Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf tritt mit ihrer Bestbesetzung bei Hertha BSC in der Relegation an. F95-Trainer Norbert Meier kann wieder auf seine angestammten Verteidiger zurückgreifen. Auf mehreren Positonen sind die Rheinländer klar im Vorteil.
Im feinen schwarzen Zwirn hat sich die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf am Mittwoch nach dem Vormittagstraining auf die letzte Reise der Fußball-Saison gemacht. Um 15.15 Uhr war der Flieger gen Berlin gestartet, wo am Donnerstagabend (20.30 Uhr, Olympiastadion/Live-Ticker auf DerWesten) der erste Vergleich gegen Hertha BSC um den letzten freien Bundesliga-Platz steigt.
Nach 90 Übungsminuten war leichter Optimismus spürbar. Außenverteidiger Johannes van den Bergh meldete sich nach überstandenem Muskelfaserriss spielbereit zurück. „Ich bin willens und fit“, versicherte der Blondschopf, der seit immerhin fünf Spielen ausgefallen war.
Jens Langeneke wieder Abwehrchef bei Fortuna
Und auch Jens Langeneke sollte, nachdem es beim 2:2 gegen den MSV Duisburg zumindest zum Bankplatz gereicht hatte, wieder die Position des Abwehrchefs für den Spanier Juanan einnehmen. Offenbar kann Fortuna-Trainer Norbert Meier, mit Ausnahme seines verletzten Startkeepers Robert Almer, die bestmögliche Besetzung ins Rennen schicken. Ob’s reicht? Die NRZ vergleicht die Protagonisten.
Der Torwart, Kraft versus Ratajczak: Der Ex-Bayer war über weite Strecken der beste Herthaner, besitzt gute Reflexe auf der Torlinie. Und war ein Garant dafür, dass die Berliner überhaupt 16. wurden. Michael Ratajczaks Unsicherheiten in der Strafraumbeherrschung sind bekannt. Deshalb Vorteil: Hertha.
Linker Außenverteidiger, Bastians/Holland vs van den Bergh: Der Ex-Freiburger ist ein Modellathlet: groß, schlank, schnell. Zuletzt hatte mit Fabian Holland der junge Kapitän der U 23 die Nase vorn. Gegen beide ist „Jojo“ van den Bergh in fittem Zustand besser. Vorteil: Fortuna.
Rechter Außenverteidiger, Janker vs Levels: Der Topkämpfer klagt desöfteren über eine weiche Leiste, hat aber Ex-FC-Bayern-Kicker Lell abgehängt. Der gilt als defensiv instabil. Top-Rackerer Levels ist auf Augenhöhe. Vorteil: Fortuna.
Innenverteidiger links, Niemeyer vs Langeneke: Der gelernte „Sechser“ ist groß, deshalb gut bei Standardsituationen gegen das eigene Team und seit Dezember Mijatovic-Ersatz. Papa Niemeyer reist zu jedem Hertha-Spiel aus dem Tecklenburger Land an. Fortune Langeneke ist sportlich mindestens ebenso solide. Konsequenz: Remis!
Innenverteidiger rechts, Hubnik vs Lukimya-Mulongoti: Der schweigsame EM-Tscheche ist bester Hertha-Kopfballspieler, besitzt aber einen Hang zu Eigentoren und übertriebenen Einsätzen mit Selbstverletzung. Fortunas Zweikampfriese Lukimya braucht sich nicht verstecken. Also: Remis!
Der linke Mittelfeld-Sechser, Perdedaj vs Fink: Der im Kosovo geborene Deutsch-Albaner ist ein Kämpfer vor dem Herrn, der körperlich auch an die Grenze gehen kann. Weil Coach Rehhagel den Namen anfangs nicht aussprechen konnte, nannte er den Defensivkicker „Paradies“. Intern heißt Perdedaj übrigens wie der italienische Wadenbeißer vom AC Mailand mit Nachnamen, Gennaro Gattuso. Immerhin hat Perdedaj den Ex-Bayern Ottl ausgeschaltet, dem Rehhagel eine Zweikampfschwäche attestiert. Kurzum: knappes Remis, weil Fink mehr Allrounder ist.
Der rechte Sechser, Kobiashvili vs Bodzek: Der georgische Rekordnationalspieler ist, im Gegensatz zum deutsch-polnischen Kollegen, ein feiner Fußballer. Rehhagel holte den Ex-Freiburger aus der Außenverteidiger-Position heraus. Seitdem klappt bei Hertha auch die Spieleröffnung wieder besser: Vorteil: Berlin.
Linkes Mittelfeld, Ben-Hatira vs Lambertz: Der HSV-Tunesier sorgte mit je zwei Treffern gegen Köln und jüngst Hoffenheim für wichtige sechs Pluspunkte. Zwischenzeitlich war Änis Ben-Hatira ausgeknockt. Grund: ein Überfall an der U-Bahn-Station Neukölln auf seine Zwillingschwester Ines, die sich (leichte) Gesichtsverletzungen zugezogen hatte. Seit März ist der Kicker psychisch wieder in der Spur. Die aktuelle Form spricht für Ben-Hatira, Lauf- und Kampfkraft für Lambertz. Also: Punkteteilung!
Zentrales Mittelfeld, Raffael vs Rösler: Der beste Hertha-Fußballer, den einst Lucien Favre aus Zürich holte, wollte sich in Berlin eigentlich für Barcelona empfehlen. Der Brasilianer ist ballverliebt, manchmal egoistisch, auf vielen Positionen zu Hause – bis auf Verteidiger. Und lässt sich schnell provozieren. Weil das Leichtgewicht noch mehr Dynamik im Tank hat als „Oldie“ Rösler: Vorteil Hertha.
Rechtes Mittelfeld, Ebert vs Bröker: Seit er elf Jahre alt war, spielt Ebert für Hertha. Ist Publikumsliebling mit einem eigenen Song, aber ein schlampiges Ewigtalent, der schon mal mit 1,4 Promille am Steuer erwischt wird. Oder einst mit Raubein Kevin Boateng angeblich Autospiegel abgetreten haben soll. Acht Treffer in 121 Spielen sprechen nicht für Torgefahr. Thomas Bröker (oder auch Maximilian Beister) hat mehr drauf. Punkt für Fortuna!
Alleinangreifer, Ramos vs Ilsø: Der kolumbianische Mittelstürmer ist privat scheu wie ein Reh, kennt auf dem Platz aber keine Angst. Was ihn vom gelegentlichen Zweikampf-Muffel Ilsø unterscheidet. Nach seinem Einsatz bei der Copa America schwächelte der Stürmer lange rätselhaft, war auch nie hundert Prozent fit. Für den Dänen Ilsø könnte die Spätform sprechen. Vorteil Fortuna, weil hier der verletzte Lasogga sicher stärker gewesen wäre.