Warschau/Kiew. Einem Medienbericht zufolge wurde beim Spiel Deutschland gegen Italien ein Bild eingespielt, das bereits vor dem Halbfinale aufgenommen worden war. Es zeigte ein Frau, der eine Träne über die Wange läuft. Das Bild sei vor dem Anpfiff aufgenommen worden, so eine Zeitung. Und die Frau habe aus freudiger Rührung über persönliche Nachrichten geweint.
Die Inszenierung des vermeintlichen TV-Livebildes durch die Europäische Fußball-Union (UEFA) sorgt erneut für Aufregung. Laut eines Berichts der Süddeutschen Zeitung ist die Szene einer weinenden deutschen Anhängerin, die nach den Gegentoren im Halbfinale gegen Italien (1:2) eingeblendet wurde, bereits vor dem Anpfiff aufgenommen worden. Eine ARD-Sprecherin bestätigte den Vorfall.
Die Düsseldorferin hat demnach Mails aus der Heimat erhalten, sie sei während des Spiels weinend riesengroß gezeigt worden - zu ihrer Irritation, denn die Tränen waren ihr in Warschau vor dem Spiel über die Wange gelaufen, und "nicht aus Schock und Enttäuschung, sondern, im Gegenteil, aus wohliger Rührung", wie die SZ schreibt.
EM-Teamchef der ARD ist ungehalten
Jörg Schönenborn, EM-Teamchef der ARD und WDR-Chefredakteur, reagierte ungehalten. "Wir sind erstaunt und irritiert. Diese Bilder sind für uns so nicht akzeptabel - zumal wir mit der UEFA über die Problematik vor wenigen Tagen gesprochen hatten. Wir werden jetzt erneut das Gespräch suchen." Für die Kommentatoren der unterschiedlichen TV-Sender auf der Tribüne des Warschauer Stadions war nicht erkennbar, dass die Szene vor Spielbeginn aufgezeichnet wurde.
Schon während des Gruppenspiels gegen die Niederlande am 13. Juni im ukrainischen Charkow hatte die Weltbild-Regie die TV-Übertragung manipuliert. Mitten in der ersten Halbzeit wurde eingespielt, wie Bundestrainer Joachim Löw einem Balljungen von hinten den Ball aus der Hand schlägt - für die Zuschauer angesichts der Anspannung erstaunlich. Tatsächlich war auch diese Szene vor dem Anpfiff aufgenommen worden.
Die UEFA hatte nach einer Beschwerde von ARD und ZDF angekündigt, künftig auf missverständliche Einblendungen zu verzichten. (sid)