Fürth. Lust und Frust liegen dieser Tage bei den Aufsteigern ins Fußball-Oberhaus nahe beieinander. Die Düsseldorfer Fortuna legte gegen Greuther Fürth den Vorwärtsgang ein und darf sich mit Blick auf die Tabelle mit Europas bester Abwehr rühmen. Fürth indes zweifelt an der eigenen Bundesligatauglichkeit.

Norbert Meier rührte genüsslich in seinem Kaffee, Mike Büskens schaute dagegen resigniert in den Raum. Während der Pressekonferenz nach dem überraschend deutlichen 2:0 (2:0) von Fortuna Düsseldorf bei Greuther Fürth hätte die Stimmung kaum gegensätzlicher sein können. Düsseldorfs Trainer Meier betonte sichtlich stolz, dass er "sehr zufrieden" sei. Vom Gegner waren dagegen ernsthafte Zweifel an der eigenen Bundesligatauglichkeit zu hören.

"Das war ein Heimspiel gegen eine Mannschaft, mit der wir uns auf Augenhöhe gesehen haben. Doch wir wurden eines Besseren belehrt. Das tut weh", sagte Büskens nach der dritten Niederlage im dritten Heimspiel der Fürther Bundesligageschichte. Der 44-Jährige war so frustriert, wie man ihn selten erlebt hat. Die Fürther Fans verabschiedeten ihre Mannschaft trotz desolater Leistung zwar mit einem warmen Applaus. Der in Düsseldorf geborene Büskens nahm seine Spieler aber nicht in Schutz: "Wir haben uns nicht als Team präsentiert, sondern als elf Individualisten. Das reicht in der Bundesliga nicht."

Statistik macht Fortuna Mut

In der vergangenen Saison hatte Fürth die Zweite Liga noch dominiert und war als Tabellenerster vor Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf aufgestiegen. Jetzt muss die Spielvereinigung mit ansehen, wie sich die weiterhin ungeschlagenen Mitaufsteiger als Überraschungsteams in der Spitzengruppe festbeißen, während sich für die Franken ein harter Kampf um den Klassenerhalt abzeichnet.

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Ein Kampf, mit dem die Fortuna vorerst nichts zu tun hat. Die Abwehrspezialisten sind nach dem Auswärtserfolg als einziger europäischer Erstligist noch ohne Gegentor und dürfen sich laut Statistik berechtigte Hoffnung auf den Ligaverbleib machen: In der Bundesliga-Geschichte sind nur vier Mannschaften abgestiegen, die nach fünf Spieltagen ohne Niederlage waren. Meier gibt allerdings wenig auf Statistik: "Es ist nicht so, dass ich nachts wach liege, weil ich Angst habe, dass wir das nächste Gegentor kriegen."

Dagegen sprach Düsseldorfs Manager Wolf Werner von einem "Festtag" und sah in dem couragierten offensiv gefälligen Auftritt seines Teams "die richtige Antwort" auf die Kritik an der defensiven Spielweise der Rheinländer. Nach vier Spielen und drei torlosen Remis in Serie hatte die "Bild" bereits getitelt: "Das Düsseldorf-Experiment. Bleibt man mit 33-mal 0:0 drin?" Mit dem fünften Spieltag und den Toren von Oliver Fink (26.) und Ken Ilsö (33.) beendete der Aufsteiger die Diskussion.

Der zweikampfstärkste Fortune Fink erzielte den ersten Düsseldorfer Treffer nach 306 torlosen Minuten mit einem wuchtigen Kopfball aus 15 Metern. Ilsö traf zum ersten Mal seit fünf Monaten nach gekonnt ausgespieltem Konter. "Wenn es möglich ist, sind selbst wir gewillt, nach vorne zu spielen", betonte Meier mit einem Lächeln.

Woronin nur Reservist

Weniger zum Lachen dürfte Andrej Woronin zumute gewesen sein. Der Star der Fortuna musste erstmals in der Saison auf der Bank Platz nehmen und für den Dänen Ilsö weichen. Aufgrund der Belastung durch die Englische Woche habe er einen frischen Akteur bringen wollen, erklärte Meier und gab einen kurzen Einblick ins Innenleben des 74-maligen ukrainischen Nationalspielers: "Es ist gut, wenn er sauer ist. Denn es ist wichtig, dass die Jungs immer spielen wollen."

Am Freitag (20.30 Uhr) werden viele von ihnen besonders motiviert sein. In der Heimpartie gegen Schalke 04 steht die Fortuna vor der bislang wohl reizvollsten Aufgabe dieser Saison. "Ein Flutlichtspiel gegen Schalke, wir erwarten eine volle Hütte, es gibt kaum etwas Schöneres", sagte Torschütze Fink. Bei Mitaufsteiger Fürth ist die Vorfreude auf die Samstagspartie bei Bayer Leverkusen dagegen deutlich gedämpfter. (dapd)