Düsseldorf. Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf spielt um eine Aufstiegsprämie von rund 1,5 Millionen Euro. Allein 150 000 Euro gehen an Trainer Norbert Meier, wenn der Sprung in die Bundesliga gelingt. Für den Verein geht es um mehr Fernsehgeld.

Wenn es, vor allem medial, mal wieder ganz hektisch zu werden scheint, hat Fortuna-Cheftrainer Norbert Meier einen entlarvenden Satz parat. Der beruhigt in der Regel schnell. „Leute“, stellt Meier dann gern in den Raum, „nicht vergessen: Es geht hier ,nur’ um Fußball!“ Was allerdings ein überaus wertvoller Zeitvertreib ist. Wenn Meiers Rothemden am Dienstag (20.30 Uhr, Arena und im DerWesten-Ticker) gegen den Bundesliga-Drittletzten Hertha BSC Berlin das 2:1 aus dem Hinspiel verteidigen wollen, dann steht nicht nur um die Erstliga-Rückkehr nach 15 Jahren Wanderschaft auf den Spiel. Sondern auch eine siebenstellige Euro-Einnahme.

Dazu gehört eine Aufstiegsprämie in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro an die Protagonisten. Allein 150 000 Euro gehen an Meier selbst, wenn der Sprung gelingen sollte. Fortuna würde das gern zahlen. Schließlich steigen im Oberhaus die Einnahmen exorbitant. Eine feste Größe sind die Fernsehhonorare. Statt 5,778 Millionen Euro wie in der gerade abgeschlossenen Zweitliga-Saison darf die Fortuna mit der „Minimaleinnahme“ von 12,523 Millionen Euro (für Neuling FC Augsburg) kalkulieren.

Sportrechteverwerter Kölmel freut sich immer mit

Die Freude ist allerdings getrübt. Genau 30 Prozent der Summe geht an die Firma des einstigen Sportrechteverwerters Michael Kölmel. So sieht es der Vertrag mit der Fortuna vor. Der Leipziger Geschäftsmann hatte dem Klub vor mehr als zehn Jahren in großer Not rund 15 Millionen Mark gegen den Erwerb der Medienrechte als Darlehen verschafft. Damals kickte Fortuna in Liga zwei, stieg aber später ab und schaffte bekanntlich erst im Frühjahr 2009 den Weg zurück ins Unterhaus. Und damit an die gut gefüllten TV-Töpfe.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Weil Fortuna den FC Bayern München 7:1 besiegte, im Dezember 1978. Diese Packung ist bis heute die höchste Auswärtsniederlage der Großkopferten.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Mer muss och jönne könne. Sagen die Kölner doch immer.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Damit Deutschland Andreas „Lumpi“ Lambertz kennenlernt: Dem sympathischen Kampfschwein trauten Kritiker 2004 nicht mal die Regionalliga zu.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Lumpi wäre der erste deutsche Spieler, der von der 4. in die 3. in die 2. in die 1. Liga aufsteigt. Und das alles mit Fortuna!

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Damit Düsseldorfer Großunternehmen wie Victoria und Eon nicht mehr Geld in Sportvereine aus Herne-West und Lüdenscheid stecken.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Der einzig wahre Fußballgott war Fortune. Nein, nicht Jürgen Kohler! Toni Turek!

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Ohne Fortuna-Keeper Turek wäre Deutschland 1954 nicht Weltmeister geworden: „Toni, du bist ein Fußball-Gott“, schwärmte Reporter Herbert Zimmermann.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

In der Düsseldorfer Arena läuft sogar noch bessere Stadionmusik als am Millerntor. Punkrock-DJ Marcus „Opa“ Haefs sei Dank.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Damit es kommende Saison auch ohne den 1. FC Köln Rheinderbys in der Bundesliga gibt.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Die Fortuna-Fans haben’s verdient: Die alten haben die Flingerner fast zehn Jahre durch den Amateurfußball begleitet. Und viele junge Fans verliebten sich erst in den unteren Klassen in die Rot-Weißen.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Weil „Fortuna“ doch viel schöner klingt als VfB, FC oder FSV, besser als „Bayer" ja sowieso.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Damit der Traditionsverein Fortuna in der ewigen Bundesliga-Tabelle nicht von der VW-Betriebsmannschaft aus Wolfsburg überholt wird.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Weil die Bundeshauptstadt nicht annähernd so fußballverrückt wie die Landeshauptstadt ist.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Weil Fortuna die Hertha schon einmal in einem wichtigen Entscheidungsspiel geschlagen hat: im DFB-Pokalfinale am 23. Juni 1979.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Düsseldorf ist reich und sexy. Wie die Toten Hosen, anders als Berlin. Fortuna ist sexy und zumindest nicht mehr ganz so arm.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Fortuna wollten schon in der zweiten Liga im Schnitt mehr Zuschauer sehen als Leverkusen, Wolfsburg, Augsburg, Hoffenheim und Freiburg in der ersten Liga (und Fürth in der 2.). Fast 32.000.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Weil die Fortuna direkt ins Mittelfeld der Zuschauer-Tabelle stürmen wird.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Wenn die Düsseldorfer aufsteigen, müssen sie nicht gegen den SV Sandhausen und den FC Ingolstadt spielen.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Damit Köln einen guten Grund für den direkten Wiederaufstieg hat.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Weil Fortuna den großen FC Barcelona in einem Europapokal-Endspiel in die Verlängerung zwang. Am 16. Mai 1979 beherrschten die Düsseldorfer die Katalanen lange Zeit, unterlagen aber 3:4.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Der Kultklub aus dem Arbeiterviertel Flingern macht die Landeshauptstadt sympathischer: Ultras statt Schicki-Micki, Südtribüne statt Königsallee.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Damit die Macher von www.fortuna-videos.de noch eine Aufstiegs-DVD produzieren können. Das hier war der Trailer zur bislang letzten: http://bit.ly/G2vqA

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Weil es wichtig für die Region ist. (Ein kleiner Seitenhieb nach Kaiserslautern.)

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Weil man vor und nach dem Spiel nirgends besser feiern kann als an der längsten Theke der Welt.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Damit es für Fortuna und ihre bekanntesten Fans zeitgleich aufwärts geht: für Fortuna in die 1. Liga, für Die Toten Hosen in den Charts.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Weil die Hosen den Aufstiegssong längst geschrieben haben: „Tage wie diese“.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Wie soll Fußball-Deutschland sonst auf den Altbier-Geschmack kommen?

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Sascha Rösler ist ein Bundesliga-Aufstiegsgarant. Für ihn ging’s mit Ulm (1999), Aachen (2006) und Gladbacher (2008) aufwärts.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Langweilige Clubs ohne Fankultur und Auswärtsfahrer gibt es 2012/13 ja schon genug in der Liga. Drei Beispiele: Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Damit Manager Wolf Werner einen Knipser holen kann, der so häufig trifft wie die Allofs-Brüder.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

So kann Fortuna mal wieder in einer vollen Münchener Arena spielen.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

Damit Maximilian Beister schon kommende Saison in die Arena nach Düsseldorf zurückkehren kann… wenn auch mit dem HSV.

Warum Fortuna in die Bundesliga gehört

„Da kannste jeden in Deutschland fragen: 95 ist einfach nicht zu schlagen!“ (Einer der vielen Südtribünen-Hits.)

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Nachdem vor drei Jahren die Rückzahlungsmodalitäten geklärt worden waren, buchte die Fortuna die aktuell fünf Millionen Euro „Miesen“ aus der Finanzbilanz aus und tilgt diese über das Fernsehgeld. 15 Prozent gehen jährlich in die Abzahlung, weitere 15 Prozent als bislang „unendlich (!) zahlbaren Bonus“ direkt in die Kölmel-Kasse. Dass mit einem Aufstieg die noch vorhandenen Roten Zahlen deutlich schneller schwärzer werden, versteht sich von selbst.

Dafür könnten auch die Zuschauer sorgen. In der Bundesliga dürfte sich der Zuspruch noch einmal erhöhen. Ob’s über 30 000 Dauerkarten und zahlreiche ausverkaufte Matches werden dürften? Mit der Kalkulation bleibt Finanzvorstand Paul Jäger aktuell lieber etwas vorsichtig. Der gemeine Düsseldorfer, so lehrte die Erfahrung bislang, lässt im Misserfolgsfalle schon mal das eine oder andere nicht so interessante Match aus.

Über größere Sponsoreneinnahmen wurde an dieser Stelle schon berichtet. Der schweizer Fortuna-Vermarkter Infront garantiert im Oberhaus für sieben (statt bisher vier) Millionen Euro. Alles Zahlen, die Sportvorstand Wolf Werner einen neuen, deutlich komfortableren Spielraum verschaffen würden. Rund zwölf Millionen Euro soll der Erstliga-Etat für die Mannschaft umfassen. Gut 4,5 Millionen mehr als bisher. Damit läge Fortuna monetär trotzdem am Tabellenende.

Übrigens: Fortuna soll erneut Interesse am BVB-Angreifer Daniel Ginczek (21) haben, wie aus Bochum zu hören ist, wohin der Neheimer zuletzt ausgeliehen war. Der FC St. Pauli und der 1. FC Nürnberg sind an Ginczek ebenfalls dran.