Düsseldorf. . Trainer Norbert Meier von Fortuna Düsseldorf bleibt vor dem Relegations-Rückspiel gegen Hertha BSC Berlin entspannt. „Ich werde meinen Spielern ein schönes Gute-Nacht-Lied singen“, sagte Meier scherzhaft. Fortuna geht mit einem 2:1-Vorsprung in die Partie.

Fortuna Düsseldorfs Cheftrainer Norbert Meier war gestern zu Scherzen aufgelegt. Es steht offenbar prächtig um seine Zweitliga-Kicker. Der Zusammenhang ist zwar wissenschaftlich nicht wirklich erwiesen, aber die journalistische Erfahrung lehrt: Gute Trainerlaune vor einem Spiel mündete oft in einen Sieg.

Die zahllosen Beispiele reichen bis zum 1. Januar 2008 zurück. Heute vor exakt 1597 Tagen band sich der ehemalige Bremer Meisterkicker an den damaligen Drittligisten. Eine im Profifußballgeschäft sicher beachtliche Arbeitsstrecke, die heute Abend (20.30 Uhr, ARD und im DerWesten-Ticker) im Bundesliga-Aufstieg gipfeln könnte, wenn Meiers Mannen gegen Hertha BSC Berlin jenen 2:1-Vorsprung verteidigen, den die Rothemden am vergangenen Donnerstag im Olympiastadion etwas glücklich herausgespielt hatten. Ein Solo von Thomas Bröker und ein Eigentor des Kolumbianers Adrian Ramos lassen ganz Düsseldorf von Dortmund, Bayern, Schalke und Co. träumen.

Fortuna könnte eine weitere Unterhaus-Runde monetär gestärkt in Angriff nehmen

Das Geheimrezept für das finale Saisonmatch verriet der 53-jährige Hamburger vor dem Abschlusstraining – scherzhaft natürlich: „Ich werde meinen Spielern ein schönes Gute-Nacht-Lied singen.“ Ob alle im Arena-Hotel bis zur letzten Strophe durchhalten würden, blieb unbeantwortet.

Es war allerdings ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Druckverteilung vor dem heutigen Entscheidungsspiel gestaltet. Fortuna hat sich in Liga zwei sportlich wie finanziell konsolidiert, könnte eine weitere Unterhaus-Runde sogar monetär gestärkt in Angriff nehmen. Man hat nicht viel zu verlieren. Außer der Chance, nah dran gewesen zu sein.

Die mit 37,5 Millionen Euro in der Kreide stehenden Berliner würde ein erneuter Abstieg schmerzhaft treffen, personell und finanziell. Die sportlich angeknockten Herthaner ließen am Sonntag im Training schon mal die Kuh fliegen. Nach mehrmaligem Foulspiel von Christian Lell wollte sich der Deutsch-Tunesier Änis Ben-Hatira per Kopfstoß revanchieren. Trainer-Veteran Otto Rehhagel (73) musste die Heißsporne trennen.

„Das muss nichts negatives heißen. Bei uns hat es im Training auch schon ähnliche Dinge gegeben“, relativierte Meier den Vorfall. Und ließ schon in der Vergangenheit keine Zweifel daran, dass zuviel Ruhe oder gar Langeweile ein Team in dem Fußball wenig hilfreiche Lethargie stürzen könne.

Der einstige Freistoßexperte, der im Training gelegentlich seine feine Technik an der ruhenden Kugel unter Beweis stellt, weiß schon lange, wie sich ein Bundesliga-Sprung als Trainer anfühlt. 2005 führte er den MSV Duisburg in die höchste Spielklasse.

Die „Zebras“, damals auf dem Rasen gelenkt von Ex-Fortuna-Torhüter Georg Koch und dem Freistoßexperten Ivica Grlic, galten da jedoch als Ligamitfavorit. Vom ehemaligen Präsidenten, Arena-Finanzier und Dinslakener Bauunternehmer Walter Hellmich wurde die Bundesliga-Rückkehr schlicht erwartet.

Genau hier liegt der große emotionale Unterschied zu Meiers Bundesliga-Chance mit Fortuna Düsseldorf. Trotz zweier guter Unterhaus-Spielzeiten hatte die Rothemden auch diesmal niemand wirklich auf der Aufstiegsrechnung. Eintracht Frankfurt, Greuther Fürth sowie die enttäuschenden Bochumer, Duisburger und Cottbuser standen auf den Expertenzetteln. Erst eine phänomenale Hinrunde mit zwölf Siegen und ohne Niederlage rückte die Fortunen in den Fokus.

Entscheidung gegen 22.20 Uhr

Die Rückserie wurde allerdings zur Bürde, die scheinbar leichtfüßig erspielten Siege plötzlich ganz schwerer. Ein Umstand, den der Trainer fast hatte kommen sehen: „Wir haben stets am oder über Limit gespielt. Das ist über eine komplette Saison nicht durchzuhalten. Das Eis war für uns verdammt dünn am Ende. Trotzdem haben wir es in die Bonusspiele geschafft.“

Sieht so aus, als würden sich Meier und all seine Protagonisten doch noch für eine starke Saison belohnen. „Wir besitzen eine gute Ausgangsposition, haben aber noch nichts gewonnen. Sicher ist nur, dass am nächsten Morgen wieder die Sonne aufgehen wird.“

Ob’s für Meier der vorläufige Höhepunkt in der Trainer-Laufbahn sein wird, wenn heute Abend gegen Hertha BSC der Bundesliga-Aufstieg gelänge? „Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist.“ Eventuell heute gegen 22.20 Uhr.