Düsseldorf. Die unglaubliche Dramaturgie des letzten Spieltages löste zwar Schockstarre aus. Aber mit einigem Abstand wird sich bei Fortuna Düsseldorf die Erkenntnis durchsetzen, dass es sich diesmal - anders als bei früheren Abstiegen - nicht um einen Sturz ins Bodenlose handelt. Ein Kommentar.

In einem bitteren Moment kann es kurzfristig Erleichterung verschaffen, einen Sündenbock auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Also sprach Düsseldorfs Abwehrrecke Jens Langeneke nach dem Abstiegs-Drama: „Ist doch klar, wem ich im Champions-League-Finale die Daumen drücke.“ Ein nachvollziehbarer Reflex, dem Fortunas Sportvorstand Wolf Werner widerstand, indem er klar stellte: „Wir haben es selbst verbockt – und niemand anders.“

Auch Einsicht wirkt allenfalls begrenzt schmerzlindernd. Sie schafft allerdings die Voraussetzung, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Eine Herausforderung für den ganzen Verein samt seines Anhangs. Hätte doch der Sturz aus der durch die Rückkehr ins Oberhaus augelösten Euphorie in die Depression nicht brutaler ausfallen können.

21 Punkte nach der Vorrunde sind in der Bundesliga kein Ruhekissen

Sicher, 21 Punkte nach der Vorrunde sind in der Bundesliga kein Ruhekissen, Eintracht Frankfurt machte diese Erfahrung vor Jahren nach sogar 26 Zählern. Aber sie sind eine komfortable Basis, um selbst mit einem nur als bedingt bundesligatauglich eingeschätzten Kader am Ende das rettende Ufer erreichen zu können. Ein derartiger Einbruch, wie ihn die Fortuna erlebte, lässt sich nie an nur einem Punkt festmachen, wenngleich vor allem in Erinnerung bleibt, dass die Fehlerkette des – überschätzten – jungen Torwarts fatalerweise im ersten Rückrundenspiel gegen den damals bereits totgesagten FC Augsburg begann.

Wer rückblickend dazu neigt, dem Vorstand anzukreiden, angesichts der anhaltenden Talfahrt nicht rechtzeitig die Reißleine – sprich: Trainerwechsel – gezogen zu haben, unterschlägt: Erst die Politik der ruhigen Hand hat den Klub wieder aus den Niederungen der vierten Liga herausgeführt. Und galt es nicht als eines der Erfolgsgeheimnisse, Norbert Meier im zweiten Zweitligajahr selbst nach sechs Niederlagen am Stück nicht in Frage gestellt zu haben?

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Anders als bei früheren Abstiegen fällt die Fortuna diesmal nicht ins Bodenlose. Der Verein hat seine finanziellen Hausaufgaben gemacht. Auf die Dramaturgie des Direktabstiegs (zumindest die Relegation schien ja sicher) konnte freilich niemand vorbereitet sein. Aus dieser Sicht ist Mitabsteiger Fürth in einer besseren Position, weil er schon seit Wochen die personellen Weichen für die nächste Saison stellen kann. Mit einem neuen Trainer.

Personaldiskussion wird in Düsseldorf Fahrt aufnehmen

Auch in Düsseldorf wird die Personaldiskussion unweigerlich Fahrt aufnehmen. Nach den Gesetzen der Branche ist die Trennung von Trainer und/oder Manager die naheliegendste Lösung. Ob sie auch die beste wäre, steht auf einem anderen Blatt. So oder so muss der bislang mit Umsicht agierende Präsident Peter Frymuth zeitnah klare Kante zeigen.

Tränen bei Fortuna

Trauer, Tränen, Wut: Fortuna Düsseldorf ist aus der Bundesliga abgestiegen.
Trauer, Tränen, Wut: Fortuna Düsseldorf ist aus der Bundesliga abgestiegen. © Bongarts/Getty Images
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