Düsseldorf. . Im Aufstiegsrennen zur Bundesliga liegen die Nerven mehr und mehr blank. Zuletzt zu sehen beim 0:0 zwischen Fortuna Düsseldorf und dem FC St. Pauli. Natürlich hat Düsseldorf eine tolle Saison gespielt. Der Vorsprung ist aber inzwischen aufgebraucht, weil den Fortunen ihre Bürde anzumerken ist.

Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem Norbert Meier in den Abendhimmel über der Düsseldorfer Arena blickte und vorschlug: „Lasst uns doch mal über Fußball reden.“ Das ist für den Trainer eines Zweitligisten keine ungewöhnliche Bitte, aber Meier hatte es schwer, nach dem 0:0 zwischen seinen Fortunen und dem FC St. Pauli Gehör zu finden. Es ging um andere Dinge an diesem Abend: Um Emotionen und Provokationen, um eine hässliche Spuck-Attacke, um verlorene Leichtigkeit und ein Saisonfinale, das für Düsseldorf – und St. Pauli – die gesamte Palette zwischen Triumph und Scheitern bereit hält.

Was schon bemerkenswert war: 47 487 Fans machten Stimmung, das ist eine prächtige Zahl. Bis auf den kleinen Hamburger Teil hatten sie gehofft, Fortuna würde St. Pauli im Kampf um Platz drei einen krachenden Haken verpassen. Ein Düsseldorfer Sieg hätte die Hamburger noch nicht auf die Bretter geschickt, aber mit fünf Punkten Vorsprung hätte Fortuna eher Kraft und Leichtigkeit für die letzten sechs Runden gefunden.

Alle erwarten vom Herbstmeister Fortuna den Aufstieg

Damit sollte es mit den Anleihen beim Boxen eigentlich genug sein, aber das Spiel erinnerte über weite Phasen an zwei Kämpfer im Ring: müder geworden, ohne den stürmischen Schwung der ersten Runden, beherrscht von der Angst, bei einem Angriff die Deckung aufzumachen und sich einen Konter zu fangen.

„Wir haben überhaupt nichts zu verlieren, wir können nur gewinnen“, sagte Meier deshalb sehr bewusst nach diesem 0:0, das beide Teams keinen Meter an die führenden Vereine aus Frankfurt und Fürth heran und auch nicht entscheidend fort brachte vom fünften im Bunde, Paderborn. Es war Meiers Versuch, die Psyche seiner Profis zu streicheln, ihnen die Last zu nehmen, die sich auf dem langen Marsch zur Herbstmeisterschaft angesammelt hat.

Das Problem ist nur, dass Meiers Aussage stimmt und doch nicht stimmt.

Natürlich hat Fortuna Düsseldorf, das vor der Saison niemand im Aufstiegsrennen auf dem Zettel hatte, eine tolle Saison gespielt und längst mehr erreicht als gedacht. Da liegt Meier richtig: Der Aufstieg wäre, gemessen an der Ausgangslage vor Saisonbeginn, ein unerwarteter Triumph.

Aber die Dinge haben sich eben längst geändert. Düsseldorf ist nach Monaten am spielerischen und kämpferischen Limit ungeschlagen Herbstmeister geworden. Der Vorsprung vor den Verfolgern ist inzwischen aufgebraucht, weil den Fortunen in der Rückrunde ihre Bürde anzumerken ist: Alle erwarten den Aufstieg von einem Herbstmeister, im Grunde eben auch der Herbstmeister selbst. Zwei Siege, sieben Remis und zwei Niederlagen stehen seitdem zu Buche, das ist in der Rückrunden-Tabelle graues Mittelfeld. Fortuna spürt die Last, und Norbert Meier seufzte am Montag: „Ich hoffe, dass die Leichtigkeit zurückkommt.“

Rösler im Blickpunkt

Leicht war’s gegen St. Pauli nie, auch nicht nach 73 Minuten, als der ehemalige Schalker Carlos Zambrano mit Gelb-Rot vom Platz musste. Mangels Toren wurde die Szene zum einsamen Aufreger: Düsseldorfs Sascha Rösler forderte in diesem Moment vehement einen Platzverweis. Schiedsrichter Wolfgang Stark zeigte Rösler dafür Gelb, dann sah Zambrano wegen wiederholten Foulspiels Gel-Rot. Was Stark nicht, die Kameras aber schon erkannten: Zambrano spuckte Rösler an, er traf das Trikot des Düsseldorfer Stürmers. Zambrano droht nun eine längere Sperre, und Rösler, der seinen Ruf als Provokateur seit langer Zeit weg hat, befand: „Ich bin bestimmt kein Kind von Traurigkeit, aber Anspucken geht nicht.“

Das weiß im Grunde auch Zambrano. „Was nach dem Foul passiert, tut mir sehr leid. Ich habe mich grob unsportlich verhalten, und das hätte mir nicht passieren dürfen“, sagte Paulis Spieler gestern.

Es ist, wie gesagt, manchmal schwer, über Fußball zu reden.