In der Vergangenheit haben wir viel gefeiert, jetzt sind wir traurig.“
Auch interessant
Alle Personalfragen blieben offen. Auch über Pfingsten. Wer wollte eine Schnellschussanalyse des Abstiegs plus umgehende Lösungen nach diesem Falltürsturz auch ernsthaft verlangen? Sportvorstand Wolf Werner ließ, hörbar aufgebracht, aber wenig souverän, in keinem Gespräch das Wort „Schwachsinn“ an die Journalisten aus. Ein vernünftiges Interview war mit dem sportlich Verantwortlichen nicht mehr zu machen.
Cheftrainer Norbert Meier bot den Kontrast. Gab selbst in seiner bittersten Stunde als Fußballprofi kaum Emotionen preis. Als ob er das Unheil seit Wochen tief im Inneren geahnt hatte. „Ich bin noch nie abgestiegen! Jetzt weiß ich – es fühlt sich beschissen an.“
Ob der Trainer mit in die zweite Liga gehen will? Meier verzog keine Miene: „Es ist nicht mein Plan, nur ansatzweise wegzulaufen.“
Der fünfköpfige Vorstand wird darüber grübeln, was Sinn macht. Mit Meier, mit Werner? Oder ohne jene Protagonisten, denen Fortuna einen kaum für möglich gehaltenen Steilflug seit 2008 verdankt.
Langeneke hat in Hannover sein letztes Fortuna-Spiel bestritten
Treueschwur oder frischer Wind? Die Entscheidung scheint offen. Wird aber auch vom neunköpfigen Aufsichtsrat begutachtet werden, der bekanntlich den Vorstand und damit auch Wolf Werner ein(ge)setzt (hat).
Auch interessant
Wie geht es im Spielerkader personell weiter? Abwehrchef Jens Langeneke hat in Hannover sein letztes Fortuna-Spiel bestritten. „Mein Weg“, erklärte der seit Juli 2006 am Rhein kickende 36-jährige Ostwestfale, „ist hier beendet.“ Auch Ken Ilsø und Ersatzkeeper Robert Almer bekommen wohl keinen neuen Vertrag. Johannes van den Bergh (Hertha BSC) und Robbie Kruse (Bayer 04 Leverkusen) bleiben erstklassig. Dazu verlassen die Leihkicker Robert Tesche (HSV) und Andrey Voronin (Dinamo Moskau) sowie Nando Rafael (Vertrag war nur für die Bundesliga gültig) die Fortuna.
Innenverteidiger Stelios Malezas kann für 550 000 Euro bei Fortuna aussteigen. „Es ist zu früh, nach diesem schlimmsten Albtraum meiner Karriere über die neue Saison nachzudenken“, erklärte der griechische Nationalspieler.
Tränen bei Fortuna
So sieht der aktuelle Fortuna-Kader für die Zweitliga-Saison 2013/14 aus
Tor: Giefer.
Innenverteidiger: Malezas, Latka, Juanan, Bruno Soares
Außenverteidiger: Balogun, Levels, Ramirez, Schmidtgal (Greuther Fürth).
Defensives Mittelfeld: Bodzek, Fink, Paurevic.
Offensives Mittelfeld: Bellinghausen, Garbuschewski, Omae, Lambertz.
Angriff: Reisinger, Schahin, Wegkamp, Bolly.