Wiesensee. . 17 Jahre lang spielte Kaan Ayhan beim FC Schalke 04. Dann der Karriereknick. Über Fortuna Düsseldorf will er nun zurück in die Bundesliga.
Beim Wort Karriereknick verzieht Kaan Ayhan kurz das Gesicht. 17 Jahre hat er für Schalke 04 gespielt, hat sein Startelf-Debüt in der Champions League im Estadio Santiago Bernabéu von Real Madrid gegeben, mit 18 bei den Profis im Trainingslager in Katar geschwitzt. Die Frage nach dem Karriereknick ist berechtigt, sieht man dem 22-jährigen Profi im roten Shirt der Düsseldorfer Fortuna auf dem Trainingsrasen am Wiesensee im Westerwald zu.
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Und doch betrachtet Kaan Ayhan, der beste Fußballer in Reihen des Zweitligisten, seine Situation anders. Positiver. „Natürlich geht mir Schalke unter die Haut, da fiebere ich mit. Trotzdem habe ich meinen eigenen Job. Mit der Fortuna gehe ich einen Umweg, um wieder in die Bundesliga zu kommen. Das ist manchmal so im Leben, wenn man sich hohe Ziele steckt“, sagt der gebürtige Gelsenkirchener.
Die Suche nach dem Glück ist für Ayhan ein längerer Prozess. Erst spielte der Allrounder, der sowohl Innenverteidiger als auch defensiver oder offensiver Mittelfeldspieler sein kann, für die deutsche Nationalmannschaft. Bei der U17-WM in Mexiko. Dann für die Türkei, weil vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) einst keine Einladung mehr zur U18 kam. „Ich stand immer zwischen beiden Ländern, meine familiären Wurzeln liegen aber in der Türkei“, betont Ayhan.
Unter Weinzierl lief Ayhan bei Schalke Strafrunden
Sportlich riss die Erfolgslinie bei Schalke, wo Ayhan aus der Kaderschmiede von Jugendtrainer Norbert Elgert hervorging. „Er hat mich auf das Business vorbereitet“, sagt Ayhan. In der A-Jugend unter anderem mit Supertalent Max Meyer unterwegs, gab es unter Trainer André Breitenreiter später im Profikader nur einen Einsatz – zu wenig. Als Leihspieler bei Eintracht Frankfurt wurde es nicht besser. Zurück in Gelsenkirchen lief Ayhan bei Trainer Markus Weinzierl vor einem Jahr Strafrunden – weil er zu spät zum Training erschienen war.
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Düsseldorf und die Zweite Liga boten die Chance zum Tapetenwechsel. Und das nicht weit weg von Gelsenkirchen. Eine sportliche Etage tiefer klappte es mit der Spielpraxis, auch wenn Ayhan am Rhein wieder Stolpersteine aufbaute. Nach dem 1:3 gegen St. Pauli gestikulierte der Türke gegen das Gespann um Schiedsrichter Benedikt Kempkes. Das DFB-Sportgericht interpretierte die Handbewegung so, als hätte Ayhan den Unparteiischen Bestechlichkeit vorgeworfen: drei Spiele Sperre, 5000 Euro Geldstrafe. „Ich lebe auch durch Emotionen, und es ist gut für die Entwicklung, die eigenen Grenzen zu spüren“, sagt Ayhan, „aber das war eine ganz dumme Aktion.“
Auch weil sie den exzellenten Eindruck aus der Hinrunde verwischte: Ayhan hatte als Spiellenker Akzente gesetzt. „Da will ich wieder hin. Ich will wieder den alten Kaan finden“, sagt er und denkt dabei auch ein wenig an sein Vorbild: die einstige Liverpool-Ikone Steven Gerrard. „Seine Energie auf dem Platz hat mir immer sehr imponiert. Um das zu bringen, muss aber der Kopf frei sein. Das war bei mir eine lange Zeit nicht der Fall.“
Zumindest verbal ist das Selbstvertrauen dreieinhalb Wochen vor dem Saisonstart gegen Eintracht Braunschweig (31. Juli) zurück.