Jungstar Nasri droht Journalist nach EM-Aus Prügel an
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Donezk. . Nach dem 0:2 gegen Spanien erlebten die französischen Fußballer einen schlimmen Rückfall: Besonders Jungstar Nasri fiel mit unflätigen Beschimpfungen gegenüber Journalisten aus der Rolle. Trainer Laurent Blanc wirkt angesichts der neuerlichen Disziplinlosigkeiten schon amtsmüde.
Vielleicht hätte sich Samir Nasri Franck Ribéry zum Vorbild nehmen sollen. Der Bayern-Star hatte gezeigt, wie der Frust kanalisiert werden kann. In der Massensauna der Donbass-Arena herumspazieren, die Schuhe ausziehen, sich ein spanisches Trikot sichern und nichts wie ab unter die Dusche. Auf dem Weg zum Mannschaftsbus der Franzosen, an dem sinnigerweise der Spruch „Une nouvelle histoire, un nouveau rêve, un même but!“ (Eine neue Geschichte, ein neuer Traum, ein gemeinsames Ziel!) lackiert ist, bloß nicht anhalten. Ribéry hat es so geschafft, ohne ein falsches Wort zu entkommen; was vielleicht auch daran liegt, dass der 29-Jährige mit dem Münchner Arbeitgeber schon viel Übung im Umgang mit Nackenschlägen in großen Duellen hatte.
Nasri bezeichnete Reporter als "Hurensohn" und drohte Prügel an
Der fünf Jahre jüngere Nasri, mit Manchester City vor einem Monat in Last-Minute-Manier zum englischen Meister gekürt, hat sich die Mühe der Selbstbeherrschung nicht gemacht, sondern nach dem Viertelfinal-Aus gegen Spanien in der Mixed Zone noch einen Skandal produziert, ehe die Équipe Tricolore am Sonntag endgültig aus Donezk abreiste.
Der aus der Startelf verbannte Mittelfeldspieler wütete gegen einen Journalisten der Nachrichtenagentur AFP: Es fiel schnell die französische Begrifflichkeit für Hurensohn. Dazu drohte Nasri noch Prügel an. Weil: Die Reporter würden „immer nur Scheiße schreiben“. Der 35-fache Nationalspieler nutzte für seine Tirade eine Gossensprache, mit der er früher im Quartier Gavotte Peyret von Marseille vielleicht seinen Alltag meisterte, die jedoch für einen Dialog mit den Berichterstattern bei einer EM eher nicht angebracht ist. Fast wortgleich fielen jene Sätze, mit denen bei der WM 2010 der Rebell Nicolas Anelka den damaligen Trainer Raymond Domenech im südafrikanischen Küstenort Knysna beleidigt hatte.
Französische Jungstars scheinen Bezug zum Leben verloren zu haben
Nasri ist nicht irgendwer; eigentlich gilt der Edeltechniker seit jeher als eines der größten Talente Frankreichs. Als sein Mentor wurde stets Zinedine Zidane genannt – Nasris Verfehlung am 40. Geburtstag des Idols steht exemplarisch für den Werteverfall bei der Grande Nation. „Für Nasris Image ist das sehr schlimm, aber auch für das der Mannschaft“, sagte Trainer Laurent Blanc am Tag danach dem Fernsehsender TF1.
Der bedächtige Monsieur hat längst registriert, dass ihm die einende Kraft für diese Rasselbande fehlt; dass viele seiner Jungstars den Bezug zum realen Leben verloren haben; weil sie falschen Versprechungen erliegen; weil sie mit dem frühen Reichtum nicht umgehen können. Gut möglich, dass nun auch der 46-Jährige keine Lust verspürt, diese kaum erziehbare Zweckgemeinschaft durch die schwierige WM-Qualifikation zu manövrieren.
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